Das Blut von Magenza
halten“, versicherte ihm der Soldat.
Während Hanno zum Rastplatz der wartenden Battenheimer galoppierte, hoffte er inbrünstig, dass Ruthard auch wirklich Hilfe schickte. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was geschah, wenn er sie ihnen verweigerte. Inzwischen hatten sich die Bewohner der Nakheimer Mark zu ihnen gesellt und drängten darauf weiterzuziehen. Graf Bolko konnte sie aber überzeugen, auf Hanno zu warten.
Dieser war über den Zuwachs nicht erstaunt. Bevor er mit Bolko redete, besprach er sich kurz mit ihrem Dorfältesten. Er musste ihm versichern, dass all seine Anordnungen befolgt würden. Dann nahm er den Grafen, Friedrich und den Pfarrer beiseite, damit sie sich ungestört beraten konnten.
„Vor der Stadt lagern etliche Pilger, die unseren Einzug behindern könnten. Viele sind es nicht, dennoch müssen wir auf der Hut sein. Ich war beim erzbischöflichen Kämmerer, damit er bei Ruthard Geleitschutz für uns anfordert. Ich hoffe, wir erhalten die Unterstützung seiner Soldaten, die zum verabredeten Zeitpunkt zu uns stoßen sollen.“
„Und wenn sie nicht kommen, was tun wir dann?“, fragte Friedrich bekümmert. „Schaffen wir es denn allein?“
„Ich fürchte, dann wird es schwierig“, entgegnete Hanno ehrlich.
„Da wären wir besser in Battenheim geblieben. Ich stimme dafür umzukehren“, ereiferte sich der Pfarrer.
Hanno verteidigte sich. „Die Krieger vor Mainz sind nichtdiejenigen von Worms. Es sind Leute Emichs von Flonheim. Er sandte sie als Vorhut, der Rest trifft wohl in den nächsten Tagen ein. Die Pilger von Worms kommen erst noch. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie riesig das Heer letztendlich sein wird. Vertraut mir, ihr seid nur in der Stadt sicher.“
„Wenn wir nicht hineingelangen, war der Weg dennoch umsonst“, beharrte der Pfarrer.
„Falls uns Hilfe verweigert wird, was ich mir nicht vorstellen kann, greifen wir eben zu einer List“, meldete sich nun Bolko zu Wort, der die ganze Zeit geschwiegen hatte.
„Welcher List denn?“, fragte Hanno neugierig.
„Die Kreuzfahrer schmücken sich meines Wissens mit einem roten Kreuz auf weißem Untergrund, das ihnen dazu dient, sich gegenseitig zu erkennen, da sie sich fremd sind.“
„Da stimmt. Ich sah es vorhin mit eigenen Augen!“, bestätigte Hanno.
„Und Gleichgesinnten fügt man keinen Schaden zu; man heißt sie willkommen. Das werden wir uns zunutze machen. Wir geben einfach vor, heilige Krieger zu sein, die sich dem Heer anschließen wollen. Wir bedienen uns deshalb ebenfalls ihres Zeichens. So gelangen wir bis dicht an die Stadtmauer und Hanno sorgt dann dafür, dass wir eingelassen werden“, schlug der Graf vor.
„Euer Plan könnte gelingen. Da wir erwartet werden, hält die Wache nach uns Ausschau und wird uns rechtzeitig das Tor öffnen.“
„Vater, woher sollen wir in der Eile das Kreuzzeichen bekommen?“, fragte Friedrich.
„Wir machen einfach eine Fahne, die ich als unser Anführer vorantragen werde. Wenn sie diese sehen, lassen sie sich hoffentlich eine Zeit lang täuschen.“
„Ein weißes Laken findet sich bestimmt“, bemerkte Hanno. „Doch woher erhalten wir die rote Farbe?“
„Wir schlachten ein Huhn und nehmen dessen Blut“, beschloss Bolko.
Nachdem die Fahne fertig war, unterrichtete Bolko die Flüchtlinge über seinen Plan. Er schärfte ihnen ein, dicht beisammen zu bleiben und darauf zu achten, dass niemand verloren ging. „Bald werden wir von einer Eskorte empfangen. Falls sie wider Erwarten doch nicht da sein sollte, müsst ihr euch sputen, sobald ihr das Stadttor seht.“
Der Zug setzte sich schweigend in Bewegung. Die Menschen bezwangen ihre Furcht und vertrauten ganz auf den Grafen und Hanno. Doch je mehr sie sich Mainz näherten, umso größer wurde die Unruhe unter ihnen, denn die versprochene Eskorte ließ auf sich warten.
In der Stadt
Widukind erhielt Hannos Nachricht, kurz nachdem dieser Mainz verlassen hatte. Auch er sah von den Pilgern eine Gefahr ausgehen und handelte umgehend. Unter Zustimmung von Meister Archibald verließ er die Dombauhütte und eilte zum Stadtgrafen. Obwohl Gerhard kaum Zeit hatte, hörte er Widukind an.
Ohne zu zögern beschloss er, den Dörflern beizustehen. „Wie viel Zeit bleibt uns bis zu ihrem Eintreffen?“
„Etwas mehr als eine Stunde, schätze ich.“
„Ich setze meine Männer in Marsch. Wir warten am Stadttor, bis wir deine Leute kommen sehen. Erst dann rücken wir aus. Wagen wir es zu früh, könnten die Kreuzfahrer
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