Das Biest in ihm (German Edition)
Fürchten wir etwas, werden sie eng, um die Gefahr besser erkennen zu können.“
Die Bilder waren eine Zumutung. „Hast du Filmarchive geplündert?“
„Ja. Lass die Augen auf.“
„Verdirbt es sonst das Testergebnis?“ Vincent brauchte eine Pause.
„Scherzkeks.“
Die nächste Schublade rastete ein.
„Ich kotz dir gleich auf deine Apparatur.“ Aus was für kranken Filmen stammte das Material?
Gabriel hatte sich mit dem Rücken zur Leinwand gesetzt. „Siehst du? Vincent ist nicht so krank wie ihr.“
Tristan stöhnte und ein weiteres Prachtexemplar landete im Papierkorb. „Ich sag doch nicht, dass mir dieser Dreck gefällt. Er ist notwendig, um mehr über die psychischen Veranlagungen des Probanden und die daraus resultierende B e schaffenheit seines Ankers herauszufinden.“
„Und warum sind dann keine Sommerurlaubsbilder von Nina am FKK-Strand d a bei?“
Tristan wusste doch über die Beschaffenheit seines Ankers mehr Bescheid als Vincent. Warum zwang er ihm dieses Gemetzel auf?
„Wir bringen keine Frischlinge zum Sabbern.“
Ein schüchternes Räuspern von links erinnerte ihn daran, dass Gabriel auch noch a n wesend war. „Trägst du mir das Ding mit Nina eigentlich noch nach?“
„Worauf du dich verlassen kannst.“ Das drohende Knurren gelang ihm hervo r ragend. Gabriel bekam große Augen und brauchte ein paar Sekunden, bevor er den Spaß als so l chen erkannte.
„Okay.“ Gabriel bekam langsam wieder Farbe i m Gesicht. „Jetzt sind wir aber quitt, oder?“
„Nein . “
Seine Lippen wurden wieder blutleer. „Ich dachte, ich scheiß mir ins Hemd, als du plötzlich als Biest durch die Büsche auf mich zugesprungen bist. Hey, ich hatte innerhalb einer Sekunde mit meinem Leben abgeschlossen.“
In Tristans Miene zuckte es verdächtig. „Mann , war das lustig! Als du da mit herunte r gelassenen Hosen gestanden hast , quiekend wie ein kleines …“
„ War es nicht.“ Vincent zielte und die Diaschublade landete als Ganzes im Müll. „Nichts war lustig in dieser Nacht.“
Als Tristan Vincents Wink zu Gabriel folgte, blieb ihm sein dämliches Gerede im Hals stecken. „Tut mir leid, Kleiner.“ Tristan legte den Arm um ihn und gab Vincent ein Ze i chen, dass er den elenden Diaprojektor ausschalten sollte.
Das wurde auch Zeit.
„Wir wissen, dass es kein Zuckerschlecken für dich, Nina und Simon ist.“
Gabriel schluchzte trocken. „Simon? Dem macht das doch nichts aus. Ich geh jede Wette ein, dass sich sein Biest früher oder später noch bei ihm meldet.“
„Wollen es nicht hoffen.“ Tristan hievte ihn hoch. „Lass uns deine bestandene Pr ü fung in was weiß ich was feiern. Wir haben jetzt einen Vladimir Spezial-Trunk nötig.“
Nina rief an. Ihr Name auf dem Display war ein schöner Anblick.
„Kommst du nicht mit, Vincent?“
„Später, feiert schon mal los.“
Erst als beide raus waren, ging er ran.
„Die Sonne scheint.“ Nina klang bedrohlich motiviert.
„Hallo Sonnenschein!“
Sie lachte. „Im Sc hatte n sind es fünfundzwanzig Grad Celsius.“
„Schön, ich hocke in nem Loch ohne Fenster und wurde mit Horrorbildern traktiert.“
„Du Armer! Ich hab ne Decke dabei.“
„Training? ”
„ Feldforschung. Komm raus.“
Noch einen tiefen Atemzug. Liebe verletzt nicht. Liebe genießt und wird g e nossen. In seinem Kopf hallte eine Klangschale, als er zügig den Korridor entlan g ging. Wenn ihm nur keiner entgegenkommen würde, wäre alles gut.
„ Bleib steh e n. Ich rede mit dir!“
Jeans Bassstimme dröhnte gedämpft aus einem der Lagerräume. Ein wütendes Knu r ren war die Antwort. Es klang nach Hektor.
„Du spielst dich nicht mehr als mein Vater auf.“
„Eins um die Löffel kriegst du gleich!“
Etwas polterte und das Knurren wurde lauter.
„Wo warst du gestern? Schiss vor dem Kampf?“
Es war seltsam, dass Lachen wie Bellen klingen konnte . „Mein eigenes Leben führen. Ich bin nicht we i sungsgebunden.“
„Du gehörst zur Gemeinschaft. Schließ dich nicht aus. Wenn Nathan erfährt, dass du …“
„Nathan!“ Hektor spuckte den Namen aus. „Er ist ein Dompteur. Er dressiert. Ich bin kein Pudel, der im Zirkuszelt Männchen macht.“
Die Tür flog auf und Hektor stürmte an ihm vorbei.
„Kleiner Scheißer!“ Mit wutverzerrtem Gesicht brüllte Jean ihm hinterher , aber Hektor reagierte nicht.
„Verdreschen sollte man den. Ihm die bekloppten Ideen aus dem Hirn ziehe n .“
„Stress?“ Hoffentlich verstrickte Jean ihn
Weitere Kostenlose Bücher