Das Biest in ihm (German Edition)
regelmäßig unter der kalten Dusche z u sammen.“ Dass sie dabei schrie und wimmerte, ve r schwieg sie. Marcel sah auch so schon erschrocken genug aus.
„Warum? Dreh doch das Wasser warm.“ Er nahm ihre Hand, fühlte ihre Stirn.
„Geht nicht. Dann verglühe ich.“
Marcel sog scharf die Luft ein. Er fasste sie an den Schultern, schüttelte sie. „Nina. Werde wieder klar im Kopf. Du sollst seine Hüterin sein.“
„Lass mich los. Ich will dir was zeigen.“ Kurz nach Mitternacht war sie hochg e schreckt. Nach dem intensivsten Liebestraum ihres Lebens. Um Marcel nicht zu wecken, hatte sie sich im Bad eingeschlossen. Als ihm das zerrissene T-Shirt auf den Schoß flog, sah er nicht auf.
„Wer war das?“
„Ich. Letzte Nacht, während meiner Träume.“
Marcel schüttelte den Kopf. „Du bist verrückt.“
„Ich kenne das Mittel, das mich heilen wird.“
Marcel sah hoch. „Heilen oder töten. Wie soll ich dich auf ihn loslassen, wenn du dich weniger im Griff hast als er?“
Wenn sie nicht auf ihn losgelassen würde, würde sie in jedem Fall sterben.
„Vorsicht! Alle größte Vorsicht oder ich nehme euch beide an die Leine . Vincent ist noch lange nicht so weit, deinem Gefühlsansturm standzuhalten. Nicht als Mensch. Und als Tier willst du ihn nicht. Das kannst du mir unbes e hen glauben.“
Während der Fahrt verdrängte sie einen schrecklichen Gedanken nach dem anderen. Vincent musste da sein. Für sie.
Angst und Blut. Und wieder der Haken, der das Tier vor ihm retten sollte. Vi n cent war ihm zu nah. Erst ein Mal. Ein Mal die Pranke in das vor Angst harte Fleisch seiner Beute. Doch noch flüchtete sie. Noch. Hetzt e über nasses Moos, altes Laub.
Einknickende Hinterläufe und der scharfe hohe Ton der Todesangst. Die Kraft schwand. Noch ein wenig. Noch etwas schneller. Dann gab sie sich auf. Der Biss im Sprung. Tief in den Nacken. Es fiel. Das war Leben. Warm, nass, pulsierend. Das schw a che Zucken rettete es nicht. Es lag. Es starb. Die Beute war sein.
Etwas pirschte sich ran, fauchte. Der Sprung kam zu schnell, drückte ihn ru n ter. Das fremde Biest kauerte auf ihm. Zu schwer. Zu stark.
„Er ist noch am Leben, denke ich.“
„Na, ja. Gerade mal so, oder?“
„Ist das sein Blut?“
„Das auf dem Gartenweg oder das an seinem Körper?“
„Beides.“
„Nimm den Schlauch und spritz die Steine sauber, bevor es einer sieht.“
„Wessen Blut, hab ich gefragt.“
„Das hier ist seins, das auf dem Weg stammt von einer Wildsau.“
„Liegt der Kadaver hier irgendwo rum?“
„Nein, habe schon nachgesehen. Sieht so aus, als hätte er sich beim Essen b e kleckert. “
„Tristan, füll den Eimer dort und komm damit her.“
Die Dunkelheit, in der Vincent langsam nach oben trieb, löste sich auf. Gott, war ihm schlecht. Ein bre n nender Schmerz zog sich quer über seinen Rücken und etwas Hartes bohrte sich in seinen Bauch. Ein Schwall kalten Wassers ließ sein Herz krampfen. Wer immer das war, er würde ihn lynchen.
„Hey Vincent. Alles gut?“
Der Höckernasige von gestern stand mit schiefem Grinsen über ihm. Tristan. Sein Name war Tristan.
„Bevor du dich umsiehst und wieder tot umfällst, könntest du mir erst mal z u hören?“
Nein, nicht hören.
„Geh mal zur Seite, der kotzt dir gleich auf die Füße!“
Marcel war da. Was machten die hier? Und wo war hier? Er musste auf die Beine kommen. Die Augen aufkriegen. Sein Kopf platzte und die Hirnmasse spritzte durch die Gegend. Nein, doch nicht. Er saß noch auf seinen zuckenden Schultern und wartete, bis der Schwall aus seinem Mund versiegen würde.
„Meine Fresse! Vincent! Was hast du letzte Nacht angestellt?“
Tristan reichte ihm einen schmutzigen Lappen und Vincent verteilte mit zittrigen Hä n den den Schleim im Gesicht.
„Noch mal.“
„ Was, noch mal? Musst du noch mal kotzen?“ Marcel stöhnte. „Muss das sein? Es stinkt auch so schon genug.“
„Noch mal einen Eimer mit Wasser, du Arsch.“ Ihm war immer noch schlecht und die Schlieren in seinem Gesicht machten es nicht besser. Auch nicht die Pfütze vor ihm.
„Was ist denn hier los?“
Nina. Oh nein! Nicht sie und er in diesem erbarmungswürdigen Zustand. War sie nicht eben noch bei ihm gewesen? In diesem Unwetter? Nein, das war längst vorbei. Er hatte geschlafen, den ganzen Tag. Dann war es Nacht g e worden. Und dann?
„Raus mit dir, Schwester!“
Danke, Marcel.
„Er lebt und hat sich gleich wieder.“
Vincent versuchte, wenigstens
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