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Das blaue Zimmer

Das blaue Zimmer

Titel: Das blaue Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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war oder zu ihren Füßen wimmerte, hatte Alison Mühe, die Betten zu machen, Geschirr zu spülen, die Küche aufzu räumen. Später, wenn sie sich kräftiger fühlte, wollte sie ihre Mutter anrufen und ihr sagen, daß es nicht mehr nötig sei, die Kinder abzuholen und über Nacht bei sich zu behalten. Sie wußte, wenn sie jetzt gleich anriefe, würde sie in Tränen aufgelöst ins Telefon weinen, und sie wollte ihre Mutter nicht beunruhigen.
    Als sie Janey endlich zu ihrem Vormittagsschläfchen hinge legt hatte, ging sie ins Eßzimmer. Es, war dunkel und roch schal nach Zigarrenrauch und den letzten Ausdünstungen des alten Ölofens. Sie zog die Samtvorhänge zurück, und das graue Morgenlicht fiel auf das Durcheinander von zerknüllten Servietten, Gläsern mit Weinresten, vollen Aschenbechern. Sie holte ein Tablett und fing an, die Gläser einzusammeln. Das Telefon klingelte.
    Sie vermutete, es sei Evie. „Hallo?“
    „Alison?“ Es war Mrs. Fairhurst. „Mein liebes Kind. Was kann ich sagen?“
    Alison runzelte die Stirn. Ja wirklich, was könnte Mrs. Fair hurst zu sagen haben? Es tut mir leid?
    „Es war alles meine Schuld. Ich habe eben in meinem Ter minkalender nachgesehen, wann die Versammlung des Fonds zur Rettung der Kinder ist, zu der ich hin muß, und festgestellt, daß Sie uns heute abend zum Essen eingeladen haben. Freitag. Sie hatten uns gestern abend nicht erwartet.“
    Alison holte tief Luft und stieß zitternd einen Seufzer der Er leichterung aus. Ihr war, als sei ihr eine schwere Last von den Schultern genommen worden. Nicht sie hatte sich geirrt, son dern Mrs. Fairhurst.
    „Hm… “ Es war sinnlos, zu lügen. „Nein.“
    „Und Sie haben kein Wort gesagt. Sie haben getan, als hät ten Sie uns erwartet, und uns so ein köstliches Mahl aufgetischt. Und alles sah so hübsch aus, und Sie beide wirkten so entspannt. Ich kann es einfach nicht fassen. Und ich begreife nicht, wieso ich so dumm war, außer daß ich meine Brille nicht finden konnte, und da habe ich offenbar den falschen Tag ein getragen. Werden Sie mir je verzeihen?“
    „Aber ich war genauso schuld. Ich drücke mich am Telefon schrecklich unklar aus. Ich dachte tatsächlich, die Verwechs lung sei ganz allein meine Schuld gewesen.“
    „Dabei waren Sie so reizend. Jock wird wütend auf mich sein, wenn ich ihn anrufe und es ihm erzähle.“
    „Bestimmt nicht.“
    „Na ja, es ist nun mal geschehen, und es tut mir aufrichtig leid. Es muß ein Alptraum gewesen sein, als Sie die Tür auf machten und wir dastanden, herausgeputzt wie Weihnachts bäume! Und danke, daß Sie soviel Verständnis für eine dumme alte Frau haben.“
    „Ich finde Sie überhaupt nicht dumm“, sagte Alison zur Gattin des Chefs ihres Mannes. „Ich finde Sie umwerfend.“
     
     
    Als Henry an diesem Abend nach Hause kam, briet Alison das Rinderfilet. Es war zuviel für sie beide, aber den Rest könnten die Kinder morgen mittag kalt essen. Henry kam spät. Die Kin der waren im Bett und schliefen. Der Kater war gefüttert, das Feuer angezündet. Es war fast Viertel nach sieben, als sie Hen rys Wagen den Weg heraufkommen und in die Garage fahren hörte. Der Motor wurde abgestellt, das Garagentor geschlos sen. Dann ging die Hintertür auf, und Henry erschien, und er sah so ziemlich wie immer aus, außer daß er neben Akten mappe und Zeitung den größten Strauß rote Rosen in der Hand trug, den Alison je gesehen hatte.
    Mit dem Fuß machte er die Tür hinter sich zu.
    „So“, sagte er.
    „So“, sagte Alison.
    „Sie sind am falschen Abend gekommen.“
    „Ja, ich weiß. Mrs. Fairhurst hat mich angerufen. Sie hatte das falsche Datum in ihren Terminkalender eingetragen.“
    „Die beiden finden dich großartig.“
    „Es spielt keine Rolle, wie sie mich finden. Es kommt nur darauf an, wie sie dich finden.“
    Henry lächelte. Er trat zu ihr, die Rosen vor sich hinhaltend wie eine Opfergabe.
     „Weißt du, für wen die sind?“
    Alison überlegte. „Für Evie, will ich hoffen. Wenn jemand rote Rosen verdient hat, dann Evie.“
    „Ich habe schon veranlaßt, daß Evie Rosen geschickt be kommt. Rosa Rosen mit viel Asparagus und einer entspre chenden Karte. Rate noch mal.“
    „ Sind sie für Janey?“
    „ Falsch.“
    „Larry? Für den Kater?“
    „ Wieder falsch.“
    „Ich geb’s auf.“
    „Sie sind“, sagte Henry, um einen gewichtigen Ton bemüht, dabei strahlte er wie ein erwartungsvoller Schuljunge, „für die Gattin des neuernannten Exportchefs von

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