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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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MeinHaus wäre kein sicheres Versteck für euch, dazu liegt es zu dicht bei eurem Viertel. Ihr müsst woanders untergebracht werden, irgendwo fernab des Zentrums. Ist es dir recht, wenn ich Conrad um Hilfe bitte? Er ist der Schreiber des Bischofs und seit Jahren ein guter Freund von mir. Auf ihn ist Verlass, er ist äußerst klug und einfallsreich und hat gute Beziehungen.“
    Sara hatte sich inzwischen erholt und den Becher geleert. „Wenn du ihm vertraust, tue ich es auch. Aber du weißt auch, dass gerade viele Mönche uns Juden gegenüber voreingenommen sind.“
    „Conrad ist anders. Er führt sogar hin und wieder freundschaftliche Dispute mit eurem Parnass.“
    „Widukind, ich habe furchtbare Angst“, gestand Sara unvermittelt. „Um meine Mutter, um Isaac, um das ungeborene Kind und auch um mich. In acht Wochen soll es geboren werden. Wie wird seine Zukunft aussehen? Jonahs Schilderungen waren so schrecklich, dass ich nachts oft wach liege und daran denken muss. Immer wieder sehe ich Tod und Zerstörung. Ich wollte, ich wäre bei Immanuel in Italien.“
    Widukind hätte sie gern in den Arm genommen und getröstet, wagte es aber nicht. „Gib die Hoffnung nicht auf.“
    „Das tue ich nicht, denn ohne Hoffnung würde ich das nicht überstehen. Aber es fällt mir schwer, gegen die Entscheidung der Ältesten zu verstoßen, denn das werde ich tun, wenn wir dir unser Leben anvertrauen.“
    „In dieser Sache kann ich dir keinen Rat geben. Das musst du mit dir selbst und deiner Familie ausmachen.“
    „Das weiß ich. Ich bin dir dankbar, dass du dir überhaupt meine Sorgen anhörst. Aber das ist nicht der eigentliche Grund meines Besuchs. Es geht um unser Geld. Ichbrauche ein sicheres Versteck und mir fällt keines ein. Hast du eine Idee?“
    Widukind legte die Stirn in Falten. „Auf die Schnelle fällt mir nichts ein, aber ich finde bestimmt eines. Und so bald wie möglich werde ich zu Conrad gehen, um mit ihm zu reden. Wenn das geklärt ist, gebe ich dir Bescheid.“
    „Richte es aber so ein, dass Mutter und Isaac nichts davon bemerken. Sie wissen noch nichts von meinem Plan. Beide werden es nicht gutheißen, wenn wir uns dem Rat der Ältesten widersetzen. Ich muss sie erst überzeugen und ich muss auch Anna irgendwo unterbringen. Sie kann nicht in unserem Haus bleiben, dort ist sie in Gefahr. Sie hat hier keine Verwandten, zu denen sie gehen könnte, und ich will sie auch nicht allein bei völlig Fremden lassen.“
    „Ich würde sie ja aufnehmen, aber mein Haus ist zu klein, es fehlt eine Kammer für sie.“
    „Vielleicht kann Christian sich um sie kümmern. Er hat ausreichend Platz. Aber nun muss ich gehen, Mutter wundert sich gewiss, wo ich so lange stecke“, sagte sie.
    Auch Widukind stand auf. „Sara, alles wird gut.“
    Sie schaute ihn fest an. Ihre Pupillen waren heute Morgen so geweitet, dass das Braun ihrer Augen nur noch als schmaler Saum zu erkennen war. „Glaubst du das wirklich?“
    „Ich bete dafür.“
    „Dann wollen wir hoffen, dass euer Herr Erbarmen mit uns zeigt.“

Mittwoch, 30. April 1096, 5. Iyyar 4856
    Anwesen des Kämmerers
    Hanno war erst seit gestern wieder in der Stadt. Der Erzbischof hatte ihn und Conrad vor Wochen ausgesandt, damit sie in seinem Namen die fürstlichen Landesherren aufsuchten. Ruthard hoffte auf ihre Unterstützung, falls Mainz belagert wurde. Doch trotz Conrads diplomatischem Verhandlungsgeschick fielen ihre Hilfsangebote nicht zur Zufriedenheit des Erzbischofs aus. Keiner wollte sich jetzt schon festlegen und so blieb es bei reinen Lippenbekenntnissen.
    Unterwegs erfuhren Hanno und Conrad, dass inzwischen mehrere Pilgerheere die Grenze überschritten hatten und Städte wie Aachen, Trier und Köln bedrohten. Die Straßen des Reichs präsentierten sich unsicherer denn je und Conrad war froh, dass Hanno ihn begleitete und als sein Beschützer fungierte.
    Hanno dagegen erfüllte diese Mission weniger, denn sie stellte keine wirkliche Herausforderung für ihn dar. Dafür hatte er aber ausreichend Zeit, über seine Zukunft nachzudenken. Bis vor wenigen Monaten hatte er sich keine Gedanken gemacht, wie sein Leben in zehn oder fünfzehn Jahren aussehen mochte, denn er war zufrieden damit. Früher hatte er auch nie an eine Ehe gedacht, weil er sich nicht auf ein Weib festlegen wollte. Doch seit er Yrmengardis kannte, war alles anders. Die Begegnung mit ihr hatte ihn verändert und der Wunsch, ihr nahe zu sein, wurde immer drängender. Das ging so weit, dass er

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