Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall

Titel: Das Blut - Del Toro, G: Blut - The Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Guillermo;Hogan Del Toro
Vom Netzwerk:
wie in alter Zeit auch der Vampir selbst - ist ein Archetyp. Es ist jeder menschlichen Kultur, egal ob Ost oder West, vertraut. Doch in diesem Symbol ist eine weitere Bedeutungsebene verborgen. Sie ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen, sondern nimmt ähnlich einer Prophezeiung erst im Laufe der Zeit Gestalt an. Passen Sie auf.« Setrakian nahm die drei Blätter und legte sie übereinander auf einen improvisierten Leuchttisch. »Jede Legende, jede Kreatur, jedes Symbol, dem wir begegnen, existiert in einem kosmischen Reservoir, die Heimstatt aller Archetypen. Dort befinden sich die Dinge, deren Schatten wir in unserer platonischen Höhle erkennen. Wir halten uns für so schlau, so fortschrittlich - und diejenigen, die vor uns kamen, für naiv und rückständig. Dabei wiederholen auch wir nur die Ordnung des Universums …« Nun drehte er die Blätter so, dass sich die drei Mondsicheln miteinander verbanden. »Dies sind keine Mondsicheln, weit gefehlt. Es sind Okkultationen. Drei Okkultationen, die sich über die Jahrhunderte hinweg zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten ereignet haben und auf ein Ereignis hindeuten, das jetzt eingetreten ist. Dies ist die Geometrie der Prophezeiung.«

    Verblüfft bemerkte Vasiliy, dass die drei übereinanderliegenden Mondsicheln dem Symbol für Biogefährdung ähnelten:»Dieses Zeichen, das kenn ich aus der Arbeit. Wenn ich mich nicht irre, gibt’s das erst seit den Sechzigern.«
    »Jedes Symbol ist ewig. Sie haben existiert, bevor wir von ihnen geträumt haben.«
    »Wie bitte?«
    »Wir kennen diese Symbole, wir haben sie immer gekannt. Wir entdecken nichts, wir lernen auch nicht dazu - wir erinnern uns nur an Dinge, die wir vergessen haben.« Setrakian deutete auf das Zeichen. »Es ist eine Warnung. Sie war immer in unserem Gedächtnis, nur haben wir uns jetzt wieder daran erinnert - jetzt, am Ende der Zeit.«
    Vasiliy sah sich auf dem Tisch um, den Setrakian in Beschlag genommen hatte. Der alte Mann experimentierte hier mit verschiedenen Chemikalien, die für die Fotografie verwendet wurden. Zumindest sah es so aus, als wüsste der Professor, was er da tat.
    »Silber«, sagte Setrakian. Argentum , so der alte Name der Alchemisten. Und das war ihr Zeichen dafür …« Wieder zeigte er Vasiliy das Symbol des Halbmonds. »Das hier dagegen …« Er zog den Kupferstich des Erzengels aus seinem Notizbuch. »… ist Sariel. In gewissen henochischen Texten wird er auch als Arazyal oder Asaradel bezeichnet. Namen, die nicht von ungefähr wie Azrael oder Ozryel klingen.« Er legte den Kupferstich neben die anderen Blätter. Die Ähnlichkeit der Symbole war unverkennbar. Wie bei einem Puzzle schienen die Dinge nun ineinanderzugreifen, ihre wahre Natur zu enthüllen. »Ozryel ist der Engel des Todes. Der Islam bezeichnet ihn als ›den mit den vier Gesichtern, den vielen Augen und den mannigfaltigen Mäulern, den siebzigtausend Füßen und viertausend Flügeln‹. Er hat so viele Augen und so viele Zungen, wie es Menschen auf der Erde gibt. Aber das ist nur eine Metapher für die Art und Weise, in der er sich ausbreitet …«

    »O Mann!« Vasiliy rieb sich verwirrt die Augen. Er verstand nur Bahnhof, und viel mehr als dieses Kauderwelsch interessierte ihn ohnehin, wie es Setrakian schaffen würde, den Blutwurm aus dem Vampirherz zu locken. Dem Herz in dem Glas. Der alte Mann hatte UV-Lampen an die Ränder des Tisches gelegt, um den Wurm am Entkommen zu hindern. Alles war bereit, das Glas stand neben ihm, das faustgroße Organ pulsierte, und doch schien Setrakian zu zögern, das grässliche Ding aufzuschneiden.
    Der Kammerjäger beugte sich vor, näherte sich dem Glas - und sofort schoss ein tentakelartiger Fortsatz aus dem Organ. Diese Blutwürmer waren wirklich ekelhafte Dinger!
    Vasiliy wusste, dass der alte Mann den Wurm seit Jahrzehnten mit seinem eigenen Blut ernährte. Er hatte sich um diese Kreatur so lange gekümmert, dass er anscheinend so etwas wie eine morbide Zuneigung zu ihr entwickelt hatte. Aber es schien mehr zu sein als nur Zuneigung.
    Eine tiefe Trauer.
    Vasiliy hatte Setrakian einmal nachts zu dem Herzen sprechen hören, während er die Kreatur in seinem Inneren gefüttert hatte. Allein im Kerzenlicht hatte er in das Glas gestarrt, etwas geflüstert, sanft das Gefäß gestreichelt, in dem sich der Fleischklumpen befand. Und dann hatte der alte Mann etwas gesungen . Ganz leise. In einer fremden Sprache. Und doch hatte Vasiliy instinktiv gewusst, was es war: ein

Weitere Kostenlose Bücher