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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Balkon.
    Die Herzen waren ihnen schwer, als sie ihm blickten nach,
denn dieser edle Rittersmann zu Unrecht fiel in Schmach.
    Auch wenn so viele hätten gern ein Obdach ihm gegeben,
tun sie es nicht, weil sie in Furcht vor Königs Zorn erbeben.
    Die Botschaft mit dem Siegel sagt, damit es alle wissen:
»Wer El Cid eine Bleibe gibt, des' Haus wird eingerissen.«
    Ich lauschte gebannt, während El Cid mit seiner kleinen Armee Mauren niedermetzelte, Städte verwüstete und abtrünnige Christen abschlachtete. In einem wilden Gefecht mit dem Grafen von Barcelona, der sich ihm mit seinen christlichen Rittern und einem maurischen Verbündeten entgegenstellte, eroberte El Cid das Königreich Valencia.
    Mateo erzählte, wie El Cid auf seinem gewaltigen Streitross Babieca gegen die gefürchteten maurischen Horden von König Bucar angeritten war.
    Die scharfe Klinge spaltet den Mauren flugs entzwei,
auf dass jedem Algerier so der Tod beschieden sei.
    Nachdem El Cid in der Schlacht mit den Mauren das große Schwert Colada gewonnen hat, erringt er im Kampf gegen König Bucar das zweite Schwert, Tizón.
    Ich lauschte der leidenschaftlichen Rezitation, wobei mein Blick zufällig auf einen der Balkone fiel, die auf die Plaza hinausgingen. Eine Gruppe von Würdenträgern, Damen und Caballeros hatte sich dort versammelt. Auch eine alte Frau in Schwarz war dabei und spähte nach unten.
    Ich erstarrte.
    Vermutlich hatte sich König Bucar ganz ähnlich gefühlt, als die scharfe Klinge von Colada ihn mitten entzweischlug.
    Ich verschwand in der Menge und sah mich noch einmal vorsichtig um. Die Frau starrte Mateo an, der gerade das Ende des Gedichts rezitierte.
    Es herrschten seine Töchter in Navarra und Aragon,
bis heute sitzet sein Geblüt fest auf der Spanier Thron.
Größer und größer ward sein Ruhm im Lande nah und fern,
bis eines Tags am Pfingstfest er ging heim zu seinem Herrn.
Die Gnade Christi sei mit ihm, den wir Erlöser nennen.
Das war das Leben von El Cid, wie wir ihn alle kennen.
    Es wurde dunkel. Ich gab meine Suche nach Bruder Antonio auf und verließ die Plaza, um wieder zum Armenhaus zurückzukehren. Ich glaubte nicht, dass die alte Frau mich in der Menge entdeckt hatte. Vom Balkon aus betrachtet war ich sicher nur ein Strohhut unter vielen gewesen. Und dennoch löste ihre bloße Gegenwart in mir das Gefühl aus, als würde eine Schlinge langsam um meinen Hals zusammengezogen.
    Was war, wenn jemand mich verfolgte? Immer wieder blickte ich mich um und schlich durch die Seitengassen, wobei ich einen großen Bogen um das Armenhaus machte. Ich war wütend und verängstigt, als ich so Schutz in der Dunkelheit suchte. Was hatte ich dieser Dame getan? Ich hatte in meinen wenigen Jahren auf den Straßen von Veracruz zwar schon viel erlebt, allerdings noch nie, dass eine Adlige mir nach dem Leben trachtete.
    Bruder Antonio war meine einzige Hoffnung. Er war zwar criollo, aber von reinem spanischen Geblüt, also ein König, verglichen mit léperos wie mir.

7
    Im Armenhaus angekommen schlich ich mich durch den Raum, ohne eine Kerze anzuzünden. Anstatt mich an meinem üblichen Platz schlafen zu legen, ging ich in Bruder Antonios abgetrennte Ecke und ließ mich auf seinem Bett nieder. Etwa eine Stunde lang lag ich hellwach da, als ich hörte, wie jemand hereinkam. Niemand sagte ein Wort, offenbar versuchten die Eindringlinge, Geräusche zu vermeiden. Doch das Rascheln des Strohs verriet sie.
    Ich war sicher, dass es sich weder um Bruder Antonio noch um einen seiner Schützlinge handelte, denn die trugen Sandalen, keine Stiefel. Sporen klimperten. Anscheinend war noch ein dritter Mann eingetreten, ein Sporenträger. Das bedeutete nicht zwangsläufig, dass es ein Adliger sein musste. Auch Indios, Mestizen und afrikanische Kuhhirten trugen Sporen, doch diese bevorzugten jene aus scharfkantigem Eisen. Das hier hingegen waren die silbernen Sporen eines Caballeros.
    Die alte Frau hatte einen gachupin und zwei Helfer geschickt, um mich zu holen.
    Bruder Antonios Geheimversteck war mit Decken beinahe angefüllt. Rasch nahm ich genug davon heraus, um Raum für mich zu schaffen, schlüpfte hinein und zog Falltür und Teppich über mir an ihren Platz. Die Falltür ließ sich zwar nicht vollständig schließen, doch jemand, der nicht eigens danach suchte, würde sie wohl nicht entdecken.
    Durch eine Ritze sah ich jemanden mit einer Fackel hereinkommen. Der Mann war Spanier und etwa vierzig Jahre alt. An seiner Kleidung war er eindeutig

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