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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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dem Land?“, fragte er deshalb.
    „Sie werden rechtzeitig in Sicherheit gebracht“, versicherte ihm Embricho. „Aber noch besteht dazu keine Veranlassung. Das Heer ist weit genug entfernt und wir wissen immer noch nicht mit Bestimmtheit, ob es überhaupt hierherkommen wird.“
    Hanno gab sich damit nicht zufrieden. Er fühlte sich Widukinds Familie verpflichtet. „Gestattet Ihr mir, die Battenheimer zu warnen?“
    „Gilt deine Sorge den Dörflern oder einer ganz bestimmten Person?“, erkundigte sich Embricho und spielte auf Yrmengardis an.
    Hanno wunderte sich, dass der Kämmerer von ihr wusste, wiegelte aber ab. „Ich habe noch eine Schuld zu begleichen. Ohne Widukind und seinen Vater wäre ich nicht hier.“
    „Du wirst rechtzeitig die Gelegenheit dazu bekommen“, versprach ihm Embricho. „Hast du eigentlich immer noch Gedächtnislücken?“
    Hanno schluckte schwer. Zwar war er im Lügen geübt, trotzdem fiel es ihm nicht leicht, seinen Herrn anzuschwindeln. Da er aber seine eigenen Ziele verfolgte, wollte er im Augenblick nicht mit der Wahrheit herauszurücken. „Ja. Ich fürchte, dass ich mich nie mehr an die Wochen unmittelbar vor dem Überfall erinnern werde“, erwiderte er, Bedauern vortäuschend.
    „Dann wirst du wohl damit leben müssen. Aber das dürfte inzwischen keine Probleme mehr bereiten, oder?“, hakte Embricho nach.
    „Genauso ist es!“, atmete Hanno erleichtert auf. „Da ich lange fort war, habe ich noch etliche Dinge zu erledigen. Braucht Ihr mich jetzt oder kann ich gehen?“
    „Den Tag gebe ich dir frei, sei aber heute Abend wieder da“, entließ ihn der Kämmerer.
    Kaum war Hanno gegangen, wandte sich Embricho wieder den Finanzen des Erzbischofs zu. Ruthard hatte ihn vor einigen Tagen gedrängt, sie im Hinblick auf die angespannte Situation zu prüfen. Er hatte die Bilanz noch nicht fertig, aber es zeichnete sich ab, dass das Geld nicht mehr lange reichen würde. Die Ausgaben waren deutlich gestiegen, seit sie zusätzliche Vorräte kauften und heimlich in die Stadt brachten. Ruthards Wachen erhielten zudem neue Waffen und letzte Schwachstellen der Stadtmauer wurden ausgebessert. Der Kämmerer wollte gar nicht daran denken, welche Summen erforderlich sein würden, sollte die Stadt tatsächlich belagert werden.
    In jedem Fall brauchte er bald neues Geld und er fragte sich, wie er es am günstigsten bekommen konnte. Er könnte natürlich einfach mehr Mainzer Pfennige prägen lassen, aber das löste das Problem nicht, sondern verschärfte es auf lange Sicht nur. Wie er es auch drehte und wendete, sie würden bei der jüdischen Gemeinde einen Kredit aufnehmen müssen. Das hatte der Erzbischof schon häufiger getan und sie waren sich immer einig geworden.
    Aber die Geldbeschaffung war nur ein Problem von vielen. Weitaus größere Sorge bereitete ihm der Domschatz. Im gesamten Abendland gab es keinen, der es an Größe, Pracht und Wert mit dem von Mainz aufnehmen konnte. Würde die Stadt eingenommen, wäre er in der Schatzkammer nicht sicher. Plünderer machten auch vor dem Eigentum der Kirche selten halt. Er musste versteckt werden, und zwar an Stellen, die nicht gefunden werden konnten. Noch blieb ihm ausreichend Zeit. Aber es war immer gut, vorbereitet zu sein.
    Hoher Dom zu Mainz
    Widukind befand sich auf einem Gerüst an der östlichen Außenfassade. Die angekündigten lombardischen Steinmetze waren endlich eingetroffen und arbeiteten gemeinsam mit den ortsansässigen am Dom. Widukind hatte sich mit Geronimo, einem Gesellen, der zehn Jahre älter war als er selbst, angefreundet. Der Italiener lebte schon länger im Rheinland konnte sich deshalb ohne Probleme mit Widukind verständigen.
    „Der Kaiser ist ein großzügiger Mann“, stellte er fest. „Erst unterstützt er die Verschönerungsmaßnahmen am Dom in Speyer und nun auch hier in Mainz.“
    „Ja, er ist der Stadt wohlgesonnen. Ohne seine Hilfe wäre das Gotteshaus nicht so prächtig, wie es jetzt ist.“
    „Und wenn wir fertig sind, wird es noch viel prächtiger“, äußerte Geronimo mit gewissem Stolz, da er von der Handwerkskunst seiner Kameraden überzeugt war. „Was ist eigentlich passiert? Die Schäden sehen aus, als stammen sie von einem Brand.“
    „Deine Vermutung ist richtig. Vor beinah fünfzehn Jahren wütete eine große Feuersbrunst, die auch den Dom in Mitleidenschaft zog. Es war bereits das zweite Feuer, das ihn beschädigte.“
    „Und es wird wohl nicht das letzte gewesen sein“, bemerkte der

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