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Das Blut der Unsterblichen

Das Blut der Unsterblichen

Titel: Das Blut der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Saamer-Millman
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Sie wäre auch damit zufrieden gewesen, den Rest ihres Lebens alleine mit Marcus zu verbringen. Insgeheim befürchtete sie, dass sie sich in eines dieser langweiligen Paare verwandeln würden, die nebeneinander anstatt miteinander lebten. Die Art Paare, bei denen der Mann am Samstag Vormittag das Auto wusch, den Rasen mähte und sich am Abend die Sportschau ansah, während seine Frau die Windeln des Nachwuchses wechselte und die Wäsche bügelte. Doch wenn sie ganz tief in sich hineinhorchte, wusste sie, dass dieses Leben nicht für sie bestimmt war. Marcus war einfach nicht der typische Familienvater, auch wenn er sich nach Kräften bemühte, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Auch nach einem Jahr gab es noch immer diesen geheimnisvollen Teil von ihm, den sie einfach nicht zu ergründen vermochte. Mittlerweile war sie sich sicher, dass er etwas vor ihr verbarg. Etwas Wichtiges und Großes. Sie fragte ihn nicht danach, denn irgendwie gefiel ihr das Gefühl. Die Ungewissheit fachte ihre Leidenschaft an und ließ sie die Tiefe ihrer Liebe intensiver spüren.
    Für den Abend hatte sie eine Einladung zur Geburtstagsfeier ihrer Freundin Susanne erhalten. Trotz ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft, immerhin war sie mittlerweile im achten Monat, beschloss sie, zu der Party zu gehen. Nicht nur, weil Susanne mit Nachdruck auf ihr Kommen bestanden hatte, sondern auch, weil sie Marcus endlich ihren Freundinnen vorstellen wollte.
    Marcus willigte ein, er konnte ihr sowieso nichts mehr abschlagen. Ein Blick auf ihren gewölbten Bauch und schon war er Wachs in ihren Händen. Er versprach ihr, den Abend mit all der ihm zur Verfügung stehenden Ruhe zu erdulden. Da es sich um Susannes 25. Geburtstag handelte, waren vierzig Gäste geladen und fast alle warteten gespannt auf den geheimnisvollen Mann an ihrer Seite.
    Umso aufgeregter gebärdete Kristina sich. Sie wusste, dass Marcus bei Fremden nicht gerade ein Charmeur war, hoffte aber trotzdem, dass ihre Freundinnen ihn nicht komplett unsympathisch finden würden.
    Susanne war eine auffällige Erscheinung. Groß und schlank mit feuerrotem Haar, einem markanten Gesicht mit hohen Wangenknochen und grünen Augen. Als sie mit zwanzigminütiger Verspätung bei ihr eintrafen, entschuldigte Kristina sich und stellte Marcus vor. Susanne musterte ihn interessiert, drückte ihm dann ungefragt ein Bier in die Hand und begann, auf ihn einzuplappern.
    Kristina bemerkte die jähe Abneigung in Marcus’ Gesicht, und zum ersten Mal wurde ihr bewusst, dass Susanne zu viel und zu laut redete und unangemessen vertraulich war. Ein Verhalten, das er nicht ausstehen konnte. Doch er sagte nichts, nippte tapfer an dem Bier, lächelte und versuchte, Interesse für das belanglose Geplapper zu heucheln. Kristina nahm sich vor, ihm später dafür zu danken.
    „Da hast du dir aber ein interessantes Exemplar geangelt“, wisperte Susanne nun an Kristina gewandt. „Den hätte ich mir auch geschnappt. Solltest du je genug von ihm haben, dann sag bescheid. Ich spende ihm gerne ein wenig Trost.“ Sie kicherte über ihren vermeintlichen Scherz.
    Kristina lächelte verkniffen. Sicher waren die Worte als Kompliment gemeint, trotzdem ärgerte sie sich darüber. Sie kam sich aufgrund ihres momentanen Umfangs plump und unförmig vor und wollte von einer Freundin mit Modelmaßen gewiss nicht hören, dass sie jederzeit bereit wäre, ihren Freund zu übernehmen.
    Unwillkürlich ergriff sie Marcus’ Hand. „Ich glaube kaum, dass ich seiner je überdrüssig werde“, erwiderte sie kühl.
     
    Marcus hatte den Wortwechsel nur mit halbem Ohr verfolgt. Sein Interesse galt den anderen Gästen, die ihnen neugierige Blicke zuwarfen. Jeder schien darauf zu warten, endlich Kristinas geheimnisvollen Freund kennenzulernen. Er verspürte den dringenden Wunsch, die Party wieder zu verlassen und nur mit äußerster Mühe gelang es ihm ein, wie er hoffte, charmantes Lächeln aufzusetzen. Er überlegte, wie viel einfacher es sein würde, wenn Kristina ebenfalls eine Unsterbliche wäre. Immerhin hielt er nun schon seit einem Jahr die Täuschung aufrecht, was überaus anstrengend war.
    Kristina unterbrach seine Gedanken. „Marcus, ich möchte dir Frank vorstellen.“
    Sofort war er hellwach. Er musterte Frank abschätzend. Er war groß und von drahtiger Statur, die dunkelblonden Haare, die er straff nach hinten kämmte, offenbarten einen zurückweichenden Haaransatz.
    „Du bist also derjenige, der immer wieder bei Kristina anruft und

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