Das Blut Von Brooklyn
bei den Gartengeräten.
Einer der Jungs rennt los.
Axler legt eine Hand auf die Schulter seines Vaters.
– Papa, lass doch. Ich mache das. Ich habe den Sabbat bereits entweiht.
Der Rebbe tätschelt die Hand seines Sohnes.
– Ja, das hast du. Schön, dass du es zugibst. Aber glaubst du, dass du es wiedergutmachen kannst, wenn du mir dasselbe ersparst? Habe ich nie den Sabbat entweiht? Telefoniert? Das Licht eingeschaltet? Gott wird es verstehen. Aber wird er auch verstehen, was du getan hast, mein Sohn? Das kann ich dir erst sagen, wenn ich den Moed Katan zu Rate gezogen habe. Doch einer Frau zu helfen, das wird er verstehen.
Der Junge kommt mit einem Bolzenschneider zurück.
Rebbe Moishe studiert den Pfeil genauer, hält ihn an der Stelle fest, an der er aus Lydias Haut ragt, setzt den Bolzenschneider an und trennt den Schaft von der Spitze.
Dann nimmt er zwei große eingeschweißte Verbände aus dem Arztkoffer und reißt sie auf.
– Haben wir Blut?
Axler schüttelt den Kopf und deutet auf Vendetta.
– Wir haben es Hannah gegeben.
Harm dreht sich um und sieht ihn an.
– Sie heißt Vendetta, du Sackgesicht.
– Leck mich, Schlampe.
– Lieber eine Schlampe als ein Muttersöhnchen.
– Du Hure! Ohne dich wäre das hier alles nicht passiert!
– Klar. Willst du uns vorwerfen, dass wir unser eigenes Leben leben, anstatt beschissene Babyfabriken für euch schlappschwänzige Fanatiker abzugeben?
– Der Tempel!
Sie starren den Rebbe an.
– Frieden im Tempel, ja? Bitte. Und wenn das nicht möglich ist, dann tut zumindest so. Und lasst diese Sprache, bitte. Zeigt etwas Respekt.
Harm dreht sich um.
– Du kannst mich mal, Onkel Moishe.
Axler deutet auf sie.
– Siehst du, so ist sie. Ich will sie nicht, Papa, ich will sie nicht heiraten, geschweige denn ein Kind von ihr.
Harm lacht höhnisch auf.
– Da mach dir mal keine Sorgen, Cousin. Du musst mich nicht heiraten. Und wenn ich ein Baby kriege, hast du ganz bestimmt nichts damit zu tun.
– Es reicht! Ja? Es reicht. Bitte. Es reicht. Axler, du sagst, Leah und Rachel sind hier?
– Ja, Papa.
– Können Sie uns Blut schenken?
– Leah hat ihre Periode. Rachel hat bereits David und Matthew etwas gegeben.
– Wie viel?
– Einen halben Liter.
– Sie ist eine gesunde Frau. Sie kann noch mehr geben. Bringt sie her.
Einer der Jungs macht sich auf den Weg. Axler holt eine kleine Holzkiste aus dem Altar, um die ein Tuch gewickelt ist.
Moishe legt einen Verband um die Pfeilspitze, die aus Lydias Hals ragt, packt sie und nimmt das andere Ende des Pfeils in seine rechte Hand. Dann zieht er ihn mit einer geschmeidigen Bewegung heraus, lässt ihn fallen und presst einen weiteren Verband auf die Wunde. Beide Verbände färben sich schnell rot.
Er reckt den Hals und sieht mich an.
– Bedeutet sie Ihnen etwas?
– Nicht unbedingt.
– Ein Jammer. Eine schöne Frau. Sehr stark. Bei der Menge Blut, die sie verloren hat, müsste sie eigentlich tot sein. Aber etwas frisches Blut wird sie wieder auf die Beine bringen. Sie wird schwach sein, aber wohlauf.
Er sieht Lydia an.
– Es ist eine Schande, dass Ihnen diese Frau nichts bedeutet. Unsere Frauen sind unser Ein und Alles. Von ihnen stammt unser Blut und unser Glaube. Ohne sie wäre der Stamm Benjamin schon vor langer Zeit ausgestorben. Die Frauen unseres Stammes gehen auf Benjamin zurück, einen der Söhne Jakobs, dem Urvater der zwölf Stämme. Ohne die Frauen wäre sein Vermächtnis verloren.
Axler kommt mit der Truhe den Mittelgang herunter.
Der Rebbe nimmt die Verbände von Lydias Wunden.
– Seht ihr, wie stark sie ist? Die Wunden haben sich geschlossen. Sie hat so wenig Blut und ist doch stark genug, um sich zu heilen.
Sein Sohn reicht ihm die Truhe. Er nimmt das Tuch ab, legt es über seine Schultern, küsst den Deckel der Truhe, spricht ein Gebet, öffnet sie und nimmt ein kleines einschneidiges Messer mit silbernem Griff heraus.
– Deshalb sind Hannah und Sarah so wichtig für uns, verstehen Sie?
Harm rollt mit den Augen.
– Unsere Namen lauten Vendetta und Harm.
Moische wedelt mit dem Messer herum.
– Nenn dich, wie du willst, junge Frau. Eure Namen sind Hannah und Sarah.
– Wie du meinst.
Er stellt die kleine Truhe beiseite.
– Die Töchter meiner Schwester. Überrascht es mich, dass sie ebenso halsstarrig sind? Nicht im Geringsten.
Er hält sich das Messer an die Stirn, murmelt ein weiteres Gebet und nimmt es wieder herunter.
– Meine Schwester. Rennt davon, um
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