Das Biest in ihm (German Edition)
nicht in ein Gespräch. Nina wartete.
„Der fängt sich schon wieder. Liegt sicher nur an Nathans Jagdverbot.“
„Welches Jagdverbot?“
Jean schob seine Buschbrauen übereinander. „Es ist zu gefährlich für uns, jetzt, da die Schwarzklauen hier rumhängen. Also heißt es hungern, bis wir die Kerle brockenweise im Forst verstreut haben.“ Er stopfte die Hände in die Taschen und ging Richtung Caf e teria.
Nina lehnte am Cabrio. Eine orange geblümte Fleecedecke unter dem Arm und eine Bad e tasche über der Schulter. Ihr strahlendes Lächeln verschwand, als Hektor mit dem Jeep auf sie zuhielt. War er verrückt geworden? Vincent rannte.
Direkt neben ihr bremste er ab und klappte die Tür auf. Er hielt ihr die Hand hin. Nina verschränkte die Arme vor der Brust.
„Steig endlich ein. Du bist mir eine Fahrt schuldig.“
Er wechselte auf den Beifahrersitz, wollte sie in den Wagen ziehen. Als er Vincent hi n ter ihr auftauchen sah, zuckten seine Lefzen.
„Sie verbringt den Tag mit mir.“
Hektors Lachen klang wieder nach Köter. „Mal wieder? Dann sollte ich mich wohl von meiner Schwester gebührend verabschieden. Wer weiß, ob ich sie jemals wieders e he . “
Hätte er die Tür nicht zugeschlagen und wie ein Besessener Gas gegeben, Vincent hä t te ihn aus dem W a gen geholt.
„Was für ein Arsch!“ Nina hatte Tränen in den Augen.
„Eben hat er mit Jean gestritten. Scheint eine finstere Phase zu haben.“
Ein paar von Ninas Strähnen sahen golden aus. Vincent tauchte die Nase in ihre Ha a re. Mit jedem Ate m zug verschwand mehr Ärger über Hektor. Dafür füllte sich alles in ihm mit Nina an.
„An welche Art Training dachtest du?“ Er küsste sich über die Schläfe zu ihrem Mund vor . Nach dem zweiten zärtlichen Biss in die Lippe entspannte sie sich.
„Ich brauche Sonne, Wasser und das Gefühl von Normalität.“
Ninas Scherze waren drollig. „Im Wasser würdest du erfrieren und Normal i tät ist keine Option in deinem Leben.“
Nina senkte den Kopf. „Bitte, nur so tun, als ob. Solche Tage tun gut.“
Ohne sie aus dem Arm zu lassen, öffnete er die Tür, setzte sie auf den Sitz und schnal l te sie an. Erst dann musste er sich von ihr trennen. Nach außen hin hatte sie den Tod des Grauen gut verkraftet. Doch hatte sie ihm nicht selbst gesagt, dass sie eine hervorrage n de Lügnerin war?
„Fahr mich zum Wannsee. Sonne tanken.“
„Ich liebe deine Blässe.“
„Ich nicht.“
In aller Ruhe, mit Musik aus dem Radio und wehenden Haaren, fuhren sie durch Be r lin. Völlig normal, wie ein Paar, das sich einen derben Sonnenbrand abholen wollte.
„Alle schönen Orte sind zu weit von mir weg.“ Sie schloss die Augen und i n halierte den Kiefernduft. „Dein Zuhause, der Wannsee, die frische Luft.“ Sie legte ihre Hand auf sein Bein.
Es fühlte sich wunderbar vertraut an. „Wir sind nicht die einzigen Sonnenhun g rigen.“
Dicht an dicht parkten die Autos.
„Macht nichts. Wir brau ch en nur die Breite einer Decke.“
Vincent warf einen Blick in die überdimensionierte Badetasche. „Ist da ein Picknick drin? Ein noch z u ckender Wildschweinschenkel oder eine Rehhälfte?“
Seltsam, wie Hunger auffiel, wenn man ihn nicht stillen durfte. Seine Rettung würden die toten Fleisc h scheiben sein, die Paul anschleppte.
Nina runzelte die Stirn. „Konzentrier dich auf die Illusion von Normalität. Ich brauche s ie heute, wenn du nicht willst, dass ich heulend zusammenbreche.“
„Entschuldige.“
„Nein.“
Ihre erhobene Hand beendete das Thema. Sie ging vor ihm über den Sandweg zum Seeufer, wo sich zu viel e Städter tummelten. Wild entschlossen wehte sie die Decke auf einen der wenigen Plätze, die mehr als einen Schritt Platz zum Nac h barn boten, ließ die Tasche von der Schulter ru t schen, schleuderte die Flip Flops von den Füßen und setzte sich. Vincent betrachtete ihren kerzengerade au f gerichteten Rücken. Dachte sie, es sei leicht für ihn? Er berührte ihre Schulter, sie zuckte seine Hand fort , drehte den Kopf auf die andere Seite. Laut Paul gehörten Frauen zu den kompliziertesten Wesen des Unive r sums. Das war einer der Gründe, weshalb er heterosexuelle Männer aus Prinzip nicht verstand. Die komplizierte Angelegenheit, die neben ihm saß, verstand Vincent. Er kon n te ihr nur nicht helfen und ihre Ablehnung begann wehzutun.
Er zog sein Shirt aus, legte sich zurück und versuchte, sich von der Wärme der Sonne n strahlen von seinen schlechten Gefühlen
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