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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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Menge ruhig halten konnten.
    Einer ergriff das Wort, um einen Vorschlag zu machen. „Edle Herren, im Heer regt sich Unmut. Trotz aller Kampfbereitschaft wollen die Gläubigen sehen, dass sich der mühsame Weg nach Jerusalem lohnt. Allein mit Versprechungen können wir sie nicht mehr lange hinhalten. Noch sind sie bereit, für den einzig wahren Gott zu kämpfen, aber die Heiligen Stätten sind weit. Unsere Feinde sind nicht nur in Jerusalem, sondern auch hier in diesem Land, direkt vor unseren Augen. Ich meine damit diejenigen, die unseren Herrn einst verrieten und ans Kreuz schlugen. An ihren Händen klebt sein Blut. Sie bezeichnen Jesus als gehängten Bastard und beschmutzen sein Ansehen und unseren Glauben. Das können wir nicht dulden. Deshalb schlage ich vor, dass wir morgen das erste Gefecht im Namen unseres Herrn führen, und zwar genau hier. Wenn wir einen Sieg davon tragen, werden sich die Gemüter unserer Truppen beruhigen und sie erkennen uns weiterhin als ihre Anführer an.“
    „Und wenn wir unterliegen?“, fragte ein Zweifler.
    „Das werden wir nicht, denn ich habe einen Plan. Heute ist Freitag, und wenn die Sonne untergeht, beginnt für die Juden der Sabbat. Morgen früh versammeln sie sich zu gewohnter Stunde in ihrer Synagoge zum Gebet. Das ist der Augenblick, in dem wir zuschlagen. Wir kreisen sie ein und beim Verlassen ihres Gebetshauses laufen sie uns direkt vor die Schwerter. Sie sind arglos und werden keine Waffen bei sich tragen. Demnach wird es leicht sein, sie zu überwältigen. Wir verlangen von ihnen die Taufe, damit sie sich zum rechten Glauben bekehren, und wer sie verweigert, wird getötet.“
    „Ein guter Plan und er könnte gelingen“, lachte derZweifler zuversichtlich.
    „Zumal es kaum Opfer auf unserer Seite geben wird, da weder der Bischof noch die Stadtoberen damit rechnen. Die Schlacht ist vorüber, kaum dass sie begonnen hat“, triumphierte der Wortführer bereits.
    „Widerspricht ein solcher Hinterhalt nicht ritterlichen Tugenden?“, fragte ein anderer und erntete dafür böse Blicke.
    „Im Krieg ist jede Maßnahme gerechtfertigt. Bedenke, dass wir einen Schwur leisteten: Wir wollen die Heiligen Stätten von den Ungläubigen befreien. Und die Juden sind Ungläubige! Speyer ist nur eine Etappe auf dem Weg ins Heilige Land. Wenn wir den deutschen Boden vom Antichristen gereinigt haben, wenden wir uns gen Osten. So verlangt es der Herr. Haltet euch morgen früh bereit, aber sorgt dafür, dass es unter uns bleibt, damit die Überraschung auf unserer Seite ist“, beharrte er und die anderen stimmten ihm zu.
    Alle schienen sich einig, aber einer der Anführer zweifelte weiterhin und rang mit seinem Gewissen. Derartige Heimtücke widersprach ritterlichen Tugenden. Zwar hatte er den Schwur geleistet, Jerusalem zu befreien, aber nicht um jeden Preis, schon gar nicht um den unschuldiger Menschenleben. Es widerstrebte ihm, auf diese Weise Städte zu überfallen, zu plündern und arglose Bürger niederzumetzeln, statt Mann gegen Mann zu kämpfen. Nachdem sich die anderen in ihre Zelte zurückgezogen hatten, schlich er sich in die Stadt. Er musste das Unheil abwenden.
    Speyer, nachts
    Der Sabbat hatte gerade begonnen, als es an der Tür von Mosche ben Jekuthiel klopfte.
    „Wer wagt es, die Schabosruhe zu stören“, empörte sich seine Frau.
    „Lass ihn nur weiterklopfen, irgendwann wird er es aufgeben“, erwiderte er.
    Doch er irrte sich, zum Pochen gesellte sich nun auch noch lautes Rufen.
    „Mosche, öffne mir. Ich muss dich sprechen, auch wenn Sabbat ist. Euer Leben hängt davon ab!“
    Der Parnass stand auf, denn er erkannte die Stimme. Sie gehörte Christoph, einem ehrenwerten Rheinfischer.
    „Wenn du uns am Sabbat störst, muss es wirklich wichtig sein“, sagte er, als er die Tür einen Spalt breit aufmachte.
    „So ist es. Es könnte nämlich euer letzter sein!“, entgegnete sein Freund aufgeregt.
    Nun hieß Mosche ihn eintreten. „Wie kommst du darauf?“
    „Ein Edelmann kaufte meinen letzten Fisch und erzählte mir, dass die Pilger euch morgen früh nach dem Sabbatgebet vor der Synagoge überfallen wollen. Sie verlangen, dass ihr euch taufen lasst.“
    Mosche erbleichte. „Wir werden niemals unserem Schöpfer abschwören! Deine Angaben sind wirklich verlässlich?“
    „Absolut, sonst wäre ich nicht gekommen. Trotz des Schabos musst du etwas unternehmen, sonst stürzt ihr morgen ins Verderben. Am besten, ihr verbarrikadiert euch in euren

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