Das Blut der Unsterblichen
die von Marcus ausging. Er brummelte etwas Unverständliches und entfernte sich rasch. Marcus beeilte sich, zu Kristina aufzuschließen. Obwohl er die moderne Art zu tanzen absonderlich fand, kamen ihm seine kubanischen Wurzeln zugute. Wie selbstverständlich folgte sein Körper dem Rhythmus der Musik. Zudem war er froh, in der Nacht zuvor seinen Hunger nicht nur mit einem Reh, sondern auch mit einem Wildschwein gestillt zu haben, denn das menschliche Gewimmel um ihn herum war nur schwer zu ertragen. Die Bestie in ihm verlangte zornig nach Beute.
Sie tanzten eine Weile und begaben sich anschließend an den Rand der Tanzfläche zurück, um etwas zu trinken. Kristina leerte ihr Glas in einem Zug und bat ihn darum, noch eine Cola zu besorgen. Er hielt das für keine gute Idee, doch da er nicht kleinlich und übermäßig eifersüchtig erscheinen wollte, stimmte er zu. Während er sich erneut zur Bar vorarbeitete, wühlte Kristina sich auf die Tanzfläche zurück. Marcus versuchte, sie im Auge zu behalten, verlor sie aber, als er die Getränke bezahlte. Unauffällig schnupperte er, um ihren Geruch aufzunehmen. Dann sah er sie. Zwei Männer schwirrten um sie herum, wie Motten um das Licht. Einer redete auf sie ein, der Andere tanzte in aufreizender Weise hinter ihr. Wut stieg in Marcus auf. Er sah, wie sie den Kopf schüttelte und zur Bar deutete. Das schien die geilen Böcke jedoch nicht davon abzuhalten, sie weiter zu umkreisen, sie sogar zu berühren. Kristinas Blick irrte Hilfe suchend umher. Der Kerl hinter ihr griff nach ihrer Taille und zog sie näher zu sich heran. Marcus verlor die Beherrschung. Rücksichtslos wühlte er sich durch die nach rechts und links wegstolpernde Menge. Die Cola schwappte über und spritzte auf die Tanzenden.
„Nimm deine Finger von meiner Freundin, bevor ich sie dir breche“, drohte er dem, der seine Hände an Kristinas Taille gelegt hatte. Seine Augen verdunkelten sich und ein tiefes Grollen erhob sich aus seiner Brust. Die Bestie drohte, die Kontrolle zu übernehmen.
Gut, dass die Musik so laut ist , dachte er und heftete seinen Blick auf den zweiten Mann, der beschwichtigend die Hände hob.
„Ich reiß dir die Augen raus, wenn du sie noch einmal ansiehst oder dich auch nur in ihre Nähe begibst“, zischte Marcus. Kristina starrte ihn entgeistert an.
„Hey Mann, kein Problem, wir wussten nicht, dass sie einen Freund hat“, entschuldigte sich der Erste. „Tut mir echt leid.“
Kopfschüttelnd drehte er sich weg und entfernte sich eilig.
Kristina griff nach Marcus’ Arm. „Es ist alles okay, Marcus. Lass sie gehen.“
Marcus ballte die Hände zu Fäusten und starrte wutentbrannt auf den zweiten Mann, der sich rückwärts durch die Menge schob. Das Glas zerbarst in seiner Hand. Die Scherben fielen zu Boden. Cola spritzte auf die Tanzfläche. Er bemerkte es nicht, auch nicht das Blut, das aus seiner Faust quoll. Kristina entwand ihm das Glas und stellte es vorsichtig auf das Sims an der Wand.
„Komm, lass uns gehen“, drängte sie. Mittlerweile hatten sie bei den Umstehenden einiges Aufsehen erregt.
Ohne sie anzusehen, umklammerte Marcus ihren Arm und zog sie durch die Menge Richtung Ausgang. Nicht Wenige gafften ihnen neugierig nach. Im dunklen Flur vor der Tür hielt er inne. In einer finsteren Ecke erspähte er einen Unsterblichen, der sich am Hals einer jungen Frau zu schaffen machte. Er bemerkte Marcus, blickte auf und grinste. Seine Augen glühten, die Pupillen waren vor Gier geweitet. Sein Blick fiel auf Kristina. Er musterte sie, leckte sich über die Lippen und wandte sich wieder seinem Opfer zu. Kristina war zu verwirrt und aufgebracht, um den Blickwechsel zu bemerken, doch Marcus rannte nun fast nach draußen. Wortlos zog er sie über den Gehweg zu seinem Wagen. Die beiden Kerle folgten ihnen.
„Scheiße man, genau deswegen mache ich normalerweise keine Frauen an, weil so Typen wie der da völlig ausrasten. Woher sollte ich wissen, dass sie einen Freund hat? Welche Tussi tanzt schon alleine, wenn sie einen Typen dabei hat?“, sagte der Erste laut.
„Es hat sie eindeutig nicht gestört, als wir mit ihr getanzt haben. Die wollte das doch“, erwiderte der Zweite und lachte hämisch.
„Genau meine Meinung. Der sollte besser auf seine Alte aufpassen, die war ganz geil auf uns.“
„Arschloch“, rief der Andere hinter Marcus her.
Marcus stockte. Zorn brodelte in seiner Brust. Heißer, glühender Zorn. Kristina zog an seinem Arm. „Komm. Lass die Beiden
Weitere Kostenlose Bücher