Das Blut der Unsterblichen
hatte. Schon immer war sie stärker, gesünder und sportlicher gewesen. Und es war auch nicht das Blut, was sie an ihren Träumen so erschreckte.
Diese Erkenntnis war schockierend und befreiend zugleich. Sie unterschied sich von anderen Menschen. Die Frage war, warum? Ihre Mutter schien völlig normal zu sein, ohne besondere Begabungen, wenn man von der Malerei absah. Ihre Fähigkeiten mussten also das Erbe ihres Vaters sein. Doch wenn er wirklich über besondere Fähigkeiten verfügt hatte, musste das ihrer Mutter doch aufgefallen sein, oder? Leila beschloss, sie bei passender Gelegenheit unauffällig auszufragen. Sie brauchte unbedingt Informationen, über sich und ihren Vater. Sie musste herausfinden, warum sie anders war, bevor sie noch den Verstand verlor.
14
Am nächsten Tag traf Leila sich mit Nico. Während sie durch den Wald schlenderten, erwog sie, ihm von ihren Fähigkeiten zu erzählen. Doch als er einen anzüglichen Witz über kopulierende Eichhörnchen zum Besten gab, entschied sie sich dagegen. Zurück in ihrem Zimmer legten sie sich auf das Bett, hörten Musik und knutschten. Nico tastete sich unter ihr Sweatshirt und streichelte ihre Brust. Leila seufzte wohlig und berührte ihn dort, wo er es gerne hatte. Er drückte sich an sie, zeigte ihr, wie erregt er war.
„Wollen wir es tun?“, fragte er unvermittelt.
Leila versteifte sich. „Was tun?“
Seine Finger schmuggelten sich unter ihren BH und schoben ihn nach oben. „Du weißt schon, worüber wir geredet haben“, murmelte er, während seine Lippen über ihren Bauch nach oben wanderten.
Leila rutschte von ihm ab.
Er hielt inne und blickte auf. „Was ist denn? Habe ich was Falsches gesagt?“
„Naja, ich dachte, wir hätten beschlossen zu warten.“
Er schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie zu sich heran, presste sich an ihrer Hüfte. „Ja schon, aber wir haben nicht genau definiert, wie lange wir warten wollen. Jetzt, wo alles so gut läuft und wir auch schon so lange zusammen sind, könnten wir doch … fände ich es richtig, wenn wir … endlich miteinander schlafen würden.“
Seine Hand wanderte zur Gesäßtasche seiner Jeans und zog eine Packung Kondome heraus. „Ich hab’ auch was zum Schutz dabei.“
Leila schob ihn von sich und setzte sich auf. „Ich bin noch nicht bereit dafür. Außerdem sind wir erst seit ein paar Monaten zusammen.“
Mit einem abfälligen Laut klatschte Nico die Kondome auf die Bettdecke. „Ach verdammt, Leila. Muss es denn immer so laufen, wie du es willst?“
Leila seufzte. Sein Schmollen war so ziemlich das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte. „Ich finde es bescheuert, dass du jetzt beleidigt bist. Es geht hier ja nicht um irgendeine Freizeitbeschäftigung, es geht um mein erstes Mal und ich finde nicht, dass ich das überstürzen sollte.“
Nico schnaubte. „Es wäre auch mein erstes Mal und ich will nicht warten, bis ich alt und grau bin. Für was hast du dir denn sexy Unterwäsche gekauft wenn nicht, um mich zu verführen?“
„Nur weil ich neue Unterwäsche trage, heißt das noch lange nicht, dass ich gleich mit dir schlafen will. Warum hast du es plötzlich so eilig? Was machen ein paar Monate mehr oder weniger schon aus?“
Nico setzte sich ruckartig auf. „ Ein paar Monate? In ein paar Monaten werde ich achtzehn. Ich will nicht warten, bis ich achtzehn bin.“
„Warum denn nicht? Ich werde auch bald siebzehn und gerate deswegen nicht gleich in Panik.“
„Das ist etwas anderes“, entgegnete Nico.
„Ach ja?“
„Ja! Alle haben es schon getan, Leila. Nur wir noch nicht. Das ist doch scheiße.“
Leila sprang vom Bett und stemmte wütend die Arme in die Hüfte. „Wieso lässt du dich von dem Gerede irgendwelcher Angeber beeinflussen? Das ist so dumm von dir. Wer weiß denn, ob es wirklich schon alle getan haben?“
Er rutschte vom Bett und stellte sich vor sie. „Es ist mir egal, wer es schon getan hat und wer nicht, aber ich will es endlich mit dir tun. Falls du es noch nicht bemerkt hast: Wir leben im 21. Jahrhundert, bis zur Hochzeit warten ist out. Und wenn hier einer dumm ist, dann wohl eher du, weil du so verdammt verklemmt bist.“
Leila kniff die Augen zusammen und blitzte in herausfordernd an. „Du hältst mich also für verklemmt?“, sie schnaubte verächtlich. „Wie kannst du mich nur so unter Druck setzen? Das ist total unfair. Ich sag dir jetzt mal was, Nico: Wir spielen hier nach meinen Regeln. Entweder du wartest, oder du kannst aus
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