Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall
er konnte. »Und was hat er von Ihnen gelernt?«
Eichhorst drehte sich wieder um. Das Töten.
Setrakian starrte den ehemaligen Lagerkommandanten
verblüfft an. Und verstand. Das Töten … Eigentlich hatte er immer gewusst, worauf es hinauslief, aber er hatte sich geweigert, es zu glauben. Dabei hatte er es schon bei ihrer ersten Begegnung in den Augen des Meisters erkennen können. Die Gräuel, die die Menschen einander antaten, hatten den zerstörerischen Appetit des Ungeheuers geweckt. Durch ihre Grausamkeit hatten sie ihrem schlimmsten Feind den Weg zu ihrem eigenen Untergang gewiesen, ja, ihn geradezu eingeladen, diesen Weg zu beschreiten. Den Weg in eine Welt des Todes. Der Lager. Der Menschenfarmen …
Plötzlich erbebte das Gebäude. Etliche Monitore wurden schwarz.
»Wo ist dein Meister jetzt, Eichhorst?«, krächzte Setrakian. »Wir beide werden hier sterben.«
Er ist überall, weißt du das nicht? Er ist hier, jetzt in diesem Augenblick. Beobachtet dich durch meine Augen.
Setrakian machte einen weiteren Schritt nach vorne. »Nun, er wird mit Ihrer Arbeit sehr zufrieden sein. Doch jetzt hat er keine Verwendung mehr für Sie. Genauso wenig wie ich.«
Eichhorst gab ein stummes Lachen von sich, ein widerliches Lachen, das Setrakian an die schlimmste Zeit seines Lebens erinnerte. Du unterschätzt mich, Schreinerjunge. Dann sprang er scheinbar mühelos auf das nächstgelegene Schaltpult und brachte sich so außer Reichweite des Silberschwerts.
Setrakian hob die Klinge, während Eichhorst die Arme an die Seite legte und mit den Klauenfingern über die Handflächen rieb. Dann täuschte er einen Angriff vor - Setrakian parierte, ohne zurückzuweichen. Der Vampir sprang auf das nächste Schaltpult - Setrakian wirbelte herum, folgte der Kreatur … und fühlte plötzlich einen stechenden Schmerz. Er presste die Hand, die den hölzernen Gehstock umklammert hielt, auf seine Brust.
Ah, dein Herz ist schwach.
Mit verzerrtem Gesicht taumelte Setrakian nach hinten. Dann fing er sich wieder. Den Schwertarm konnte er zwar nicht mehr richtig strecken, aber er hielt die Klinge immer noch nach oben.
Jetzt sprang Eichhorst auf den Boden und blickte seinen schmerzgeplagten Gegner mit fast schon wehmütiger Miene an. Wie lange habe ich schon keinen Herzschlag mehr gespürt? Keine Luft mehr in meine Lungen gesogen? Dem Ticken dieses billigen menschlichen Uhrwerks gelauscht …
Setrakian hielt sich am Schaltpult fest.
Du würdest wirklich lieber zugrunde gehen, als in einer höheren Lebensform weiterzuexistieren?
»Lieber als Mensch sterben als wie ein Monster leben.«
Wie amüsant. Siehst du nicht, dass du für alle niederen Lebewesen selbst das Monster bist? Ihr habt euch diesen Planeten Untertan gemacht. Und jetzt schlägt er zurück. Eichhorst blinzelte. Seine Pupillen zogen sich zusammen. Der Meister. Er befiehlt mir, dich zu verwandeln. Doch dein Blut wird mir nicht schmecken.
»Nein, du wirst mich nicht verwandeln. Und auch dem Meister wird das nicht gelingen.«
Eichhorst ging langsam seitwärts. Deine Frau hat sich gewehrt, doch nie um Hilfe gerufen. Das kam mir sehr seltsam vor. Sie gab nicht einen Laut von sich. Sie sagte nur ein einziges Wort: Abraham.
Setrakians Gesicht wurde zu Stein. Doch er ließ den Schmerz nicht zu. Diesen Gefallen wollte er Eichhorst nicht tun. »Sie wusste, wie es enden würde. Die Gewissheit, dass ich sie eines Tages rächen würde, spendete ihr Trost.«
Sie rief deinen Namen, doch du warst nicht da. Ich frage mich, wen du am Ende um Hilfe rufen wirst.
Ein Stechen - wieder musste sich Setrakian die Hand auf die Brust legen. Er hoffte inständig, dass sein Herz noch einige Minuten durchhalten würde.
Leg die Waffe weg.
Setrakian atmete tief durch, hob das Schwert und ließ die Klinge vor seinen Augen vorbeigleiten. Dann sah er auf den wolfsköpfigen Knauf, spürte dessen genau ausbalanciertes Gewicht, konzentrierte sich …
Füge dich in dein Schicksal.
Setrakian blickte auf den Vampir, der nun ganz in seiner Nähe stand. »Aber das habe ich längst«, sagte er und schleuderte das Schwert mit all seiner verbliebenen Kraft auf Eichhorst.
Die Klinge bohrte sich zwischen den Westenknöpfen des lächerlichen Tweedanzugs in den Bauch der Kreatur. Eichhorst taumelte nach hinten. Das todbringende Silber steckte in seinem Körper, aber seine Hände konnten die Klinge nicht berühren, konnten sie nicht aus seinem Leib ziehen. Mit dem ersten flüchtenden Wurm quoll ein Schwall
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