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Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall

Titel: Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
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Gemetzel … Es gefällt mir irgendwie.
    Ich bin gut darin.
    Sogar sehr gut.
    Die Stadt geht vor die Hunde, wahrscheinlich die ganze Welt - und ich fühle mich pudelwohl.
    Abgefahren, was?
    Bin ich der Einzige, dem es so geht? Da draußen müssen doch noch andere sein. Menschen, die vorher irgendwie das Gefühl hatten, dass ihnen in ihrem Leben etwas fehlte. Die nirgendwo so recht reinpassen wollten. Die nie verstanden haben, wozu sie auf der Welt sind. Was ihre Bestimmung ist. Die dem Ruf nicht gefolgt sind, weil sie einfach niemand gerufen hat.
    Bis jetzt.

Pennsylvania Station
    Es war nur ein kurzer Moment der Unachtsamkeit. Nora starrte auf die große Anschlagtafel und wartete darauf, dass das Gleis bekanntgegeben wurde, von dem ihr Zug abfuhr - als ihr Blick ins Leere wanderte.
    Zum ersten Mal seit Tagen dachte sie an überhaupt nichts. Nicht an Vampire, nicht an ihre Angst, nicht an irgendwelche Fluchtpläne. Fast wäre sie mit offenen Augen eingeschlafen.
    Als sie wieder zu sich kam, war es so, als erwachte sie aus einem Traum, in dem sie ständig gefallen war. Sie zuckte zusammen und keuchte leise. Dann drehte sie sich zitternd um.
    Zack stand neben ihr und hörte Musik mit seinem iPod.
    Aber ihre Mutter war verschwunden.
    Nora sah sich um, konnte sie jedoch nirgendwo entdecken. Sie zog Zack die Kopfhörer aus den Ohren und fragte ihn nach ihr. Der Junge schüttelte den Kopf - er hatte nichts bemerkt.
    »Warte hier«, sagte Nora und deutete auf ihre Koffer. »Rühr dich nicht vom Fleck!« Dann bahnte sie sich einen Weg durch die dicht gedrängte Menschentraube vor der Anschlagtafel. Verzweifelt suchte sie nach Bewegung in der Menge, nach Anzeichen von Unruhe, die ihre Mutter gestiftet haben könnte.
    Plötzlich erregten laute Stimmen Noras Aufmerksamkeit. Vor einem geschlossenen Imbissstand hatte sich eine Ansammlung gebildet. Schnell ging sie darauf zu.
    Und da war ihre Mutter - gerade dabei, auf eine verwirrt dreinschauende ostasiatische Familie einzureden.
    »Esme!«, rief Mrs. Martinez. Das war der Name ihrer verstorbenen Schwester, Noras Tante. »Nimm den Kessel vom Herd, Esme! Das Wasser kocht, ich hör’s doch!«
    Nora griff ihre Mutter am Arm und entschuldigte sich stammelnd bei der Familie, die allerdings ohnehin kein Englisch verstand. »Komm mit, Mama.«

    »Da bist du ja, Esme. Was riecht hier so verbrannt?«
    Nora schossen Tränen in die Augen. »Komm mit, Mama.«
    »Du brennst mir ja das Haus nieder!«
    Nora umklammerte den Arm ihrer Mutter noch fester und zog sie mit sich durch die Menge, wobei sie das Gemurmel und die Beleidigungen ignorierte.
    Zack hielt gerade auf Zehenspitzen nach ihnen Ausschau, als sie zu ihm zurückkamen. Nora sagte nichts; sie befürchtete, endgültig die Fassung zu verlieren. Das alles war einfach zu viel.
    Wie stolz war Mrs. Martinez doch einmal auf ihre Tochter gewesen. Erst der Abschluss in Chemie an der Fordham-Universität, dann die Zusatzausbildung an der medizinischen Fakultät der Johns Hopkins. Mrs. Martinez war der festen Überzeugung gewesen, dass Nora bald eine Menge Geld verdienen würde. Ihre Tochter - eine reiche Ärztin. Leider hatte sich Nora mehr für das Wohl der Allgemeinheit als für innere Medizin oder Kinderheilkunde interessiert, ja, rückblickend musste sie erkennen, dass die Nachwirkungen des Reaktorunfalls auf Three Mile Island ihr Leben und ihr soziales Engagement stärker beeinflusst hatten, als sie bisher angenommen hatte. Die Arbeit bei der CDC wurde jedoch nach öffentlichem Tarif entlohnt, was nicht zu vergleichen war mit dem, was ihre Kollegen mit ihren Facharztpraxen verdienten. Sie hatte ihre Mutter enttäuscht.
    Einige Jahre später verirrte sich Mrs. Martinez zum ersten Mal auf dem Weg zum Supermarkt. Sie konnte ihre Schuhe nicht mehr zubinden und vergaß, den Herd auszuschalten. Sie redete mit den Toten. Als schließlich Alzheimer diagnostiziert wurde, gab Nora ihre eigene Wohnung auf, um ihre Mutter zu pflegen. Um eine Einrichtung, in der sie sie hätte unterbringen können, hatte sie sich nie gekümmert; sie hätte sich so etwas ohnehin nicht leisten können …
    Zack bemerkte Noras Verzweiflung, beschloss aber, sie in Ruhe zu lassen. Er spürte, dass sie nicht in der Stimmung
war, mit ihm darüber zu reden, und so steckte er sich wieder die Kopfhörer ins Ohr.
    Schließlich tauchte ihr Zug auf der Anschlagtafel auf. Sofort entstand ein allgemeiner Tumult, wurde geschubst und geschrien und gedrängelt. Nora klaubte die Koffer

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