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Das Bienenmaedchen

Das Bienenmaedchen

Titel: Das Bienenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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eine ruhige Art an sich, die manche Leute vielleicht als abweisend bezeichnet hätten. Beatrice empfand ihn aber nur als zurückhaltend. Sie fragte sich, ob Dougie und Judy sie absichtlich verkuppeln wollten, und ärgerte sich, weil Judy sie nicht vorgewarnt hatte.
    »Bist du beurlaubt wie Dougie, oder hast du nur diesen Abend frei?«, fragte sie.
    »Wir haben beide eine Ausgeherlaubnis für vierundzwanzig Stunden«, antwortete er. Seine Stimme war tief, beinahe rau. »Sind diesen Nachmittag von Aldershot gekommen.« Sein Lächeln war träge und ernst, dafür aber nicht weniger echt. »Du bist mit Judy hier einquartiert, nehme ich an. Was für eine Art Unterkunft ist das?«
    »Das Wohnheim? Es besteht aus zwei großen Reihenhäusern, die eilig dafür umgebaut wurden. Eher ein Kaninchenbau – mit einer Hausmutter, die wie ein Drachen umherstreift.«
    »Ihr armen Häschen!«, rief er, und sie lachte.
    »Wir sind ziemlich gut darin, an ihr vorbeizuschleichen. Es könnte schlimmer sein. Bei einem Angriff fühlt sich das Haus auf tröstliche Weise stabil an. Wenn’s ganz schlimm ist, schlafen wir im Keller.«
    »Was schon vorgekommen ist, wie ich weiß. Schau mal, sieht aus, als würden diese Leute da gehen. Sollen wir?«
    Sie eilten hinüber, um sich eine der Plüschbänke zu sichern, die an den mit roter Seide überzogenen Wänden standen. Dougie und Judy folgten ihnen mit den Getränken.
    Der ganze Nachtclub ist herrlich glamourös, dachte Beatrice. Sie bewunderte die purpurnen Samtvorhänge und den burgunderroten Teppichboden, der im matten Licht schimmerte. Sie war froh, dass sie hergekommen war. Die Band spielte ein ruhiges Stück, und einige Paare glitten langsam über die Tanzfläche. Es dauerte nicht lange, bis Judy und Dougie aufstanden und sich ihnen anschlossen. Beatrice und Guy blieben bei den Getränken. Nach ein paar Minuten wurde die Musik lebendiger und lauter, und sie mussten auf dem Sofa ziemlich eng zusammenrücken, um sich zu verständigen.
    »Ich kenne Dougie noch nicht lange«, sagte Guy. »Ein fröhlicher Bursche, was? Ich genieße seine Gesellschaft.« Da er aus Wales stamme, erzählte er, kenne er nicht viele Leute in London, hoffe aber, einen alten Schulfreund zu treffen, der ihm geschrieben habe, er sei in der Stadt.
    Dougie und Judy kamen zurück. Sie hatten ein paar andere Freunde getroffen, und schon bald saß eine ganze Clique rund um ihren Tisch. Ein außergewöhnlich schönes Mädchen mit sarkastischem Gesichtsausdruck und dem Aussehen einer Italienerin setzte sich auf die Lehne von Beatrice’ Sofa und erzählte einem untersetzten jungen Oberleutnant irgendeine Geschichte über ihren Bruder. Dann erwähnte sie den Namen einer Schule, und Beatrice konnte nicht anders, als das Gespräch zu unterbrechen.
    »Du warst dort?«, fragte sie den jungen Mann. »Du kennst nicht zufällig jemanden namens Wincanton? Seine Schwester ist eine Freundin von mir.«
    Der Oberleutnant sah sie bestürzt an. »Und ob! Ed Wincanton war in meinem Jahrgang. Du hast die Nachricht gehört, nehme ich an?«
    »Ja«, erwiderte Beatrice traurig. »Armer Ed.«
    »Du kennst bestimmt die Eltern«, sagte er. »Wie haben sie es aufgenommen? Schlecht, vermute ich.«
    »Schrecklich«, antwortete sie, und die Erinnerung an ihre Begegnung mit Angelina und Oenones Verzweiflung stürmte auf sie ein.
    »Und sein Bruder war ein paar Jahrgänge unter mir. Peter, glaub ich, hieß er.«
    »Richtig. Bist du ihm in letzter Zeit mal über den Weg gelaufen?«, fragte Beatrice. »Irgendwie weiß niemand genau, was er so treibt.«
    »Ich erinnere mich an Peter Wincanton«, fiel ihr die italienische Schönheit ins Wort. »Er hat mal bei meinem Bruder gewohnt. Ich fand ihn unhöflich.«
    »Das hat er bestimmt nicht so gemeint«, sagte Beatrice. »Er ist schüchtern, weißt du.«
    »Schrecklich unbeholfen. Was macht denn sein Vater im Moment?«, fragte die Schönheit. »Ist er in der Regierung oder so?«
    »Ich glaube, er ist ein hohes Tier im Kriegsministerium«, antwortete Beatrice. »Ist ein bisschen unklar.«
    »Wer weiß schon, was jemand in diesen Zeiten macht«, sagte Guy, der das Gespräch verfolgt hatte. »Niemand will einem irgendwas sagen.«
    Die Band hatte ein bekanntes Lied angestimmt, und ein Paar nach dem anderen aus der Gruppe verschwand auf die Tanzfläche.
    »Möchtest du …?«, sagte Guy.
    Beatrice fragte sich, ob er sie nur aus Höflichkeit zum Tanzen aufforderte.
    »Es macht mir wirklich nichts aus, hier sitzen zu

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