Das blaue Haus (German Edition)
sie liebte, und Dane wollte zu gerne von Ragee wissen, wie er die Farce mit Julie beenden konnte.
Gegen Abend hörte Dane ein Wortgefecht von unten. Es kam aus der Küche, dann einen Türknall, und Julie war verschwunden.
„Die kommt wieder“, wehrte Ragee ab, als Dane plötzlich vor ihm stand und ihm einen besorgten Blick zuwarf. „Ich muss mit ihr reden“, sagte Dane.
„Ja, das musst du.“
Die Stimmung war gereizt.
Dann stand Julie wieder in der Tür, warf missgelaunt eine Tageszeitung auf den Tisch und verschwand im Bad.
Ragee las es als Erster und versuchte, die Zeitung durch eine schnelle Bewegung verschwinden zu lassen. Dane aber schlug seine Hand darauf, sodass sie auf dem Tisch liegen blieb.
Er hatte nicht viel gelesen, aber der Name Gelton hatte schon ausgereicht, um sich ein Recht auf diesen Artikel zu verschaffen. Ragee sah ihn an, der ernst zurückblickte. Ein Knistern entstand. Dann lasen sie gleichzeitig, wobei Danes Hand linksseitig und Ragees rechtsseitig auf der Zeitung lag, und sich das Papier zum Reißen straffte.
Mörder-Baby Gelton
stand es als Schlagzeile des Tages geschrieben. Ein kurzer Text verwies auf den Innenteil der Zeitung.
Julie kam aus dem Bad und ging nach oben. Sie sah flüchtig auf die Beiden, zu flüchtig, um zu erkennen, dass etwas nicht in Ordnung war.
Es war Gott sei Dank kein Bild auf der Titelseite abgebildet, das befand sich im Innenteil der Zeitung. Sie lasen zunächst nur den Schlagzeilentext:
Sarah Gelton, die Witwe des im Dezember '96 verstorbenen Mörders und Psychopathen Dane Gelton, erwartet Ende Juni ein Mörderbaby. Wie das möglich ist, lesen Sie auf Seite acht.
Ragee wusste, dass er die Zeitung nur unter größter Vorsicht aufschlagen konnte und sah Dane abschätzend an. Julie konnte jeden Moment wieder herunterkommen, und sie durfte diese Zeitung unter keinen Umständen lesen.
Dane wollte sich zusammenreißen, doch er sackte weg und taumelte nach hinten. Ein Stuhl fing ihn auf und hielt sein Gleichgewicht. Dann ging er wortlos nach oben in sein Zimmer. Er überließ es Ragee, den Artikel auf der Innenseite zu lesen. Er schloss die Tür hinter sich, als Julie ihre wieder öffnete, um nach unten zu gehen.
„Wo ist Alan?“, fragte sie überrascht, als sie Ragee alleine vor der Zeitung stehen sah. Sie griff danach, doch Ragee hielt sie fest und sagte: „Er ist in sein Zimmer gegangen. Ich glaube, ihm ist schlecht. Vielleicht schaust du mal nach ihm.“
Sie zu ihm zu schicken, war allemal besser, als ihr die Zeitung zu lassen, dachte Raimund Geers und schlug nervös die Seite acht auf.
Dane hörte ein Klopfen an seiner Tür, kurz nachdem er das Fenster geöffnet hatte. Er hatte sich fast übergeben müssen und inhalierte tief die kalte Januarluft ein, bis die Übelkeit nachließ. Mörderbaby hämmerte es in seinem Kopf herum. Sarah bekam ein Baby von ihm! Wie war das möglich? Sie war doch sterilisiert! Mein Gott, ein Baby !
Julie betrat ungebeten das Zimmer und fragte: „Alles Okay?“
Dane fuhr erschrocken herum. Was hatte sie gesagt? Ob alles okay sei? Wie konnte es? Hatte sie denn die Zeitung nicht gelesen? Wie konnte danach noch alles okay sein?
Er nickte, wie er so oft nickte, um nichts sagen zu müssen.
„Darf ich bei dir bleiben?“, fragte sie und sah auf seinen nackten Oberkörper. Dane nickte widerwillig und sah wieder zum Fenster hinaus. Kälte erfüllte das Zimmer, und er hoffte, sie würde Julie vertreiben. Das tat sie nicht, im Gegenteil, es trieb sie unter die Bettdecke.
Als Dane es bemerkte, drehte er sich langsam zu ihr und sah ihr in die Augen. Braune Augen – wie seine. Eisige Kälte fiel ihm in den Rücken. Vielleicht sollte er jetzt die Chance nutzen und endlich einiges mit ihr klären. Er war in Stimmung, gleich würde sie auch in Stimmung sein.
Mörderbaby , dachte er wieder und kniff seine Augen zusammen. Mörderbaby, Mörderbaby, Mörderbaby! Er zeugte doch kein Mörderbaby !
Unten ging die Türklingel, und Dane zuckte zusammen. Er sah zu Julie, sie sah zur Tür. Sie hörten Ragee sprechen und dann andere Stimmen. Mörderbaby! Dane drehte sich wieder zum Fenster, um Julie nicht ansehen zu müssen. Er hörte undeutlich die Stimme einer Frau und eines Mannes.
Gabi und Rudi Händler waren gekommen. Ragee hatte gezittert, als er die Tür öffnete. Die Polizei!, dachte er und fühlte seine Beherrschung schwinden. Er war furchtbar zusammengezuckt. Seine Brille konnte seinen angstvollen Blick nicht verstecken, als er seinen deutschen
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