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Das blaue Haus (German Edition)

Das blaue Haus (German Edition)

Titel: Das blaue Haus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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lockerte, dann von ihm abließ und auf Distanz ging.
Blut lief aus der Armbeuge seines rechten Armes und tropfte auf die weiße Bettdecke. Betretenes Schweigen erfüllte die Drei. Dr. Bauer kam mit der Krankenschwester herein, die einen Verbandswagen mit sich führte. Dane starrte sie an – beide. Er starrte auf die Schwester, wie sie ihm die Armbeuge von dem Blut reinigte und einen Druckverband auf die Einstichstelle der Infusionsnadel anlegte. Er widersetzte sich dem nicht, er schwieg.
Der alte Mann suchte derweil wieder sein Bett auf und sah Dane an, wie er stumm alles Neue über sich ergehen ließ. Der Pfleger und die Schwester verschwanden auf Dr. Bauers Handzeichen, nachdem er ihnen dankend zugenickt hatte. Der Arzt zog sich einen Stuhl zu Dane ans Bett und setzte sich schweigend nieder. Er holte aus seiner linken Kitteltasche ein eingeschweißtes Nadelsystem heraus und gab es durch einen Riss frei.
„Ich will keine Beruhigungsmedikamente“, sagte Dane zitternd.
Der Arzt schaute zu ihm auf und antwortete: „Das ist nichts zur Beruhigung in dieser Flasche“, und er zeigte auf ein kleines, mit roter Schrift gekennzeichnetes Glasfläschchen oberhalb des Infusionsständers. „Es ist ein Antibiotikum gegen Ihre Lungenentzündung. Das brauchen Sie jetzt. Es ist nichts zur Beruhigung. Darf ich?“ Dr. Bauer zeigte auf die Armbeuge seines linken Armes.
Dane hielt den Arm hin und sah, wie Dr. Bauer die Nadel darin verschwinden ließ.
Der Einstich war schnell und schmerzlos. Der Rückstoß des Blutes kam prompt, und Dr. Bauer schloss das Antibiotikum wieder an. Dane sah zur Flasche hinauf. Um die kleine Glasflasche herum hingen noch fünf weitere Flaschen aus Plastik.
„Wozu all die anderen Flaschen?“, fragte er leise.
„Sie haben Fieber und brauchen viel Flüssigkeit. Es ist kein Beruhigungsmittel drin.“
„Ich bin doch wach und kann trinken.“
„Aber nicht soviel, wie Sie im Moment brauchen. Sie können nachher trinken. Auf dem Flur steht Wasser. Es wird Ihnen sicherlich nachher etwas gebracht werden.“
Dane fühlte seine Stirn, sie war heiß. Mit der Hitze fühlte er dann auch seine Schwäche und dachte an das Chaos, das er eben veranstaltet hatte. Was mochten sie jetzt von ihm denken?
„Wie heißen Sie?“, fragte der Arzt, während er das Nadelsystem mit einem breiten Pflaster fixierte.
„Ich weiß nicht“, antwortete Dane ehrlich, denn er konnte sich an den Namen seiner Taufe nicht mehr erinnern, wohl, dass er Dane Gelton hieß und dass er diesen Namen nicht sagen durfte. Aber die Taufe hatte ihm einen neuen Namen gegeben, den er unbedingt benutzen musste.
„Ich kann mich im Moment nicht erinnern. Ich kann mich an gar nichts erinnern. Wie bin ich hierhergekommen?“
„Sie wollten in einem Bus nach Denver, wo Sie wohnen. Der Busfahrer hat erzählt, dass Sie ein Geschäftsmann sind. Sie haben dann im Schlaf während der Fahrt hohes Fieber bekommen. Der Bus musste wegen dem starken Schneefall in Junction City anhalten. Da hat der Busfahrer auch Ihr Fieber bemerkt und den Notarzt über Funk gerufen, der Sie hierher gebracht hat.“
Das hörte sich logisch an – und recht ungefährlich, bis hierhin, auch wenn er sich an alles nicht mehr erinnern konnte. Zumindest schien niemand etwas bemerkt oder ihn erkannt zu haben.
Der Arzt sprach weiter: „Ich habe hier zwei Namen von dem Busfahrer. Er hat sie aufgeschnappt, als Sie im Fieber gesprochen haben.“ Er holte einen kleinen Zettel aus seiner linken Kitteltasche und las: „Also, da haben wir Alan Gampell, Dane Gelton ...“
„Alan Gampell“, unterbrach ihn Dane. „Mein Name ist Alan. Alan Gampell. Alan C. Gampell.“
„Aha“, antwortete Dr. Bauer etwas nachdenklich und legte sein Kinn zwischen Zeigefinger und Daumen. „Was ist mit dem anderen Namen?“
„Weiß nicht, nie gehört.“
Der Arzt schwieg. War ihm der Name Dane Gelton geläufig? Dane wurde unruhig.
„Sie heißen also Alan C. Gampell“, versuchte der Arzt zu glauben. Dane nickte.
„Wo wohnen Sie?“
Dane blieb stumm, der Arzt zweifelte. „Wie lautet Ihre Adresse?“, hakte er nach.
Dane blieb weiter stumm und sah zu Boden.
„Können wir jemandem Bescheid sagen, dass Sie hier bei uns sind? Der Busfahrer hat erzählt, dass Sie nach Denver zu Ihrer Frau wollten. Sie bekommt ein Baby. Der Busfahrer sagte, dass Sie überfallen wurden und nun mittellos sind. Und, dass Sie keinen Ausweis haben.“
Dane blieb weiter stumm. Er rieb sich das Gesicht und schloss die Augen. Das Fieber

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