Das Blut des Mondes (German Edition)
Zufälle. Dafür war ihm schon zu viel passiert, dafür hatte er schon zu viel erlebt. Nein, ein Zufall war diese Zusammenführung mit Sicherheit nicht.
„Ich weiß gar nicht, was ich glauben soll. Aber eins weiß ich ganz bestimmt: nämlich, dass die Mädels uns den Kopf abreißen werden, wenn wir diese Geschichte hier“, er zeigte auf das Pergament, „für uns behalten. Es führt kein Weg daran vorbei – wir müssen mit ihnen darüber reden.“ Ric stand auf. „Also, was meinst du? Wollen wir den beiden jetzt reinen Wein einschenken?“
„Werden wir wohl müssen. Ich bin gespannt, was sie zu diesen Neuigkeiten sagen werden.“ Levian erhob sich ebenfalls und runzelte die Stirn. Was würde Cat dazu sagen, dass sie der Lösung von Rics Fluch auf der Spur waren und sie offensichtlich eine Rolle dabei spielte? Und dazu, dass er ebenfalls einen Ring trug und dazu noch unsterblich war. Denn das war eine Nachricht, die sie sicher umhauen würde. Und nicht nur Cat. Er dachte an seine Ann. Wie würde sie darauf reagieren? Eine bisher ungekannte Angst machte sich in ihm breit. Und er erkannte dieses Gefühl sofort. Es war die Angst davor, Ann zu verlieren …
„Ich auch“, erwiderte Ric nachdenklich. „Ich auch.“
„Dann lass uns“, drängte Levian zum Aufbruch. Er wollte es schnellstmöglich hinter sich bringen. „Du fährst Jaydens Auto.“
„Und du“, grinste Ric, „ziehst dir endlich mal ein frisches T-Shirt an!“ Grinsend boxte er Levian gegen die Schulter. Eine Geste der Freundschaft.
Zeitreise
„Man, ist das spät geworden“, hörte er Ric schimpfen, als der die knarrenden Holzstufen zu Cats Wohnung hinauf stieg. Der Mond blitzte für einen kurzen Moment hinter den dunklen Wolken hervor. Dann öffnete der Himmel erneut seine Schleusen und ein heftiger Regenguss erwischte sie kalt.
„Mist! Komm schnell!“
Levian, der gerade erst sein Auto abschloss, beeilte sich mit großen Sprüngen ins Trockene zu kommen. „Boah … so ein Mistwetter!“, fluchte Ric erneut. „Irgendjemand da oben mag uns wohl nicht.“
„Nee“, brummte Levian. „Ich glaube eher, irgendjemand da oben weint ganz fürchterlich, weil die Red Sox das Spiel heute verloren haben.“ Er hatte es auf dem Weg im Radio gehört. Für ihn als Boston Red Sox Fan gab das seinem, sowieso schon relativ anstrengendem Tag, den Rest.
„Das sind Lachtränen! Der liebe Gott ist nämlich White Sox Fan“, stichelte Ric, dessen Herz trotz seines Umzugs in den Osten Amerikas dem Chicagoer Baseball Team treu geblieben war. Und die hatten an diesem Abend gewonnen.
„Ja, das wüsste ich“, grinste nun auch Levian. „Wenn der White Sox Fan ist, dann bin ich … unvergänglich“, lachte er, denn in eben diesem Moment erschütterte ein Donnerschlag die Erde. „Na, das war ja wohl wirklich ein eindeutiges Zeichen.“ Levian konnte sich vor Lachen kaum noch einkriegen.
„Du bist ja so witzig“, grölte Ric feixend über den prasselnden Regen hinweg und stieß ihm seinen Ellenbogen in die Seite. Levian wehrte sich und unter großem Gelächter und Herumgealber stürmten sie in Cats Wohnung.
„Hey, wo wart ihr so lange?“ Ann stand verschlafen im Flur, durch das laute Knallen der Tür aus dem Schlaf gerissen.
„Sorry Sugar! Hat etwas länger gedauert. Aber dafür läuft die Karre jetzt wieder!“ Ric hatte ihm erzählt, dass Jayden sein Auto liebevoll Karre nannte.
„Das ist toll, aber seid doch um Himmels willen etwas leiser! Hier schläft schon alles.“ Ann warf den beiden kopfschüttelnd einen bösen Blick zu. „Wie zwei kleine Kinder“, murmelte sie, was die beiden Jungs wieder zum Kichern brachte. Sie waren wie im Rausch. Die – theoretisch gesehen - guten Neuigkeiten, die sie mitbrachten, hatten sie in Hochstimmung versetzt.
„Warum habt ihr denn so gute Laune?“ Cat erschien, ebenfalls total verschlafen aussehend, neben Ann in der Tür.
„Ich glaube, die haben getrunken“, flüsterte Ann ihr zu.
„Meinst du? Warum bloß?“
„Keine Ahnung. Aber schau sie dir doch mal an. Die sehen irgendwie … bekifft aus.“
„Meinst du, die haben ein Drogenlager in Jaydens Auto gefunden?“ Cat brachte das so trocken raus, dass Ann nach einem Blick in ihr Gesicht in ein prustendes Gekicher ausbrach.
„Psssssst!“, raunten die beiden Jungs gleichzeitig, was ein erneutes Losprusten zur Folge hatte.
Nachdem Ann und auch die Jungs sich wieder einigermaßen beruhigt hatten, wobei Cat anscheinend immer noch nicht
Weitere Kostenlose Bücher