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Das Blut der Azteken

Das Blut der Azteken

Titel: Das Blut der Azteken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Rosaura ein; sie will sich am Herzog von Moskau rächen, der ihr die Ehre geraubt hat. Sie hat sich als Mann verkleidet und beabsichtigt, den Übeltäter eigenhändig mit dem Schwert zu durchbohren.
    Und jetzt, meine Freunde, werdet ihr den Gefängnisturm auf einem felsigen Berg sehen, in dem Prinz Segismundo schmachtet.«
    Der Zwerg deutete auf Mateo und die übrigen Schauspieler, die ›in den Kulissen‹ warteten. Alle bis auf Mateo trugen falsche Bärte. Die beiden Frauen hatten Perücken aufgesetzt.
    »Mateo Rosas wird den Prinzen und einige andere wichtige Rollen spielen. Und nun präsentiert Las Nómadas zu eurer Unterhaltung Pedro Calderóns comedia mit dem Titel Das Leben ist ein Traum.«
    Elegant zog Mateo den Hut und wandte sich als Segismundo, Prinz von Polen, an das Publikum.
    »O Himmel, ich versuche zu begreifen, welches Verbrechen ich begangen habe… und seit ich das Licht der Welt erblickte, ist mir klar, dass die Geburt das schwerste Verbrechen eines Menschen ist.
    Ich besitze weniger Freiheit als die Vögel, Tiere und Fische. Wenn mich der Zorn übermannt wie ein Vulkan, könnte ich mir selbst das Herz aus der Brust reißen. Welches Gesetz, welche Gerechtigkeit, welchen Grund gibt es, einem Menschen ein so süßes Gut wie die Freiheit vorzuenthalten? Die Freiheit, die Gott dem Fluss, dem Fisch, dem wilden Tier und dem Vogel geschenkt hat?«
    Die anderen Schauspieler berichteten von dem Befehl des Königs, den Prinzen aus dem Turm zu holen und ihn den Palast zu bringen, wo festgestellt werden sollte, ob er ein tobender Wahnsinniger oder regierungsfähig war. Wenn er versagte, würde man ihn töten, worauf der Herzog von Moskau die schöne Prinzessin Estrella heiraten und den Thron besteigen könnte. Doch der König, gespielt von dem stimmgewaltigen Zwerg, fleht seine Berater an, dem Prinzen eine Chance zu geben.
    Im Palast überlegt der Prinz, zum ersten Mal frei von Ketten und in Kontakt mit anderen Menschen, ob er sich an einem Diener rächen soll, der ihn während der Gefangenschaft grausam behandelt hat. Doch ein anderer Mann erklärt ihm, es sei nicht die Schuld des Dieners, der König habe es befohlen.
    Daraufhin donnert Segismundo: »Da das Gesetz nicht gerecht war, war er dem König keinen Gehorsam schuldig.«
    Ein Raunen ging durch die Menge, und ich hörte jemanden das Wort ›Verrat‹ murmeln. Selbst für einen jungen Burschen wie mich war es undenkbar, einem König -und sei er auch noch so unfähig nicht zu gehorchen.
    Doch der bösartige Diener fordert den Prinzen heraus und will ihn dazu bringen, sich mit ihm zu schlagen.
    Der Prinz ringt mit dem Übeltäter und stürzt ihn vom Balkon.
    Daraufhin wird der Prinz betäubt und zurück in den Gefängnisturm gebracht, wo sein Lehrer ihm sagt, dass alles nur ein Traum gewesen sei und dass er den Turm nie verlassen habe.
    Ich bemerkte, dass die Zuschauer unruhig auf ihren Plätzen herumrutschten. »Wo ist der Pirat?«, schrie ein Mann.
    »Wo sind die schönen Frauen?«, brüllte ein anderer.
    Ich hatte großen Spaß an dem Stück und war neugierig auf die Frau in Männerkleidung, die mit ihrem Schwert blutige Rache üben wollte. Doch das aus Kaufleuten und den Verwaltern von Haciendas bestehende Publikum hatte nur wenig Interesse am Kampf eines Prinzen mit den Dämonen, die in uns allen stecken.
    Mateo achtete nicht auf das Murren. Als Segismundo sagte er: »Leben heißt Träumen… ein König träumt, dass er König ist, und verbringt in seiner Selbsttäuschung die Tage damit, Befehle zu geben, zu regieren und Entscheidungen zu treffen. Doch sein Ruhm ist nur in den Wind geschrieben… Der reiche Mann träumt von seinem Besitz, der ihm nur noch größere Sorgen und Ängste bringt. Der arme Mann träumt, dass er Not und Elend erleidet. Alle Menschen träumen das Leben, das sie führen. Das ganze Leben ist ein Traum, und Träume sind…«
    »Zum Teufel mit den Träumen! Wo ist der Pirat?«, brüllte einer.
    Zornig zog Mateo das Schwert. »Der nächste Mann, der mich unterbricht, wird das Schwert dieses Piraten hier zu spüren bekommen.«
    Unglücklicherweise hatte er es nicht mit kultivierten Städtern, sondern mit schlichten Kolonisten zu tun. Ein Dutzend Männer erhob sich, um sich der Herausforderung zu stellen, und Mateo wollte sich schon auf sie stürzen, als der Zwerg und die übrigen Schauspieler sich dazwischen warfen, Mateo anflehten, sich zu beruhigen, und ihn von der Bühne drängten.
    Bruder Antonio hatte mir erklärt, dass bei

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