Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall
nicht mit dem Auto? Wir sind weit genug vom Zentrum der Epidemie entfernt. Im Umkreis gibt es keine U-Bahn-Stationen und nur wenige Mietshäuser. Ich glaube nicht, dass sich die Seuche in diesem Stadtteil allzu schnell ausbreiten wird.«
Eph schüttelte den Kopf. »Züge sind nach wie vor die schnellste und sicherste Methode, die Stadt zu verlassen.«
Setrakian schwieg für eine Weile, dann sagte er mit gesenkter Stimme: »Hören Sie, Ephraim. Vasiliy hat mir von diesen Polizisten erzählt, die die Pfandleihe besucht haben. Sobald ihre Familien weg waren, haben sie die Sache in die eigenen Hände genommen. Ich hege den Verdacht, dass Sie etwas Ähnliches vorhaben.«
Eph war verblüfft. Hatte der alte Mann seinen Plan erraten?
In diesem Moment kam Nora mit einem Karton in den Raum. »Was haben Sie denn damit vor, Professor?«, fragte sie und stellte die Schachtel, in der sich mehrere Tabletts und alle möglichen Chemikalien befanden, neben Vasiliys Waschbärkäfigen ab. »Wollen Sie ein Fotolabor einrichten?«
Setrakian wandte sich ihr zu. »Das sind unterschiedliche Silberemulsionen. Ich will testen, wie die Blutwürmer darauf reagieren. Meine Hoffnung ist, dass Silberstaub - richtig synthetisiert und zielgerichtet eingesetzt - ein probates Mittel zur Vernichtung dieser Kreaturen sein könnte.«
»Aber wie wollen Sie das denn ausprobieren? Woher nehmen Sie die Blutwürmer?«
Setrakian öffnete den Deckel einer Styroporkühlbox und hob das Glas mit dem Vampirherz heraus, das er ihnen damals gezeigt hatte. Jenes Herz, das er, wie er erzählt hatte, eigenhändig der Kreatur entnommen hatte. »Ich werde es mit dem Wurm versuchen, der dieses Organ befallen hat.«
»Ist das nicht gefährlich?«, fragte Eph.
»Nur wenn ich einen Fehler mache. Wenn man die Parasiten zerstückelt, entwickelt sich jeder Teil in kürzester Zeit wieder zu einem voll funktionsfähigen Wurm.«
»Stimmt«, sagte Vasiliy, der nun ebenfalls den Raum betrat. »Das kann ich bezeugen.«
Nora betrachtete das Herz, das der alte Mann seit über dreißig Jahren wie ein Haustier gepflegt und mit seinem eigenen Blut ernährt hatte. »Wow«, sagte sie. »Das ist wie ein Symbol, nicht wahr?«
Setrakian sah sie interessiert an. »Wie meinen Sie das?« »Ein Herz unter Glas. Ich weiß nicht, aber für mich repräsentiert es irgendwie unsere größte Schwäche.«
»Und die wäre?«, fragte Eph.
Auf Noras Gesicht zeigte sich eine Mischung aus Trauer und Mitleid. »Liebe.«
»Liebe«, flüsterte Setrakian.
»Die Vampire kehren immer zu denen zurück, die sie lieben. Aus etwas Gutem - menschlicher Liebe - wird etwas Böses - vampirisches Verlangen.«
»Ja, das ist in der Tat das Teuflischste an dieser Seuche«, sagte Setrakian. »Und aus diesem Grund müssen wir Kelly Goodweather vernichten.«
Nora nickte. »Wir müssen sie aus den Fängen des Meisters befreien. Und damit Zack befreien. Und letztlich uns alle.«
Eph war schockiert von diesen Worten, doch tief in seinem Inneren wusste er, dass sie Recht hatten.
Er wollte sich gerade abwenden, als Setrakian mit geradezu
dröhnender Stimme sagte: »Aber es reicht nicht, nur zu wissen , was zu tun ist. Diese Aufgabe widerspricht allem, was uns menschlich macht. Wenn man einen geliebten Menschen befreit, erhält man eine Ahnung davon, was es heißt, verwandelt zu werden. Einer von ihnen zu sein. Diese Tat wird einen für immer verändern …«
Plötzlich kam Zack herein, der offenbar keine Lust mehr hatte, mit dem Gameboy zu spielen, den Eph für ihn aufgetrieben hatte. Oder aber die Batterien waren leer. »Was besprecht ihr denn da?«, fragte er.
»Nichts Besonderes, junger Mann«, erwiderte Setrakian und setzte sich auf einen Karton, um seine Beine zu entlasten. »Weißt du, Mr. Fet und ich haben einen Termin in Manhattan. Wenn dein Vater nichts dagegen hat, nehmen wir dich mit.«
»Und was ist das für ein Termin?«, fragte Eph.
»Bei Sotheby’s werden die Stücke ausgestellt, die demnächst auktioniert werden sollen.«
»Aber ich dachte, dieses spezielle Stück wird nicht ausgestellt.«
»Wird es auch nicht. Aber einen Versuch ist es trotzdem wert. Zumindest bekommt Vasiliy die Gelegenheit, die Sicherheitsvorkehrungen in Augenschein zu nehmen.«
Zack sah seinen Dad an. »Das klingt echt James-Bondmäßig. Darf ich mit, statt mit dem blöden Zug zu fahren?«
»Ich fürchte nein, Z. Du wirst schön in den Zug steigen.«
»Übrigens«, meldete sich Nora zu Wort, »wie sollen wir eigentlich
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