Das Bildnis der Novizin
Blaus und ihrer weißen, zarten Haut. Mit einer geschmeidigen Bewegung schob er ihr das Nachthemd hoch, zog es ihr aus. Jetzt war der blaue Seidenstoff alles, was sie bedeckte.
Seine Finger fuhren an seinen Gürtel, knöpften ihn hastig auf. Er riss sich die Kutte herunter. Sein Geschlecht pochte drängend. Ihr Körper lag blau wie das Meer unter ihm, als er sich über sie stemmte, die Hände über den Stoff gleiten ließ, dann unter den Stoff fasste und ihre nackte Haut liebkoste, ihre vollen Brüste, den wild pochenden Puls an ihrem Hals, den prallen Bauch, das Haarbüschel zwischen ihren Beinen, die weiche Innenseite ihrer Schenkel. Sanft drückte er ihre Knie auseinander und legte sich zwischen ihre Beine. Er stützte sich mit seinen Armen ab, um sie nicht mit seinem Gewicht zu belasten. Behutsam drang er in sie ein.
Zum ersten Mal verspürte Lucrezia eine überwältigende Lust. Mit jeder Zelle ihres Körpers spürte sie die Liebkosungen des Malers, den Druck seiner Finger auf ihrer Haut, seine harte, pralle Fülle in ihr. Ihr Atem wurde flacher, kürzer, ihre Augen rollten nach innen. Der Maler beobachtete ihr Gesicht. Ihre Lippen teilten sich, sie begann leise zu stöhnen. Er bewegte sich langsam in ihr, flüsterte ihren Namen.
Lucrezia ließ sich gehen. Sie fühlte sich wachsen, schwoll an von dem kleinen Punkt zwischen ihren Beinen und umfasste schließlich die Tiefe und Weite der ganzen Welt. Sie schrie auf. Ihr Körper erzitterte, aus dem Stöhnen wurde ein Seufzen und Fra Filippo wusste: Egal, was die Menschen über seine Sünden sagen mochten, er war sicher, dass sich für ihn das Himmelreich geöffnet hatte.
Lucrezia zog zur Ostermesse ein einfaches blaues Kleid an. Sie konnte noch immer die Hände des Malers spüren, den sanften Druck seines Körpers, ihre überraschende Reaktion. Noch nie war sie so zärtlich geliebt worden, nie hatte sie sich so schön gefühlt.
Träge kämmte sie ihr Haar. Es roch nach der Kamille, mit der sie es ausgespült hatte, aber auch nach Holzrauch und Gipsstaub, den der Maler immer mit seiner Kutte ins Haus brachte. Sie strich mit den Händen über ihren schwangeren Bauch, wartete auf das Strampeln ihres Kindes. Als es kam, lächelte sie.
»Filippo?«, rief sie.
Sie ging in die Küche. Er war in der Werkstatt. Sie hörte ihn dort die Stoffe wegräumen. Rasch schob sie den Vorhang beiseite und trat zu ihm ins Atelier. Doch noch bevor sich sein Blick zärtlich auf sie richten konnte, sah sie eine Bewegung, die ihre Aufmerksamkeit auf das große Atelierfenster lenkte, das zur Piazza wies.
Eine rote Robe tauchte dort auf, gefolgt von einer Hand, die durchs Fenster hereingriff. Lucrezia schrie auf. Fra Filippo ließ den lila Seidenstoff fallen und wirbelte herum. Er rannte zur Tür und riss sie auf.
Niemand zu sehen. Er hatte nichts anderes erwartet.
»Wer war das am Fenster?«, fragte Lucrezia bleich, beide Hände schützend auf ihren Bauch gepresst.
»Ach, da war nichts«, meinte Fra Filippo wegwerfend. »Doch, doch da war etwas«, insistierte sie. »Da hat jemand versucht durchs Fenster zu klettern. Jemand in einer roten Robe.«
»Wer immer das war, der soll sich bloß nicht noch mal erwischen lassen.«
Seine Worte verhüllten seine wachsende Angst. Die tiefe innere Ruhe, die ihm Lucrezias Körper verschafft hatte, verließ ihn wieder. Es war Ostersonntag – das konnte doch unmöglich Inghirami gewesen sein, an einem solchen Tag, an dem er so viel zu tun hatte?
22. Kapitel
In der vierten Woche nach Ostern, im Jahre des Herrn 1457
I n der Hauptkapelle ging es an jenem Tag besonders hektisch zu. Fra Diamante war wieder einmal abberufen worden und es gab noch viel zu tun, bevor der Feinputz gemischt werden und aus den Entwürfen die farbenfrohen Figuren von König Herodes und seinen Bankettgästen erstehen konnten. Der Maler meinte die biblische Macht des Königs förmlich in den Fingerspitzen zu spüren und wollte mit dem Malen beginnen, bevor das Gefühl wieder verschwand.
»Los«, fauchte er Tomaso an. »Der Gips muss trocken sein, damit wir anfangen können.«
Giorgio spannte einen Faden, um die Genauigkeit der Perspektivlinie zu überprüfen. Der junge Marco zerstieß derweil Pigment für eine frische Portion Neapelgelb.
»Du auch, Giorgio, beeil dich. Und du, Marco, wie lange brauchst du eigentlich, um ein paar Eigelb zu mischen?«
Frustriert von dem schleppenden Fortgang der Arbeiten, richtete der Maler seine Gedanken auf das Altarbild für die
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