Das Blut der Azteken
viele unanständige Bücher verkaufen müssen, wenn ich damit reich werden wollte. Doch wie Herkules, der Ställe ausmisten musste, würde auch ich belohnt werden, wenn die schmutzige Arbeit erledigt war.
Nachdem ich einen Tag auf der Straße verbracht und den in einem seltsamen Sprachengemisch geführten Unterhaltungen der Sklaven gelauscht hatte, kam ich zu dem Schluss, dass unter den Afrikanern in der Stadt tatsächlich Aufregung herrschte. Eine ältere Spanierin hatte ein Dienstmädchen totgeschlagen, weil sie glaubte, dass ihr Mann sie mit dem Mädchen betrog. Dass der Gatte das Dienstmädchen dazu gezwungen hatte, kümmerte sie nicht weiter, und die Behörden unternahmen natürlich nichts, um die Frau für den Mord zu bestrafen.
Häufig schnappte ich die Bezeichnung ›roter Frosch‹ auf, als ob es sich um einen Treffpunkt handelte. Und bald wurde mir klar, dass damit eine pulquería gemeint war.
Als ich zum Haus des Don zurückeilte, fand ich Mateo schlafend in einer Hängematte im Schatten der Obstbäume vor. Aus den Gegenständen auf dem Boden neben der Hängematte war zu ersehen, dass er sich den Tag mit Trinken und Rauchen vertrieben hatte.
»Ich weiß, wo die Sklaven sich heimlich treffen. In einer pulquería namens ›Roter Frosch‹.«
Mateo reckte gähnend die Arme. »Und dafür weckst du mich aus einem wunderschönen Traum auf? Gerade hatte ich zwei Drachen getötet und ein Königreich errungen und lag mit einer Göttin im Bett, als du mich mit deinem Geplapper gestört hast.«
»Verzeiht, Don Mateo, Ritter des goldenen Kreuzes von Amadís de Gaula. Mir ist eben viel daran gelegen, Don Julio für die großzügige Verpflegung, ganz zu schweigen von den Prachtgemächern über dem Stall, zu entschädigen. Jedenfalls habe ich unter Einsatz meines Lebens etwas Wichtiges in Erfahrung bringen können. Heute Nacht müssen wir uns mit den Feuer spuckenden afrikanischen Rebellen befassen, die sich in einem Schlupfwinkel namens ›Roter Frosch‹ treffen.«
Mateo gähnte erneut, nahm einen großen Schluck aus der Weinflasche, schnalzte mit der Zunge und lehnte sich wieder zurück. »Ich habe mithilfe der Recontonería dieses Lokal für die nächsten Nächte vom Besitzer gemietet. Wir schenken kostenlos pulque an die Sklaven aus. Wenn sie das nicht zum Reden bringt, kriegen wir nie etwas aus ihnen heraus. Der Besitzer war sehr entgegenkommend. Nicht einmal die Ganoven, die illegale pulquerías für Sklaven betreiben, wollen einen Aufstand. Schlecht fürs Geschäft.«
Mateos wandte sich wieder dem Töten von Drachen und der Rettung schöner Prinzessinnen zu. Auf dem Weg zu meinem Zimmer lief ich Isabella in die Arme. Ich spiegelte ein Interesse an Wappen vor, beschrieb ihr das von Luis und fragte sie, ob sie die Familie kenne. Sie erwiderte, es handle sich um das Haus von Don Eduardo de la Cerda und seines Sohnes Luis. Isabella kannte allen Klatsch und die neuesten Gerüchte, und ich erfuhr von ihr, dass Luis und Eléna sich bald verloben sollten.
Und das hieß, dass ich Luis noch umbringen konnte, ohne sie zur Witwe zu machen, wenn ich mich beeilte.
16
In dieser Nacht schenkte ich pulque an Sklaven aus. Für gewöhnlich wurde hier nur niederste Qualität verkauft, kaum vergoren und mit Wasser verdünnt. Heute jedoch gab es dank der Großzügigkeit des frisch gebackenen Wirtes Mateo Rosas reinen pulque, angereichert mit cuapatle und braunem Zucker.
Bevor wir die Türen für die Kundschaft öffneten, kostete Mateo einen Schluck und spuckte ihn sofort wieder aus.
»Mit diesem Zeug könnte man einem Maultier das Fell vom Leibe ätzen.«
Bald stellte ich fest, dass die fünfzig Afrikaner im Raum starke Getränke besser vertrugen als die Indios. Mehrere Fässer waren nötig, bis ich eine Veränderung in ihren Augen und Stimmen bemerkte. Doch nach einer Weile begannen sie, zu tanzen und zu singen.
»Uns geht bald der Saft aus«, flüsterte Mateo mir zu. »Unsere Leute sollen sich an die Arbeit machen.«
Zwei Afrikaner, die wir als Spitzel beschäftigten, befanden sich auch im Raum. Auf mein Zeichen hin kletterte einer von ihnen auf einen Tisch und bat laut um Ruhe.
»Die arme Isabella wurde von ihrer Herrin umgebracht. Sie wurde totgeschlagen, weil der Ehemann der Täterin sie vergewaltigt hat, und niemand unternimmt etwas dagegen. Was wollen wir tun?«
Wutgeschrei erhob sich. Isabella? Schade, dass es die falsche Isabella erwischt hatte.
Bald brach Tumult aus, da alle wild durcheinander schrien. Die
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