Das bisschen Haushalt
den täglichen Kampf um die besten Plätze einzutreten. Ich stelle mir also den Wecker für 06:00 Uhr und wanke schlaftrunken mit unseren Handtüchern zum Pool. Aber selbst um diese Zeit ist schon mehr als die Hälfte der Liegen mit Gummikrokodilen und anderen Schwimmhilfen, mit Luftmatratzen und Badelaken, mit einzelnen Flip-Flops oder Urlaubsschmökern (bevorzugt Steven King) belegt. Das kann ja wohl nicht wahr sein! Entweder die Leute stehen noch früher auf oder sie deponieren ihre Sachen schon abends, vor dem Schlafengehen, hier.
Ich lege unsere Handtücher auf vier Liegen in der zweiten Reihe und gehe zurück ins Zimmer. Eigentlich hatte ich die Hoffnung, noch müde genug zu sein, um wieder einzuschlafen. Als ich jedoch auch noch nach einer halben Stunde wach im Bett liege, stehe ich auf, setze mich auf den Balkon und lese in Sven Regeners „Herr Lehmann“, bis der Rest der Familie aufwacht.
„Ich hab’ leider wieder keine Plätze in der ersten Reihe bekommen“, teile ich mit. „Wie? Du warst doch schon so früh am Pool“, meint Carola. „Ich hab’ auch keine Ahnung, wie die anderen Gäste das machen. Aber ich hab’ einen Plan entwickelt! Heute Abend verstecke ich vier Liegen hinter dem großen Rhododendron.“ „Wow, Dad! Du bist ja so was von einfallsreich!“, spottet Paul. „Gut, dann werd’ ich nur drei Liegen verstecken und du kannst zusehen, wo du morgen einen Platz findest.“
Nach dem Abendessen gehen wir noch an die Bar. Ich gönne mir einen „Momba“. Weil mir dieser Cocktail nicht so gut schmeckt, versuche ich es im nächsten Anlauf mit einem „Sex-on-the-beach“. Ist mir zu süß. Ich ordere noch einen „Zombie“
- nur was für echte Kerle, eben Typen wie mich. Als wir uns von den Hockern erheben, schwanke ich. Bloß nix anmerken lassen. Im Zick-Zack-Kurs steuere ich unser Zimmer an. „Du wolltest noch die Liegen verstecken!“, erinnert mich Carola an meinen Plan. „Wie, hicks, Liegen, hicks, verstecken?“ „Damit wir mor-gen mal in der ersten Reihe sind!“ „Achhhh soooo!“ „Ich glaube, du bist zu besoffen, um das noch hinzubekommen.“ Von wegen! Der werde ich zeigen, dass ich locker drei Cocktails wegstecke und noch leistungsfähig bin.
Alkohol führt zu Selbstüberschätzung. Aber nicht bei mir. Ich kann noch ganz genau abschätzen, zu was ich in der Lage bin. Ich bemühe mich um einen besonders geraden Gang, kann aber nicht verhindern, dass ich auf dem Weg zum Pool über einen Blumenkübel stolpere und in eine Rabatte trete. Am Schwimmbecken angekommen, steuere ich zielstrebig auf die dem Rhododendron nächstgelegenen Liegen zu. Ich greife eine am Fußende und ziehe sie hinter den Busch. Klappt einwandfrei. Bei Nummer zwei allerdings verhakt sich der eine Liegenfuß im daneben befindlichen Sonnenschirmständer und bringt diesen zu Fall, was ein deutlich vernehmbares Geräusch erzeugt. Hoffentlich hat’s niemand gehört. Nachdem ich den Schirm wieder aufgerichtet habe, schleife ich Nummer drei hinter den Busch, muss jedoch - mangels Platz - seitlich am Beckenrand zurückgehen. Erst jetzt merke ich, wie der Alkohol seine volle Wirkung entfaltet. Der etwa 30 Zentimeter breite Rinnstein ist viel zu schmal ausgelegt, jedenfalls für mich. Ich verliere das Gleichgewicht, versuche noch, mich an einem Rhododendronzweig festzuhalten, schaffe das aber nicht und plumpse in voller Montur ins Becken. Platsch! Carola, die das Schauspiel aus sicherer Entfernung betrachtet hat, eilt herbei und reicht mir ihre Hand. „Das kann ich, hicks, allein“, behaupte ich und hieve mich aus dem Becken. Zwischenzeitlich haben sich mehrere Hotelgäste, die noch an der Bar saßen, um uns versammelt - von meinem nächtlichen Lärm angelockt, werden sie nun Zeuge meines Liegenplans. Ich sehe kopfschüttelnde Gesichter und höre die Wortfetzen: „look at the drunken man - how ridiculous!“ ... „Schande für unser Land“ ... „manche vertragen halt nix“ . „toujours les Allemands“. Mit gesenktem Kopf, schweigend und triefend trete ich den Rückzug an. Dumm gelaufen!
Dienstag, 19. August
Heute spielen wir beim Mittagessen „Schweißfleckenraten“ -das geht ähnlich wie „Tintenklecksraten“, nur man muss aus den Achselschweißflecken der Gäste fantasievolle Interpretationen liefern. So finde ich, dass das Muster auf dem T-Shirt der etwas älteren Dame unbestimmter Nationalität an ein Rhinozeros erinnert. Rebecca hingegen meint, dass das eindeutig ein Trinkbecher mit
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