Das blaue Haus (German Edition)
Luft des kalten Januars und wusste mit dem Wort Mörderbaby nicht umzugehen, aber noch weniger mit dem Gedanken, dass Sarah ein Baby von ihm erwartete – jetzt, wo er tot war. Am merkwürdigsten aber erschienen ihm plötzlich seine eigenen Worte. Ich werde Vater hatte er vor vielen Tagen ganz unbekümmert gesagt und es als eine seiner hervorragendsten Lügen betrachtet. Nun wurde er Vater und fühlte sich von allem, was Ragee ihm beigebracht hatte, so weit entfernt. Alles war weg, und er fühlte sich wieder nackt. Sein Magen hatte sich gehoben, als seine Augen die Schlagzeile berührten und seitdem nicht wieder gesenkt. Unglaublich, er bekam ein Kind von einer Frau, zu der er seit über vier Monaten keinen sexuellen Kontakt mehr hatte, und die sich obendrein auch noch hatte sterilisieren lassen. Die Anzeige erschien ihm plötzlich kurios und unglaubwürdig.
Er rechnete die Schwangerschaft zurück und kam auf eine Empfängniszeit von Ende September '96. Damit ging seine kuriose Ansicht in ernsthafte Besorgnis über. Er hatte zu der Zeit mit Sarah geschlafen, ganz zweifellos, kurz bevor das ganze Unglück über ihn hereingebrochen war. Doch auch ihr erster Mann Phil Cammons hatte es getan – zwar gegen ihren Willen, aber zweimal mehr als er.
Seine Knie gaben nach. Ein Netz von Verwirrungen breitete sich aus. Vielleicht existierte sogar noch ein dritter Mann, während Phil in Untersuchungshaft und er in Heaven gewesen war! Nur die Sterilisation passte irgendwie nicht dazu. Was versuchte, man ihm weiszumachen? Wussten sie, dass er noch lebte? Wusste Julie es, und das alles war eine Falle? Ein riesen Schauspiel, um ihn ausfindig zu machen und zu stellen?
Dane hörte in sich ein Kriegsheer näher traben, wie es sich fiepend und laut zwischen seine Zellen setzte und schrille Märsche des Wahnsinns blies. Dann spürte er wieder das Kribbeln in seinen Leisten, so wie er es auch gestern Abend gespürt hatte, er aber leider an die falschen Leute geraten war. Nun lag Julie hier in seinem Zimmer. Er dachte daran, wie sinnvoll es wäre, sie kurz und hart zu nehmen. Sinnvoll! Wann hatte er je an sinnvollen Sex gedacht, außer mit Sarah natürlich. Doch hier lag Julie, nicht Sarah. Seine Gedanken jagten ihn wieder in große Zweifel. Julie lag in seinem Bett, und er verspürte wieder diesen Druck in sich. Er schaute sich langsam um, zu ihr hin, wendete der Kälte seinen Rücken zu und erhaschte ihren Blick, der rief „komm“. Er schloss seine Augen und presste den Atem zurück in die Lungen. Nicht mit Julie! Mit jeder Anderen, aber nicht mit ihr! Du sollst verbrennen vor deiner Frau, wenn du sie nimmst!
Wie stark war Julie? Konnte er sie nach dem Sex je wieder loswerden? Er spürte, wie die Lungen um Sauerstoff rangen und seine Augen anschwollen. Der Druck wollte nicht nachlassen, er wurde größer, zerrte ihn auf – und er gab nach. Er ging zitternd auf Julie zu ...
Sie hatte gewusst, dass es eines Tages passieren würde. Sie sah ihn näher kommen und ließ sich wortlos in ihn fallen.
Dane versuchte, vorsichtig zu sein, als er sie aus ihrer Kleidung löste. Er verfluchte sein Zittern, es war der Überdruck – und es musste schnell gehen. Er öffnete noch nicht einmal seine Augen dabei.
Für Julie war es zu schnell. Sie versuchte, sich ihm mitzuteilen, doch er drang so geschwind und brutal in sie ein, dass sie vor Schmerzen aufstöhnte, ohne die geringste Lust dabei zu verspüren.
Eine Jungfrau, dachte Dane und hauchte seinen heißen Atem in ihr Gesicht. Schmerz, dachte Julie und schluckte den Brand herunter, der das Reißen des Jungfernhäutchens verursachte. Sie dachte an Liebe, dann an die Enttäuschung, sie so gefühllos von Alan erfahren zu haben, von Alan – von dem sie sich alles erträumt hatte, nur nicht so etwas!
Der Akt war vorbei, und es blieb nichts als Stille und Benommenheit zurück. Julie lag neben ihm, und es war ihr zum Heulen zumute. War das seine Art von Zärtlichkeit, die er geben konnte; war das seine Erfahrung? Sie wollte nicht heulen – nicht vor Alan. Vielleicht war es nur das starke Verlangen nach ihr gewesen, das er seit Wochen schon mit sich herumtrug. Vielleicht war er einfach nur verrückt nach ihr und konnte es ihr nicht anders machen – nicht jetzt, beim ersten Mal. Beim nächsten Mal konnte es ganz anders aussehen.
An dem Gedanken hielt sie sich fest und munterte sie wieder soweit auf, dass sie sich sogar glücklich fühlte und ihr erstes Lächeln über die Lippen brachte.
Dane wich von
Weitere Kostenlose Bücher