Das Blut von Magenza
erhalten.“
„Deshalb schätzt mich der Kämmerer ja auch so.“
Langsam bekam sie sich wieder unter Kontrolle. „Deine kleine Geschichte hat nur einen Haken. Ich hätte Wolff wegen dieser Affäre gar nicht töten müssen. Wenn ichRuthard von dieser angeblichen Erpressung erzählt hätte, wäre dieses Problem gewiss in meinem Sinne gelöst worden, womöglich sogar durch dich.“
„Du irrst, wenn du das denkst, und du musst es auch gar nicht schönreden. Ich bin mir absolut sicher, dass du Wolffs Mörderin bist. Du hast ihn nicht wegen des Verhältnisses getötet, sondern wegen etwas anderem. Würde der wahre Grund deiner Anwesenheit bekannt werden, brächte es dich aller Wahrscheinlichkeit nach aber unter das Henkersbeil. Das war Wolffs eigentliches Druckmittel gegen dich, nur übersah er es in seiner Geldgier. Dir hingegen war sofort klar, was auf dem Spiel stand. Deshalb bist du auch nicht zum Erzbischof gegangen, damit er keinen Verdacht schöpft. Ruthard darf nämlich unter keinen Umständen erfahren, was du hier tust, stimmt‘s?“
Griseldis erbleichte. Leugnen war zwecklos, er wusste Bescheid. Jedes weitere Wort war verschwendet. Sie würde ihn mundtot machen müssen – genau wie Wolff. Margreth war bereits im Bett und schlief. Sie würde nichts bemerken und Bertram trieb sich wie üblich in irgendeiner Schenke herum. Hannos Leichnam würde sie vorläufig einfach in dem Verschlag verstecken, bis sie ihn endgültig fortschaffen konnte.
„Und nun sag mir, was du für dein Schweigen willst“, forderte sie ihn auf, während ihre rechte Hand langsam unter den linken Ärmel ihres Gewandes wanderte. Sie ertastete den Dolch, hatte seinen Griff schon umklammert und wollte ihn gerade aus der Halterung ziehen, als Hanno mit einem Satz bei ihr war, ihr die Hand wegschlug und sein Stilett an ihre Kehle hielt. „Du vergeudest keine Zeit und bist wirklich gewieft! Das erklärt auch die weiten Ärmel! Sie sind nicht der Mode geschuldet, sondern dienen alsVersteck. Hast du auf der anderen Seite auch einen?“
„Ja“, bestätigte sie völlig überrascht.
„Es ist übrigens unhöflich, seine Gäste ermorden zu wollen“, sagte er, während er beide Ärmel aufschnitt, um ihr die Waffen abzunehmen.
„Es ist genauso unhöflich, das Gewand seiner Gastgeberin zu zerschneiden“, erboste sie sich.
„Ein guter Schneider kann es wieder richten“, meinte er nur und drückte sie auf den Stuhl. „Können wir jetzt vernünftig weiterreden?“
Sie kapitulierte. „Du hast mich völlig überrumpelt. Ich dachte, niemand wüsste davon und meine Tarnung wäre perfekt.“
„Da war ich dir wohl einen Schritt voraus“, sagte er im Hinsetzen und erzählte ihr, wie ihn die Nachforschungen über Bruder Anselms Tod bis nach Speyer geführt hatten, wo sich dank Landwyn alles aufklärte. „Ich stieß auf die Spur eines Ritters, den der Kaiser nach Mainz gesandt hatte. Er erkrankte schwer. Auf dem Sterbebett vertraute er Anselm ein Geheimnis an und bat ihn, seinen Auftrag zu beenden, was der Mönch auch versprach. Anselms Gedächtnis war nicht mehr das beste und er schrieb deshalb wichtige Dinge auf. Da Wolff ihn bestohlen hatte, musste er auch die Notiz besitzen. Die dürftest nun du haben, oder?“, forschte er nach.
Wieder nickte sie. „Wieso hast du eigentlich so lange gewartet, damit zu mir zu kommen?“, erkundigte sie sich.
„Erst war ich lange im Auftrag des Erzbischofs unterwegs, dann nahm der Kämmerer mich in Beschlag. Außerdem musste ich mir erst überlegen, was ich von dir als Gegenleistung für mein Schweigen einfordern kann“, gab er unumwunden zu.
Er verschwieg ihr, dass er während der letzten Tage geholfen hatte, den Domschatz in Kisten zu verstauen, was nicht nur anstrengend, sondern auch zeitraubend gewesen war. Nun lagerten die wertvollen Stücke sorgsam verpackt und gut bewacht transportbereit in der Schatzkammer.
Griseldis musterte Hanno und zollte ihm im Stillen Respekt. Es hatte ihr Geheimnis gelüftet, von dem sie angenommen hatte, es sei das bestgehütete des Reiches und fiel auch nicht auf sie herein, wie andere es taten. „Du bist ein findiger Kerl! Wie es scheint, sind wir aus demselben Holz geschnitzt“, versuchte sie sich anzubiedern.
„Da bin ich mir nicht sicher. Ich habe strikte Grundsätze und töte nur, wenn es keinen anderen Ausweg gibt.“
„Das tue ich auch, aber bei Wolff ging es nicht anders“, versicherte sie ihm. „Er hätte nicht nur mich ins Verderben gerissen,
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