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Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen

Titel: Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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durch ein kleines Fenster. Die Straße war ein Bach geworden, das Gärtchen war verwüstet.
    Noch einmal setzte der Sturm an. Das Haus bebte in seinen Fugen, die Möbel rückten sich selbst vom Platz. Das Radio war längst abgeschaltet. Kein Licht durfte brennen. Die vier Menschen drängten sich im Dunkel zusammen.
    »Jesus, Maria und alle Geheimnisse, möge in dieser Nacht niemand draußen sein!«
    Wakiya dachte an Inya-he-yukan. Das war ein Mann, der eine solche Nacht bestehen konnte.
    Wakiya dachte auch an Mutter und Geschwister. Die Blockhütte war fester und lag besser geschützt als die bunten leichten Geisterhäuser, und in der Blockhütte gab es keine Möbel, die wie Bälle herumrollen würden, außer dem eisernen Ofen, diesem Erzeugnis der Geisterwelt. Wakiya blieb ruhig; er fürchtete sich nicht.
    Endlich ließen Sturm und Regen nach.
    Frau Margot machte sich daran, das Wasser vom Boden zu wischen.
    Schon meldeten sich auch die ersten Flüchtlinge aus Häusern, die zerstört oder deren Dach ganz abgedeckt war. An Schlafen konnte niemand denken.
    Erst als der Morgen kam, wurde man sich recht bewußt, was alles geschehen war.
    Der Schaden am Haus Adlergeheimnis gehörte zu den geringen. Nachbarn und Freunde kamen und halfen, die Löcher im Dach zunächst notdürftig zu decken. Für zwei Wochen war in der Siedlung genug Arbeit dieser Art. Von Familie zu Familie gingen die Nachrichten, ob die Menschen noch lebten und heil seien. Von dem Busausflug zu dem Laden sprach niemand mehr. Der Wagen Margots war samt der Garage beschädigt, und sie konnte Wakiya noch nicht heimfahren.
    So blieb er zunächst im Hause Adlergeheimnis und mit David zusammen.
    Da er das erstemal zuverlässig eingekauft hatte, schickte ihn Frau Margot in den nächsten Tagen ein paarmal allein oder mit David zu dem Laden. Ihre Lebensmittelvorräte waren durch das Wasser verdorben.
    Kunden des Supermarkts waren sowohl Geister als auch Menschen.
    Wakiya-knaskiya hegte nicht die Hoffnung, Inya-he-yukan dort noch einmal zu begegnen. Aber er lauschte aufmerksam auf alles, was bei der redseligen Kassiererin gesprochen wurde, und Frau Margot wunderte sich zuweilen und wunderte sich doch nicht, daß er lange ausblieb. Indianer waren immer reich an Zeit, und woran sie reich waren, das verschenkten sie auch großzügig.
    Wakiya lernte bei seinen Kundschaftsgängen, auf englische Worte genau zu achten. Doch mußte er David noch oft um Hilfe bitten, wenn er die Namen und den Zusammenhang der Sätze verstehen wollte.
    »Was um des Himmels willen wird aus Queenie Halkett geworden sein! Sie ist am Abend vor dem Sturm mit ihrem alten Ford hier durchgefahren. Sie kann noch nicht zu Hause gewesen sein. Die Ranch liegt weit entfernt...«
    »War denn das Mädchen allein?«
    »Allein im Wagen! Es hätte sie doch einer von der Familie abholen können. Die Indianer sind oft zu leichtsinnig.«
    »Aber die Halketts sind solide Rancher.«
    »Sicher, sicher, aber.«
    »Wo steckt denn Harold Booth?«
    »Wo soll er stecken? War doch noch hier am Abend.«
    »Eben. Aber die Ranch der Booth liegt auch nicht in der Nähe.«
    »Ist nicht Joe King noch gesehen worden?«
    »Dem kann nichts lieber sein als eine dunkle Nacht!«
    »Die Booth und die King sind sich schon lange feind.«
    »Haben Sie gehört? Der alte Halkett war da.«
    »Lebt Queenie noch? Es wird ihr doch nichts zugestoßen sein?«
    »Nichts passiert. Das Auto läuft auch schon wieder. Aber in der Prärie liegen Tote.!«
    »Ein Haufen Tote.?!«
    »Nein - einer.«
    »Nein, zwei sollen es sein. Runzelmann soll das erzählt haben.« »Drei, hat Halkett gesagt!« »Woher wissen Sie?« »Verunglückt?«
    Achselzucken.
    »Was... nicht?«
    »Doch nicht ermordet?!«
    »Erschossen?«
    »Erstochen?«
    »Himmel und Hölle! Wozu haben sie den Burschen wieder freigelassen!«
    »Wissen sie schon, wer die Toten sind?«
    »Nein? - Keine Hiesigen? Wo kommt das Gesindel auf einmal her?«
    Das alles fing Wakiya-knaskiya auf. Er hatte keine Eile, sich heimfahren zu lassen zur Mutter, obwohl der Wagen längst wieder in Ordnung war. Frau Margot und David glaubten, daß Wakiya sich in ihrem ordentlichen Hause mit Wasserleitung und weißem Kinderbett wohler fühlte als daheim. Sie täuschten sich. Er hatte andere Gründe auszuharren.
    Ed Adlergeheimnis, der Vater, sagte nichts zu der Sache; stillschweigend gab er die Erlaubnis, daß Wakiya noch in der Siedlung blieb. Die Mutter, die zum Einkaufen in die Siedlung kam, widersprach

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