Das blaue Zimmer
herauszufinden, ob die Känguruh schwanzsuppe nach Känguruhschwänzen schmeckte, aber das tat sie nicht. Sie schmeckte einfach nach Suppe.
„Sie haben das Eßzimmer wie ein viktorianisches Kabinett eingerichtet. Sehr geschickt.“
„Es war eigentlich nicht geschickt“, sagte Henry. „Es hat sich so ergeben.“
Die Einrichtung des Eßzimmers beschäftigte sie während des ersten Ganges. Beim Chili con carne sprachen sie über Te xas, Amerika, Urlaub, die Kinder. „Wir sind mit den Kindern immer nach Cornwall gefahren“, sagte Mrs. Fairhurst, wäh rend sie ihre Bandnudeln zierlich um die Gabel wand.
„Ich würde mit unseren gerne in die Bretagne fahren“, sagte Henry. „Ich war einmal dort, mit vierzehn, und seither scheint mir die Gegend für Kinder ideal.“
Mr. Fairhurst erzählte, als junge habe man ihn jeden Som mer zur Isle of Wight mitgenommen. Er habe sein eigenes klei nes Dinghy gehabt. Darauf wurde Segeln das Gesprächs thema, und Alison fand es so interessant, daß sie vergaß, die leeren Teller abzuräumen, bis Henry, als er ihr Wein nach schenkte, ihr einen sachten Stups gab.
Sie räumte das Geschirr zusammen und brachte es zu Evie in die Küche. „Wie läuft’s?“ fragte Evie.
„Ganz gut, denke ich.“
Evie begutachtete die leeren Teller. „Jedenfalls haben sie’s gegessen. Nun machen Sie schon, tragen Sie den Rest auf, be vor die Soße fest wird, und ich koch Kaffee.“
Alison sagte: „Ich weiß nicht, was ich ohne Sie angefangen hätte, Evie. Ich weiß es einfach nicht.“
„Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf“, sagte Evie, indem sie Alison das Tablett mit dem Eis und den Puddingschälchen auf die Arme lud, „kaufen Sie sich einen kleinen Terminkalen der. Schreiben Sie alles auf. Termine wie dieser sind zu wichtig, um sie dem Zufall zu überlassen. Das sollten Sie wirklich tun. Kaufen Sie sich einen kleinen Terminkalender.“
„Was ich nicht verstehe“, sagte Henry, „warum hast du das Datum nicht notiert?“
Es war Mitternacht. Die Fairhursts waren um halb zwölf gegangen, nachdem sie sich vielmals bedankt und die Hoff nung ausgesprochen hatten, daß Alison und Henry bald zum Abendessen zu ihnen kommen würden. Das Haus sei bezau bernd, sagten sie wieder, und sie hätten das delikate Essen sehr genossen. Es sei wirklich, wiederholte Mrs. Fairhurst ein ums andere Mal, ein unvergeßlicher Abend gewesen.
Sie fuhren ab, verschwanden in der Dunkelheit. Henry schloß die Haustür, und Alison brach in Tränen aus.
Es erforderte einige Zeit und ein Glas Whisky, ehe sie sich zum Aufhören überreden ließ. „Ich bin unmöglich“, sagte sie zu Henry. „Ich weiß es.“
„Du hast es sehr gut gemacht.“
„Aber es war ein so ausgefallenes Gericht. Evie dachte, sie würden es nie und nimmer essen! Und im Eßzimmer war es überhaupt nicht warm, es roch bloß nach… “
„Es roch nicht schlecht.“
„Und es waren keine Blumen da, bloß Apfelsinen, und ich weiß, du läßt dir gerne Zeit mit dem Weinaufmachen, und ich war im Morgenrock.“
„Du hast reizend ausgesehen.“
Sie wollte sich nicht trösten lassen. „Aber es war so wichtig. Es war so wichtig für dich. Und ich hatte alles geplant. Das Rin derfilet und alles, und den Blumenschmuck. Und ich hatte eine Einkaufsliste, ich hatte alles aufgeschrieben.“
Und an dieser Stelle sagte er: „Was ich nicht verstehe, warum hast du das Datum nicht notiert?“
Sie versuchte sich zu erinnern. Sie hatte unterdessen aufgehört zu weinen, sie saßen nebeneinander auf der Couch vor dem ersterbenden Feuer. „Ich glaube, es war nichts da, wo ich es draufschreiben konnte. Ich kann nie im richtigen Moment einen Zettel finden. Und sie hat gesagt, am Siebten, ich bin ganz sicher. Aber das kann ja wohl nicht sein“, endete sie ver zagt.
„Ich hab dir zu Weihnachten einen Terminkalender ge schenkt“, erinnerte Henry sie.
„Ich weiß, aber Larry hat ihn sich zum Zeichnen ausgelie hen, und seitdem hab ich ihn nicht mehr gesehen. 0 Henry, jetzt kriegst du die Stellung nicht, und es ist ganz allein meine Schuld.“
„Wenn ich den Posten nicht bekomme, dann deswegen, weil es nicht sein soll. Und jetzt wollen wir nicht mehr dar über sprechen. Es ist vorbei. Laß uns ins Bett gehen.“
Am nächsten Morgen regnete es. Henry ging zur Arbeit, Larry wurde von einer Nachbarin abgeholt und zum Kinder garten gefahren. Janey zahnte, sie war unleidlich und erfor derte ständige Zuwendung. Da das Baby entweder auf ihrem Arm
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