Das Bildnis der Novizin
gelesen, was dort steht, Filippo«, hauchte sie. »Wir sind noch nicht Mann und Frau. Erst wenn wir unser Gelübde vollzogen haben.«
Der Mönch fasste sie zärtlich am Kinn. »Weißt du auch, was du da sagst?«
Sie nickte, beugte sich vor, ihr Kopf berührte fast seine Schulter. »Ja.« Sie umfasste seine Hand, mit der er ihr Kinn festhielt. Ihre zarten, glatten Finger streichelten seine starken Fingerknöchel. »Ich will deine Frau werden. Heute Nacht. Jetzt.«
»Lucrezia.« Ihr Name füllte seine Kehle. Sanft presste er die Lippen auf ihren Mund.
Seine Lippen waren trocken und kühl, doch sie spürte, wie sie bei ihrer Berührung voller und feucht wurden. Sie schloss die Augen, sah das geliebte Gesicht vor sich, die forschenden, gütigen blauen Augen, seine große, starke Gestalt, die geschickten Hände. Sie versuchte ihr Zittern zu unterdrücken und darauf zu vertrauen, dass das, was jetzt kam, nicht beängstigender war, als was jede junge Braut in ihrer Hochzeitsnacht erlebte.
»Filippo«, flüsterte sie, »liebst du mich wirklich?«
»Ich liebe dich, Lucrezia.«
Der Maler drehte sich vorsichtig auf die Seite, hob einen Zipfel der Decke und zog Lucrezia zu sich auf seine Bettstatt. Dann beugte er sich über sie und liebkoste sie mit seinen Lippen: die Wangen, die Ohren, den Hals. Er hielt inne, als er die Stelle erreichte, wo der harte Griff des Generalabtes eine Kette kleiner Blutergüsse hinterlassen hatte. Er küsste jeden einzelnen.
»Ich liebe dich«, wiederholte er. »Ich liebe dich.«
Ungeschickt öffnete er ihre Haarspange und breitete ihr goldenes Haar auf dem Kissen aus. Er küsste die Haarspitzen, rieb seine Wange an ihrer seidigen Glätte. Dann hob er ihre Arme und zog ihr das Unterhemd aus. Sie spürte seine großen Hände an ihren Schultern, dann auf ihren runden Brüsten. Seine Fingerspitzen spielten mit ihren Nippeln.
Filippo streichelte sie, küsste sie. Ihr Atem kam stoßweise. Nichts bedeutete mehr etwas außer ihren beiden Körpern, warm und sicher, eng aneinandergeschmiegt. Sie würde seine Frau sein. Sie würde vor nichts mehr Angst haben müssen.
Er richtete sich auf und betrachtete sie im weichen Schein des Feuers. Lucrezia zwang sich zu lächeln und nickte. Die Hände des Malers wanderten von ihren Schultern zu ihren Schenkeln. Sie zuckte unwillkürlich zusammen, musste an den heißen Atem und das brutale Eindringen des Generalabtes denken. Der Maler murmelte beruhigende Worte, als könne er ihre Gedanken lesen. Dabei hielt er sie fest in seinen Armen, presste sich behutsam, aber insistierend an sie, deckte sie mit der Wärme seines Körpers zu. Sie spürte die harten Muskeln seiner Beine an ihren Schenkeln, seine starke Hüfte an ihren weichen Kurven.
Seine breiten Fingerspitzen tasteten sich zu ihrer Scham vor und sie musste all ihre Willenskraft aufbieten, um nicht zurückzuweichen. Stattdessen holte sie tief Luft. Filippo führte seine Hand an den Mund und leckte seine Finger. Dann schob er sie vorsichtig wieder unter die Decke und begann sie zu streicheln, vor und zurück, über jene Knospe, die unter seinen erfahrenen Händen zu erblühen schien. Ein leises Stöhnen kam über ihre Lippen, und diese Bekundung ihres Gefallens erregte ihn. Sanft spreizte er ihre Beine und legte sich dazwischen. Sie stieß einen leisen Schreckensschrei aus.
»Alles in Ordnung, Liebste?« Die Stimme des Malers war tief und heiser.
Sie machte die Augen auf. Sein Gesicht war dem ihren jetzt sehr nahe, und die Wärme seines Blickes, die Liebe, die sie in seinen Augen sah, beruhigten sie. Sie legte ihre Hand an seine stoppelige Wange und nickte.
Langsam, ganz langsam, spürte sie eine Hitze, etwas Großes in sich eindringen. Er füllte einen Ort in ihr, von dem sie nicht gewusst hatte, dass dort eine Leere war.
Lucrezia saugte den vertrauten Duft des Malers nach Wein und Gesso in sich ein, und ihr wurde klar, was es bedeutete, zu lieben. Bis zu diesem Moment hatte sie nicht gewusst, was es hieß, wenn sich zwei Körper in Liebe vereinigten. Die Dankbarkeit, die sie empfand, machte das Unbehagen, das er ihr mit zunehmendem Vordringen verursachte, mehr als wett. Dann begann er sich, langsam zuerst, in ihr zu bewegen. Er küsste ihre Augen, ihre Lippen, sie spürte seinen Mund feucht auf ihrer Stirn. Er stöhnte ihren Namen. Dann versteifte er sich jäh, erzitterte am ganzen Körper, und Lucrezia umklammerte ihn fester; seine vollkommene Hingabe überraschte sie. Sie spürte etwas Nasses
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