Das bisschen Haushalt
Steigerung des Wohlbefindens.“ „Von mir aus, wenn du meinst, dass denen das ’ne Freude macht. Du kannst deine Idee ja nochmals mit Klaus besprechen.“
Ich bin froh, als die Kindergartenleiterin auf der Bühne erscheint und Frau Lindner, die Autorin, Regisseurin, Puppen-und Schauspielerin des Ein-Frau-Theaterstücks endlich ankündigt. „Wollt ihr alle wissen, ob Spielzeug in der Nacht lebendig wird?“ fragt sie die Zuschauer. „Jaaaaaa!“, schmettern ihr die 80 Kinder im Chor entgegen. Und tatsächlich: Teddybär Knöxer wird um Mitternacht lebendig, aber die Hexe Olga zaubert ihm ein Ohr ab. Gemein! Fies! Böse! Die Kinder sind entsetzt und schreien wild durcheinander. Wie kann man dem süßen Knöxer auch nur ein Ohr wegzaubern. Jetzt sind die Kids gefordert; sie sollen dazu beitragen, dass der Teddybär sein Hörorgan wiederbekommt. Gut, dass es Lotte gibt. Lotte ist eine lebensgroße Puppe, die sich in einer Kiste im Spielzeugladen versteckt hat. Sie ist die Komplizin der Kinder. Letztere müssen nun mithelfen, die Hexe Olga milde zu stimmen. Dazu müssen sich einzelne Kinder verkleiden und als Giraffe oder Roboter einen Umzug veranstalten.
Ich weiß nicht warum, aber meistens habe ich das „Glück“, bei solchen Mitmachgeschichten ausgewählt zu werden. Aber heute wird mir das nicht passieren! Ich wende die klassische Strategie in solchen Fällen an, blicke teilnahmslos durch die Gegend, senke meinen Blick zu Boden und versuche, mich so klein wie möglich zu machen.
Das Schicksal meint es nicht gut mit mir. Die Kinder dürfen entscheiden, welcher der Erwachsenen als Elefant beim Umzug mitwirken darf. Und schon habe ich die Arschkarte gezogen. Wild gestikulierend lenkt Rebecca die Aufmerksamkeit der an-deren Kinder auf mich: „Mein Papa, mein Papa!“ Ich werde abwechselnd rot und blass, mein Puls erreicht einen lebensbedrohlichen Wert, meine Hände werden feucht - ich umklammere die Sitzbank mit meinen Füßen. Es nutzt nichts. Lotte kann sich dem Willen der jungen Zuschauer nicht verschließen und bittet mich schließlich auf die Bühne. Dort flüstert sie mir ins Ohr, dass links hinter dem Vorhang die Elefantenverkleidung läge und ich nichts anderes zu tun hätte, als mit der Giraffe, dem Roboter und dem anderen Getier im Kreis umherzuziehen. Schön wäre es, wenn ich gelegentlich einmal meinen Rüssel heben und ein wenig prusten würde. Na klasse, bin ich mal wieder der Depp!
Widerwillig streife ich mir den grauen XL-Flanell-Overall über und setze mir die Elefantenkopfmaske mit ihrem 70 Zentimeter langen Rüssel auf. Gottlob gibt es hier keinen Spiegel, so muss ich wenigstens nicht die lächerliche Figur ansehen, die ich abgebe. Die Musik ertönt und zusammen mit fünf Kindern laufe ich im Gleichschritt im Kreis herum. Der Hexe Olga gefällt’s und den Kindern gefällt’s. Durch die Schlitze meiner Elefantenkopfmaske erkenne ich nicht viel - mein Blickfeld ist stark eingeschränkt und ich muss mich darauf konzentrieren, dass ich dem Känguru vor mir nicht auf den Schwanz trete.
Gefühlte zwei Stunden drehe ich meine Runden, hebe gelegentlich mit meiner Vorderpfote - oder wie auch immer das bei Elefanten heißt - meinen Rüssel und probiere mich in einem wirklichkeitsgetreuen Prusten, was sich allerdings mehr wie das asthmatische Schnaufen eines Nilpferds anhört. Jedenfalls mache ich meinen Job gut, denn Knöxer bekommt sein Ohr zurück und alle Akteure einen großen Applaus.
Endlich kann ich meine Kostümierung abstreifen. Ich bin total verschwitzt und das Haar ist zersaust. Aber ich habe überlebt! Beim Verlassen des Turnraums werden meine Schultern mehrfach anerkennend getätschelt. „Toll hast du das gemacht!“ „Wow, du warst ein beeindruckender Elefant.“ „Du solltest dir überlegen, Schauspieler zu werden.“ Ob’s ernst gemeint war? Auch Ursula kommt zu mir: „Das war spitze. Wie gut, dass ich meine Digitalkamera dabeihatte. Das sind schöne Aufnahmen geworden. Eine davon muss unbedingt in die ,Kindergarten Gazette‘ rein.“
Samstag, 26. Juli
Das soll Sommer sein? Siebzehn Grad, grauer Himmel! Na ja, dann räume ich halt heute die Garage auf. Die umgestürzte Farbenkiste am vergangenen Sonntag hatte mir gezeigt, dass die Regale dringend einer gründlichen Entrümpelung bedürfen. Überhaupt: Im Laufe der Zeit verliert jedes noch so wohldurchdachte System an Ordnung; da wird mal was hierhin gestellt, mal dorthin und ruckzuck ist es aus mit der Übersicht.
Da Paul und
Weitere Kostenlose Bücher