Das Blut des Adlers 2 - Licht über weissen Felsen
eingelassen. Sie brachte ihr Anliegen vor.
»Damit wird es nichts werden, Eliza. Es sollen möglichst viele Kinder in das Internat, damit sie auch nach dem Unterricht immer englisch sprechen und die Lebensweise der weißen Männer leichter lernen. Sie haben dort genug Wasser, um ihren Durst zu löschen und sich zu waschen. Es ist ein wunderschönes neues Schulinternat, in das sie deinen Sohn Hanska aufgenommen haben.«
»Aber Wakiya ist krank, und der Bruder könnte auf dem Weg immer bei ihm sein, wenn er mit ihm hier in die gleiche Schule geht.«
»Miss Bilkins wird nicht zustimmen. Das ist aussichtslos. Aber wenn du anders denkst, kannst du mit den beiden Kindern zu ihr gehen.«
»Komm du mit, Bill Temple.«
»Es ist besser, du gehst allein. Ich muß die Grundsätze kennen und kann nicht dagegen sprechen. Aber du kennst die Grundsätze eben nicht.«
Eliza erhob sich, nahm die Kinder an die Hand und ging hinüber in das blank-weiß gestrichene Bürohaus der halbmächtigen Geister. Miss Bilkins empfing sie. Ein Dolmetscher machte verständlich, was Eliza wollte.
»Das kommt nicht in Frage.« Miss Bilkins vertrat die Grundsätze aufs eifrigste. »Ihr älterer Sohn, Misses Bighorn, ist ein schlechter Schüler und Sitzenbleiber, weil er nicht von Anfang an ins Internat kam. Ihr jüngerer Sohn ist ein guter Schüler. Ich opfere nicht einen guten Schüler einem schlechten Schüler. Ihr jüngerer Sohn bleibt im Internat und macht die zwölf Klassen. Erledigt. Der Schulwechsel von Queenie King hat mir Ärger genug verursacht. Das darf keinesfalls so weitergehen.«
Was ein Indianerkind zu tun und zu lassen hatte, bestimmten nicht seine Eltern, noch weniger des Kindes eigene Wünsche. Das bestimmten vielmehr der allmächtige Vater Superintendent und die halbmächtige Geisterfrau des Schulwesens.
Als der Bub verstanden hatte, blitzten seine Augen böse auf.
Mutter und Kinder verließen das Bürohaus.
Um die Anstrengung des langen Weges auszunutzen und den Weg nicht ganz vergeblich gemacht zu haben, brachte die Mutter ihre beiden Buben noch zu dem braunhäutigen Mann mit der Schere.
Wie immer saßen einige wartende Kunden auf den Stühlen an der Wand; die Stühle waren in den vergangenen vier Jahren nicht neuer und nicht fester geworden.
Die da saßen und warteten, waren alles Indianer. Die Geister ließen sich ihre Haare andernorts pflegen.
Das Warten gab Gelegenheit zu einem leise und mit vielen Unterbrechungen geführten Gespräch, zum Austausch von Meinungen und zum Verbreiten der wichtigsten Nachrichten.
»Er hat den ersten Preis gemacht in Calgary für >Bronc sattellos »Gehört.«
»Ein Indianer! Ist das schon dagewesen?« »Es steht in den New City News.«
»Jetzt brüsten die sich damit, weil er aus unserem Staat ist. Er ist aber ein Indianer. Das schreiben sie nicht. Das haben sie nur geschrieben, als er noch ein Gangster war.«
»Wer weiß denn, ob er es nicht mehr ist?«
»Sie haben ein Bild gebracht.«
»Das alte vom Rodeo in New City?«
»Nein, ein neues.«
Einer der Männer zog umständlich einen Ausschnitt aus seiner Brieftasche.
Das Blatt ging von Hand zu Hand.
Auch Wakiya und sein Bruder bekamen es zu sehen.
»Wakiya! Schau dir das an! Ich will auch Bucking Horses reiten!«
Die Männer lächelten.
»Joe King züchtet sie. Mußt dich anmelden bei ihm als Cowboy und Rodeoreiter.«
»Mutter, laß mir die Haare wachsen. Ich will nicht mehr fort von euch in das Schulgefängnis. Ich will gar nicht mehr in die Schule gehen. Ich will Cowboy werden.«
Wakiya zog die Mundwinkel ein wenig herunter. »Das will David auch.«
»David kann das nicht. David wird studieren. Aber ich will ein Cowboy werden, Mutter!«
Die Männer lächelten noch offener.
»Das fängt aber nicht mit Calgary an, Hanska! Das fängt mit Üben an - und damit, daß du mit dem blauen Hintern mehr im Gras sitzt als auf dem Pferderücken.«
»Mutter, kaufst du mir ein Pferd?«
»Du mußt zu Frau Carson gehen und fragen, ob sie dir das Geld gibt.«
Wakiya mischte sich ein.
»Sie schenkt dir einen roten Radiergummi, aber keinen Mustang.«
»Dann laufe ich zu Joe King und frage ihn.«
»Du bist imstande.«
Die Männer lachten herzlich.
Aber Wakiyas Bruder ließ sich nicht aus der Fassung bringen. »Joe King ist auch ein Indianer. Wie hat er es gemacht?«
»Mit dem Teufel wahrscheinlich.«
Das sagte einer. Die anderen wurden wieder ernst.
»Er ist ein verdammter Bursche.«
Wakiya faßte
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