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Das blaue Haus (German Edition)

Das blaue Haus (German Edition)

Titel: Das blaue Haus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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Nachbarn öffnete. Der alte Mann fühlte sich nach ihrem Anblick sofort erleichtert. Er versuchte zu lächeln, was ihm nicht gelang, denn er dachte an die Zeitung, die aufgeschlagen auf seinem Esstisch lag. Er dachte an Julie, die jeden Moment die Treppe herunter kommen konnte; er dachte an Dane, der in der aufgeschlagenen Zeitung sein eigenes Bild sehen würde.
Die Händlers erbaten sich mit einer freundlichen Geste Einlass. Ragee wollte ihnen einen Grund nennen, um sie abzuweisen, doch ihm fiel so schnell nichts ein. Er dachte wieder an Dane, der so gut lügen konnte, und nickte den Händlers halbwegs freundlich zu.
„Wer ist da?“, hörte er Julie von oben rufen.
„Nicht für dich“, rief Ragee wieder hinauf und fühlte unter seinem Wollpullover kalten Angstschweiß aufkommen.
Die Händlers lächelten nicht lange. Ihr Gesicht wurde ernst, als sie eine Zeitung, die sie dabei hatten, hervorholten und den Innenteil aufblätterten. Herr Händler äußerte sich zuerst zu der frappierenden Ähnlichkeit zwischen Alan und diesem Foto auf Seite acht. Ragee schaute interessiert auf das große Foto und musste sich eingestehen, dass er nun eine verdammt gute Ausrede brauchte, genau wie Dane jetzt eine brauchte, um Julie oben zu halten. Ob sie ein Team waren, würde sich jetzt herausstellen.
„Das ist unglaublich!“, sagte Ragee und versuchte, echtes Erstaunen zu zeigen. Es war wohl ein altes Foto von Dane, aber unverkennbar er.
„Der sieht ja aus wie Alan, obwohl ... der ist ja viel jünger als er. Aber ich muss zugeben, Alan könnte in den nächsten Tagen ernsthafte Schwierigkeiten bekommen“, sagte Ragee, um überhaupt etwas zu sagen.
Rudi nickte verstärkend. „Es steht auch drin, dass es ein altes Foto ist. Dieser Gelton wäre jetzt 41. Wie alt ist Alan?“
Ragee spürte noch mehr Schweiß. Er war empört. „Ich bitte dich, Rudi! Alan ist mein Großneffe! Ich kenne ihn schon von Kindheit an! Und er heißt Alan ...“ Wie hieß er noch gleich? „… Gampell. Alan ist erst 36. Jetzt bin ich doch etwas über deine Anspielung entsetzt.“
Rudi blieb ernst, genau wie seine Frau Gabi. Die Zeitung knisterte in ihren Händen. Raimund hatte sich in früheren Jahren viel mit Psychopathen beschäftigt, das wussten sie. Und sie hatten es immer respektiert.
„Außerdem ist dieser Gelton tot, nicht wahr?“, versuchte Ragee noch zu retten „Aber über diese Ähnlichkeit bin ich sehr beunruhigt, muss ich zugeben. Kann ich die Zeitung behalten?“
Gabi schüttelte energisch den Kopf und riss die Zeitung an sich, als Ragee sie zu greifen versuchte.
„Ist Alan da?“, fragte ihr Mann. „Wir sollten ihm das Bild zeigen, damit er Bescheid weiß.“
Jetzt verfluchte Ragee es wirklich: die Entfernung von Danes Bart – und noch mehr, hier in Salina zu sein, sich Dane überhaupt angenommen zu haben.
„Er liegt im Bett. Er hat sich gestern schlimm erkältet. Julie ist bei ihm“, sagte Ragee und war stolz auf seine geschickte Antwort. Er musste lächeln. Waren es solche Worte, die Dane ständig gebraucht hatte? Lügen und doch wieder keine Lügen? Er konnte sich plötzlich den Gedankenkomplex und die Zweideutigkeit, mit der ein chronischer Lügner lebte, vorstellen und verstand die unbestreitbare Intelligenz, die dahinter stecken musste. Er war dem nicht gewachsen, na ja, nicht ganz. Aber immerhin funktionierte es ein bisschen.
„Wir sollten Julie das Foto zeigen“, schlug Gabi entschieden vor.
„Sie hat es sicherlich schon gesehen, sie liest die Zeitung jeden Tag. Wenn ihr etwas aufgefallen wäre, hätte sie es mir bestimmt gesagt. Wir leben in einem gewaltigen Land. Weißt du, wie viele Geltons hier herumlaufen? Ist doch eine Schande, nur wegen einer geringen Ähnlichkeit folgenschwere Beschuldigungen auszusprechen, oder?“ Ragee sah Rudi böse an. Jetzt endlich hatte er einen Gegenschlag geschafft. Sie falteten die Zeitung erbost zusammen, und Ragee war froh, das Bild nicht weiter sehen zu müssen.
„Wir sprechen keine Beschuldigungen aus!“, bemerkte Händler scharf. „Wir waren nur von dieser Ähnlichkeit verunsichert. Wir wissen natürlich auch, dass dieser Gelton tot ist, wir sind ja nicht blöd! Wir haben es doch nur gut gemeint und wollten Alan vor Missverständnissen warnen! Die Ähnlichkeit ist beeindruckend. Alan ist uns sehr sympathisch. Aber, ... lieber Ragee, ... so nicht.“
Zwei Minuten später waren die Händlers verschwunden und hatten alle Kraft von Ragee mitgenommen.
    Dane inhalierte weiter die eisige

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