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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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des Malers heute erkennen kann, ist noch nicht oder nicht mehr Mensch. Es ist Chemie, die Chemie des Alls - Auftakt zu unserem Zeitalter der Chemie -, wann werden wir das endlich begreifen? Werden Sie das begreifen? - Gefallen Ihnen übrigens meine Bilder?«
    »Mister Clark, sind das All und das Chaos und das Nichts ein Etwas, das einem geformten Menschen gefallen kann oder nicht gefallen kann?«
    »Das ist gut, was Sie da sagen. Wir sind einige kleine Nebenprodukte des chemischen Prozesses, den ich hier zu malen trachte - vielleicht bin ich ein alberner Zwerg - wie?«
    »Nicht albern, Mister Clark, sondern.«
    ».  sondern? Nun, was?«
    »Raffiniert.  routiniert in Ihrer Technik.«
    »Das nehme ich an. Weiter?«
    »Angesichts des Chaos. Wollen Sie einmal das Ur-Lachen malen?«
    »Dröhnendes Lachen über meine Raffinesse, die im Schmelztiegel einer Sonne wie nichts verzischt? Es wäre ein Gedanke, wenn zum Lachen nicht ein Mund gehörte. Sie kommen immer wieder auf das Menschliche zurück.«
    »Ein Kind, Mister Clark.«
    »Wozu?«
    »Ein Werden.«
    »Dann schon ein Embryo oder die Larve. Zelle, die sich selbst begattet. Das Ur-Werden des Bios. Seltsam schön und komisch -einer der Scherzartikel des Alls.«
    Queenie fühlte sich von Gedanken überfallen; sie suchte zu ordnen.
    »Wie? Ihre Meinung, Missis King! Für eine Meisterschülerin gibt es kein Ausweichen.«
    »Wenn ein Kind lacht, Mister Clark, gebe ich tausend Sonnen dafür. Denn für dieses einzige Lachen haben die Sonnen Äonen gearbeitet, und endlich ist es ihnen gelungen - und das All hat einen Mund gefunden. Was für ein Werden. Was für ein Tanz der Sterne um das köstlichste ihrer Wunder.«
    »Kleines Mädchen, junge Mutter, hübsche Frau, gelehrige Schülerin - auch mal ein nicht unbedeutender Wurf geglückt, der mich bestochen hat. Aber trennen Sie sich von ihren sehr süßen Zwillingen, meine Beste, auch in Gedanken. Sonst werden Sie eine Blockhausindianerin und Gewerbemalerin, eine brave Frau und tüchtige Rancherin, und im August gehen Sie zur Trommel und zum Sonnentanz und glauben, dort ein Geheimnis zu finden... Einen Rummel finden Sie, eine Show. Wenn ihr Indianer nicht in das Chaos des Uranfangs zurückfindet, so brauchen wir euch nicht. Den American way of life gehen wir auch ohne euch.«
    »Das sehe ich, Mister Clark. Wir erwarten auch nicht, daß Sie uns brauchen. Wir verlangen nichts als Raum, die Ruhe des Nichts, wenn Sie so wollen, für unsere eigenen Feuer und Eruptionen. Was heißt >brauchen    »Zu malen?«
    »Ja, zu malen.«
    »Wieder anfangen, meinen Sie?« »Neu anfangen.«
    »Sie reden das so dahin. Wie wollen Sie aus Ihrer Haut herausfahren? Sollte Ihnen doch schwerfallen.«
    »Zerreißen.«
    »Was haben Sie eigentlich für einen Mann?« »Das geht Sie nichts an, Mister Clark.«
    »Oh! Verliebt bis über die Ohren. Hübsch ist das. Ich male keine Porträts. Sonst würde ich Ihr Gesicht festhalten.«
    »Ich wünsche Porträtstudien zu machen, Mister Clark. Sie fehlen mir bei meiner Ausbildung.«
    »In dieser Richtung können Sie bei mir allerdings nichts lernen. Aber mein Atelier steht Ihnen die Ferien über mit zur Verfügung. Dann sehen wir weiter. Malen Sie Köpfe, soviel Sie wollen, Kinderköpfe, Frauenköpfe, Männerköpfe, Kindsköpfe, Dummköpfe, Hitzköpfe, Querköpfe, Glatzköpfe, rollende Köpfe.
    Mit Porträts kann man natürlich verdienen, und vielleicht haben Sie auf Ihrer Ranch noch ein paar Kühe mehr nötig.«
    »Verdient man am Chaos nicht, Mister Clark?«
    »Sie sind keck, meine Liebe - ich hätte Ihnen das nicht zugetraut. Aber ich sehe, ich habe Sie mit den Kühen ins Herz getroffen, und das ist gut. Denn ich will mit allen Mitteln verhindern, daß Sie selbst dergleichen werden, was auf einer Ranch lebt und geistig Gras frißt. Sie müssen damit rechnen, daß ich zuweilen mit scharfen Waffen angreife, um Sie noch zu retten. Wenn Sie eine große Künstlerin werden wollen, müssen Sie wieder das absolut Leere, das Chaos und die Angst lernen. Ich suche mit Leidenschaft danach. Ich habe gesprochen!«
    Queenie sagte nichts.
    »Was machen Sie für ein Gesicht, Missis King?« »Gar keines, Mister Clark.« »Steht mir die indianische Beteuerung nicht?« »Sie steht Ihnen schlecht, Mister Clark.«
    »Ah, ich sehe, bei Ihnen gibt es noch zu lernen. Wir werden uns vertragen. Also fangen Sie an.«
    In Queenie

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