Das blaue Haus (German Edition)
Eine erblich veränderte Hirnstruktur beeinträchtigte seine Wahrnehmung und sein Wertegefühl. Sein Denken und Handeln waren zu diesem Zeitpunkt dadurch bereits schwer gestört. Das Institut diagnostizierte eine veranlagte Psychopathie.
Damit scheinen die Weichen für die Entwicklung des Babys bereits gelegt zu sein. Ein normaler Lebensweg ist damit kaum möglich.
Über Generationen hinweg sind immer wieder Auffälligkeiten in der Familie Gelton aufgetreten.
Selbst die Mutter war verhaltensgestört und ließ sich über viele Jahre stillschweigend demütigen und vergewaltigen.
Sarah Gelton lehnt bis heute jeden Kommentar ab, und wir alle möchten sie doch inständig bitten, das wirklich Richtige zu tun. Einer Fruchtwasseruntersuchung zufolge soll es ein Junge werden.
Müssen wir nun Angst vor einem neuen Dane Gelton haben?
Wir stellen uns die Fragen: Welcher Kindergarten wird das Kind je aufnehmen? Welche Schule wird es je unterrichten wollen? Welchen Berufszweig wird der Junge je einschlagen können?“
Ragee sah zu Dane und nahm seine Brille ab. Verteufelte Worte! Das war nur eine Kostprobe von dem, was noch auf ihn zukommen sollte. Und er spielte mit Julie! Das wird ihm schon vergehen, dachte Ragee gereizt und rieb sich erschöpft die Augen. Dane saß blass und eingefallen im Sessel.
„Diese verfluchten Journalisten!“, schimpfte der alte Mann krächzend. „Seit wann weißt du, dass du Vater wirst?“
„Ich bin das Kind einer Vergewaltigung“, flüsterte Dane.
Ragge blickte erstaunt zu ihm hinüber. Wusste Dane nicht, dass auch seine Mutter Gewalt von ihrem Mann erfahren hatte? „Das weißt du nicht mit Bestimmtheit“, sagte Ragee in sich gekehrt.
„Nein, das weiß ich nicht.“ Dane schloss die Augen. „Das weiß ich nicht.“ Er stand auf und ging nach oben in sein Zimmer.
Ragee blieb verwirrt zurück. Was war mit Sarahs Schwangerschaft?
Dane öffnete wieder das Fenster und ließ die eisige Kälte in sein Gesicht blasen. Er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, dass seine Mutter auch ein Vergewaltigungsopfer von seinem Vater gewesen sein könnte. Jetzt hatte er gerade mit ihr in einer Art Frieden geschlossen, mit der er zurechtkam. Nun kam das Bild von ihr wieder ins Schwanken. Hatte er ihr Unrecht getan? War sie gar nicht in der Lage gewesen, ihn aus der Lage zu befreien?
Ragee klopfte an. Danes Schweigen veranlasste ihn, einzutreten. Dane sah sich nur kurz um, dann wieder hinaus.
Ragee stellte sich neben ihn. Er hatte kurz auf das Bett gesehen und sich ein wenig angewidert gefühlt. Blut ist nicht das, was ein Vater von seiner Tochter in einem Bett sehen möchte. Aber das war gerade nebensächlich geworden.
Ragee war klar, dass Dane jetzt kein Gespräch suchte. Zu viele Probleme hatten sich in der letzten Stunde ergeben. Aber es konnte nicht verkehrt sein, ihm zu signalisieren, dass er für ihn da war.
Nach einigen Minuten des Schweigens sagte Dane plötzlich: „Sarah ist schwanger.“
Ragee nickte. „Sieht so aus. Seit wann weiß du es wirklich?“
„Seit gerade“, flüsterte Dane zurück.
„Du hast aber schon im Krankenhaus davon gesprochen. Woher hast du es wirklich gewusst?“
„Ich habe es nicht gewusst. Ich habe es mir immer gewünscht und es einfach herumerzählt. Wie konnte ich ahnen, dass es stimmte?“
„So was erzählt man nicht einfach herum. So war erfindet man nicht, und dann wird es plötzlich wahr.“
Dane starrte benommen zu Boden. „Es war so ein Gefühl.“
„Junge! Wie kann ich dir das glauben? Was kann ich dir überhaupt glauben? Du machst mich wahnsinnig! Sag mir ehrlich, hast du Kontakt zu Sarah?“
Dane schüttelte den Kopf. Er rieb sich das Gesicht. „Nein.“
„Das ist ja unglaublich!“ Ragee musste sich an der Fensterbank abstützen. „Und … du machst mit Julie herum? Was denkst du dir dabei?“
Dane sah auf. Sein Gesicht war rot. Sarah, das Baby, Julie und jetzt Ragee! Alles begann, sich in ihm zu drehen. Sie, die Gesellschaft, drängte Sarah, sein Baby zu Forschungszwecken freizugeben, und Ragee sprach von einer Spielerei mit Julie?
„Du musst mir nicht glauben!“, schrie er den alten Mann an.
„Es muss sich erst setzen, Dane!“, schrie Ragee zurück. „Ich versuche, dir zu glauben, aber es ist so wahnsinnig schwer. Ich habe mir gerade wegen dir den Arsch bei den Händlers weggelogen. Wegen dir, verstehst du? Ich habe mich mit ihnen gestritten ... zum ersten Mal nach 23 Jahren guter Nachbarschaft. Und du redest davon, dass ich dir nicht
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