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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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Verteidigern keine Atempause.
    Bruder Julián schrieb in sich versunken an der Chronik, die ihm seine Ziehmutter aufgetragen hatte. Über den Hirten hatte sie ihm die Nachricht zukommen lassen, dass sich Teresa bei ihrer älteren Schwester am Hofe des Grafen Raimond in guter Hut befinde. Das aber lag schon eine ganze Weile zurück. Inzwischen war nicht nur Weihnachten vorüber, auch der Januar neigte sich seinem Ende zu, ohne dass weitere Nachrichten von Doña María gekommen wären.
    Auch von Fernando hatte er nichts gehört. Es war, als hätte ihn die Erde verschlungen. Gelegentlich fühlte er sich versucht, bei der nur wenige Tagesritte entfernten Komturei anzufragen, doch hatte er das nicht gewagt, weil er Fernando nicht noch größere Schwierigkeiten bereiten oder, was noch schlimmer gewesen wäre, ihrer beider Feinde auf sie aufmerksam machen
wollte. So hatte er sich Tag und Nacht mit der Abfassung der Chronik über Montségur und die Ketzer beschäftigt, die er eines Tages seiner Halbschwester Marian übergeben würde.
    Das jeweils Geschriebene verbarg er sorgfältig, damit niemand, der in sein Zelt kam, Gelegenheit hatte, darin zu lesen.
    Mitunter kam es ihm vor, als musterte Bruder Ferrer ihn argwöhnisch. Er spürte seine Abneigung und sagte sich, dass sein Vorgesetzter einfach unfähig sei, irgendeinen Menschen freundlich zu behandeln. Selbst Bruder Péire wirkte schreckhaft, sobald dieser Mann in der Nähe war.
    Ein Luftzug drang durch die Eingangsöffnung, dann trat Bruder Péire ein.
    »Wie geht es Euch heute?«
    »Besser, Bruder, besser.«
    »Ihr seid ja ungeheuer fleißig.«
    »Ich möchte bereit sein, wenn der Prozess gegen die Ketzer beginnt.«
    »Was schreibt Ihr nur mit so großem Eifer?«
    »Ich ordne die Urteile früherer Ketzerprozesse und memoriere noch einmal gründlich die beim Konzil festgelegten Vorschriften. Es eilt nicht damit, aber es hilft mir, an diesen Regentagen, an denen nur ein Verrückter hinausgehen würde, die Zeit zu vertreiben.«
    »Da habt Ihr Recht. Ich gestehe Euch, dass mir die ständige Nässe in den Knochen sitzt. Mitunter schmerzen mich meine Gliedmaßen derart, dass ich mich nicht mehr rühren zu können glaube. Der Leibmedikus des Seneschalls hat mich wieder einmal zur Ader gelassen, doch lindert das meine Schmerzen in keiner Weise.«
    »Der Mann versteht nichts von der Sache.«
    »Wie könnt Ihr so etwas sagen!«
    »Er ist ein Schlächter, dem nichts anderes einfällt, als Blut aus den Adern laufen zu lassen, ganz gleich ob es sich um Bauchschmerzen oder eine Erkältung handelt.«
    Bruder Péire schwieg darauf, was durchaus als stillschweigende Zustimmung zu Juliáns Worten gedeutet werden konnte.
    Schon bald, nachdem Bruder Péire gegangen war, kam ein Diener und teilte ihm mit, der Ziegenhirte bitte, ihn aufsuchen zu dürfen. Als der Mann hereintrat, sah Julián, dass er ein Bündel Käse auf dem Rücken trug.
    »Ich bringe dem Seneschall Käse«, sagte er statt einer Begrüßung.
    Julián merkte, wie ihn Schwindel erfassen wollte. So sehr es ihn nach einer Mitteilung von Doña María dürstete, so sehr fürchtete er zu hören, was der Mann brachte. Er wusste nicht im Entferntesten, wie es um sie stand.
    »Doña María möchte Euch sehen. Ich werde Euch in einer der nächsten Nächte abholen. Ich weiß selbst noch nicht, wann. Es ist nicht mehr wie zuvor. Der Verkehr mit der Burg ist schwieriger geworden. Haltet Euch auf jeden Fall bereit.«
     
    Von jenem Abend an waren Bruder Juliáns Nächte trotz der Kräuter des heilkundigen Templers erneut unruhig. In seinen Alpträumen erteilte ihm Doña María allerlei Aufträge, die sein Leben in höchste Gefahr brachten. Er erwachte unter Fieberschauern. Wieder hatte er den Appetit verloren. Bruder Péire hielt ihn für einen Heiligen, weil er annahm, Juliáns starke Gewichtsabnahme gehe auf Askese zurück und sein Mitbruder versage sich das gute Essen, das es im Lager der Kreuzkrieger durchaus noch gab.
    In der Nacht, als der Hirte kam, hatte Bruder Julián gerade
die Schale mit dem schlaffördernden Kräuterabsud des Templers geleert.
    »Beeilt Euch, die Nacht ist nicht sehr hell. Wir müssen diese Gelegenheit nutzen, um möglichst rasch dort anzukommen.«
    Während er dem Mann folgte, fürchtete er, unterwegs einzuschlafen, doch noch größer war seine Furcht, den Kriegern des Seneschalls in die Hände zu fallen. Unmöglich würde er ihnen erklären können, warum er gemeinsam mit dem Hirten durch Felsschluchten der

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