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Das Blut von Magenza

Das Blut von Magenza

Titel: Das Blut von Magenza Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Platz
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nach dem Sabbat die Juden aufnehmen. Kaiser Heinrich IV. persönlich hat in einem Schreiben ihren Schutz gefordert, dem wir auf diese Weise nachkommen. Auch in dieser Hinsicht erbitten wir eure Unterstützung. Sollte es wider Erwarten doch zu einem Kampf innerhalb der Mauern kommen, ergreift eure Waffen und eilt unseren Soldaten zu Hilfe.“
    Der Sprecher der Goldschmiede ergriff das Wort. „Ihr könnt auf uns zählen. Der Kaiser zeigte sich der Stadt und ihren Bürgern gegenüber stets großzügig. Nun können wir uns erkenntlich zeigen.“
    Für diese Äußerung erhielt er Zustimmung, nur Utz und der Vertreter der Fuhrleute schauten zu Boden.
    Gerhard war erleichtert. Er hatte einen langen Disput befürchtet und nicht erwartet, dass sie so schnell auf seinen Kurs einschwenkten. „Ich danke euch! Ihr werdet sehen, gemeinsam können wir die Feinde bezwingen und die Prüfung, die uns bevorsteht, meistern. Verzagt nicht! Gott und Kaiser sind auf unserer Seite“, entließ er sie.
    Bertolf zog aus der Ansprache Gerhards seinen eigenen Schluss. Er würde sein Geld verstecken und dabei sollte Dithmar ihm helfen. Nachdem der Becher geleert war, ging er hinunter in den Laden, wo Dithmar den ganzenTag vergeblich auf Kundschaft gewartet hatte.
    „Wir schließen für heute.“
    „Aber wieso denn?“, fragte Dithmar, verwundert über den erlahmten Geschäftssinn seines Vaters.
    „Hat heute jemand Tuch gekauft?“
    Dithmar verneinte.
    „Siehst du! Es gibt wichtigere Dinge zu erledigen, als nutzlos hier herumzusitzen und auf Kundschaft zu warten, die nicht kommt. Wir müssen unser Hab und Gut verstecken. Ist dir entgangen, was außerhalb der Stadt geschieht? Lass uns hoffen, dass das Schicksal uns vor Schlimmerem bewahrt. Falls die Stadt aber erstürmt werden sollte, wird sie auch geplündert und unser hart verdientes Geld soll nicht irgendwelchen Strauchdieben in die Finger fallen. Also hilf mir, es zu vergraben.“
    Dithmar wurde plötzlich kleinlaut. Er war zwar kein ausgesprochener Feigling, aber auch nicht mit übermäßigem Mut ausgestattet. Konfrontationen ging er gern aus dem Weg und so fügte er sich auch jetzt. Ohne weiter zu widersprechen, verschloss er die Tür und folgte seinem Vater in die Wohnräume, wo sie sich sofort daranmachten, alles Wertvolle zusammenzusuchen und in einer Truhe zu verstauen.
    „Wo willst du es vergraben?“, fragte Dithmar, nachdem sie fertig waren.
    „Im Keller unter einem der beiden Weinfässer.“
    Dithmar ergriff Laterne und Schaufel und ging voran. Das Weinfass war gar nicht so leicht zu bewegen, obwohl es fast leer war. Doch nach einiger Zeit schafften sie es und Dithmar versuchte, ein Loch auszuheben. Der Lehm war fest gestampft und hart und er konnte nicht mit der Schaufel eindringen. „Es geht nicht. Ich muss erst die Erdeaufbrechen, dazu brauch’ ich eine Hacke“, bemerkte er.
    „Dann hol eine“, raunzte Bertolf ihn an.
    Endlich gelang es ihm, die oberste Schicht zu lockern. Er begann zu schwitzen, seine Arme wurden schwer und sein Rücken begann zu schmerzen, aber sein Vater dachte nicht daran, ihn abzulösen.
    „Das dürfte reichen“, meinte Bertolf schließlich. „Hier ist die Truhe.“
    „Die ist ganz schön schwer“, ächzte Dithmar.
    „Wäre sie leer, könnten wir uns die Mühe ersparen.“
    Dithmar hob sie in das Loch, schaufelte wieder die Erde darüber, die sie gemeinsam festklopften, bevor sie das Fass wieder darüberrollten.
    „Kein Mensch würde darunter einen kleinen Schatz vermuten, oder?“, bemerkte der Tuchmachermeister zufrieden und Dithmar nickte bestätigend.
    „So, und nun genehmigen wir uns einen kräftigen Schluck. Den haben wir uns redlich verdient“, sagte Bertolf und zapfte einen Krug aus dem anderen Fass.
    Als sie gemeinsam am Tisch saßen und tranken, wurde Dithmar nachdenklich. „Vater, ich bin kein besonders guter Kämpfer.“
    „Das weiß ich. Es verlangt keiner von dir, dass du dich wie ein Soldat verhältst, aber in Tagen wie diesen geht ein Mann nicht ohne seine Waffe aus dem Haus und sei es nur zum eigenen Schutz.“
    „Steht es denn so schlimm?“
    „Es ist immer gut, vorbereitet zu sein.“
    Vor den Toren
    Bevor Hanno die Stadt verließ, teilte er Widukind durcheinen Boten mit, was er vorhatte. Am Tor bereitete er die Wache auf ihre baldige Ankunft vor. „Wir werden in zwei Stunden hier sein. Sorg dafür, dass dann das Tor weit offen ist. Wir werden schnell hineingelangen müssen.“
    „Ich werde nach euch Ausschau

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