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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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Montségur zu verlassen, womit sie auch dem Scheiterhaufen entkommen würden, der sonst früher oder später auf sie gewartet hätte. Begleiten sollte sie Teresa de Aínsa,
deren Mutter, Doña María, geboten hatte, sie aus der Festung hinauszubringen.
    Sie hatte Bertrand Martí von dem Gespräch mit ihrem Sohn berichtet, in dessen Verlauf sie versprochen hatte, Teresa zu retten. Ihr war klar, dass sie dazu beitragen musste, die Schätze der Guten Christen in Sicherheit zu bringen, damit der Bischof zustimmte, denn die Anwesenheit des Mädchens würde das Entkommen der beiden Männer erschweren. So war sie auf den Gedanken verfallen, Fernando zur Beteiligung an der Flucht zu verpflichten. Dieser Tauschhandel war ihre einzige Möglichkeit, das ihm gegebene Versprechen zu erfüllen. Zwar musste sie damit rechnen, dass er ihre schwierige Lage nicht verstand, aber ihr blieb keine Wahl.
    Jetzt galt es einen Weg zu finden, die beiden Diakone und das Mädchen gefahrlos aus der Festung hinauszubringen.
    Diesmal fand sich der Verräter in den Reihen der anderen. Aber war er überhaupt ein Verräter? Er stammte aus Camon im Lehen des Péire Rotger de Mirepoix, seine Schwester lebte mit ihren Kindern in der Festung, und er diente nur widerwillig im Heer eines Königs, der ihm nichts bedeutete. So erk lärte er sich bereit, sein Leben aufs Spiel zu setzen, um die Bitte seiner Schwester und seines Lehnsherrn zu erfüllen, der ihm überdies eine ansehnliche Belohnung dafür zugesagt hatte, dass er durch die Finger sehen würde, wenn die beiden Diakone zusammen mit dem Mädchen die Festung verließen.
    Daher wurde eine Nacht, in der er und einige seiner Landsleute aus Camon zur Wache eingeteilt waren, als Zeitpunkt für die Flucht festgelegt. Möglich war sie nur an einer einzigen Stelle, die von den Belagerern nicht besonders gründlich bewacht wurde, weil man es für unmöglich hielt, dass dort jemand entkommen konnte.
    Teresa umarmte ihre Mutter unter Tränen. Der Bischof hatte dem Mädchen das Consolament gespendet, denn nach der Lehre der Katharer sicherte ausschließlich diese Geisttaufe dem Gläubigen einen Platz im Himmel. Sie wollte sich weder von der Mutter noch von den anderen Menschen trennen, mit denen sie in den Monaten der Belagerung so manches Leid geteilt hatte, und so flehte sie ihre Mutter an, diese elende Welt gemeinsam mit ihr verlassen zu dürfen. Was sollte sie außerhalb der Festung? Sie hasste die Männer auf der Gegenseite, die in ihren Augen Krieger des Satans waren, von ganzem Herzen.
    Doña María fand keine Worte, um sie zu trösten, und so sagte sie: »Ich habe deinem Bruder Fernando mein Wort gegeben, und er hat ausschließlich deshalb zugestimmt, uns zu helfen, weil du die beiden Diakone begleitest. Möchtest du, dass unsere Schätze in die Hände des Feindes fallen? Sie sollen dazu dienen, unsere Kirche am Leben zu erhalten, um viele unserer Brüder und Schwestern zu retten. Du würdest sie dem Scheiterhaufen überantworten, wenn du nicht mitgingst. Unser Glaube braucht noch Zeit, um in den Herzen anderer Menschen Wurzeln zu schlagen. Sofern es nach der Zerstörung von Montségur niemanden gibt, der Zeugnis von unserem Glauben ablegen kann, welchen Nutzen hätte dann unser Opfer gehabt? Das ist dein Auftrag, Teresa, du musst leben, damit der Glaube der Guten Christen fortdauern kann. Bruder Matéu soll überdies den Grafen von Toulouse an seinem Hof aufsuchen und ihm unsere Lage schildern. Sofern es überhaupt eine Möglichkeit gibt, Montségur zu retten, dann durch dich, mein Kind.«
    »Und wohin wird mich Fernando bringen?«, fragte Teresa schluchzend.
    »An einen sicheren Ort. Anschließend begleitest du Matéu an den Hof Raimonds, wo du bei deiner Schwester und ihrem Gatten leben wirst.«
     
    Ungeduldig wartete Fernando in einem Dickicht am Fuß des Berges. Der Ziegenhirte hatte die Männer gleich nach Einbruch der Dunkelheit dort hingeführt. Sie waren schon vor Stunden angekommen, hörten aber nichts als die Geräusche der Tiere des Waldes.
    Der Ziegenhirte harrte schweigend neben ihm aus. Fernando wusste, dass sich seine Ordensbrüder in der Nähe befanden. Bonnard hatte sich nach langem Zögern Armand de la Tours Ansicht angeschlossen, der eine Möglichkeit gefunden hatte, Fernando zu helfen, ohne den Templerorden in Gefahr zu bringen. Sie würden sich nicht unmittelbar an dem Abenteuer beteiligen, sondern Fernando in geringer Entfernung gleichsam als Leibwache folgen und dafür sorgen,

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