Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
das würde ihr sofort die untergeordnete Rolle zuweisen. Sie musste ihren Rang als seine Aufseherin beibehalten.
»Na schön. Lass mich etwas anziehen, dann …«
»Nein. Hier. Jetzt.«
Jetzt entdeckte sie einen neuen Unterton in seiner Stimme, seinem Verhalten. Angst. Hatte er sich in Schwierigkeiten gebracht?
Robertson!
War er durchgedreht und hatte etwas getan, das zu ihm zurückverfolgt werden konnte?
»Du hast mit diesem Privatdetektiv doch nichts Dummes angestellt, oder?«
»Mit ihm? Nein.« Er deutete auf seine Nase. »Aber er hat mich als Fußabtreter benutzt – wie Sie vorher schon gewusst haben.«
»Sei nicht albern. Du hast … Du hast mit ihm doch nicht das gemacht, was du mit Gerhard gemacht hast, oder?«
»Nein. Noch nicht. Aber ich bin nicht wegen Robertson hier. Ich bin hier wegen Ihnen.« Wut blitzte in seinen Augen auf, als er die Papiere in die Höhe hielt. »Und wegen dem hier … Ihre kürzliche Korrespondenz.«
Sie wich vor ihm zurück. »Was?«
Er warf ihr die Blätter hin. »Verraten Sie mir, was Sie sich dabei gedacht haben, als Sie das hier geschrieben haben.«
Sie griff danach, tastete nach ihrer Brille auf dem Nachttisch und begann zu lesen. Erstaunen und kalte, nackte Angst tobten in ihr, während die Worte durch ihren Verstand zuckten.
Sehr geehrte Ms. Pickering … der Mann, den Sie als Jerry Bethlehem kennen … bis vor Kurzem Patient in dieser Einrichtung … Ihre Mutter vergewaltigt … ist Ihr Vater … will, dass Sie ein Kind von ihm bekommen … ermordete Ihre Mutter … habe Maßnahmen eingeleitet, um seine Freilassung zu widerrufen und ihn zurück in die Strafanstalt zu verbringen …
Unterzeichnet mit ihrem Namen – nur dass das nicht ihre Unterschrift war. Sie hatte nicht einmal Ähnlichkeit damit.
Sie sah zu ihm hoch. »Das habe ich nie geschrieben! Das ist komplett ausgedacht! Das ist … Das ist verrückt!«
»Kommen Sie mir nicht damit!«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Nur Sie können sich das zusammengereimt haben.«
»Zusammengereimt?« Und dann traf sie die Erkenntnis wie ein Eimer Eiswasser. »Das heißt, das stimmt? Das Mädchen ist deine Tochter?«
Er sprang auf die Füße und beugte sich über sie. Da bemerkte sie, dass er eine Art Eisenstange in der Hand hielt.
»Hören Sie mit dem Scheiß auf! Sie wissen genau, dass sie das ist – Sie haben die Analyse durchgeführt!«
Julia wich so weit zurück, dass sich ihr Rücken an das Kopfteil des Bettes presste. »Ich habe nicht …«
»Schnauze! Halten Sie mich für blöd? Glauben Sie, ich würde herumlaufen und überall Proben meiner DNA verteilen?« Er deutete mit der Eisenstange auf sie. Sie konnte jetzt sehen, dass es sich um einen Radschlüssel handelte. »Nein, Sie waren das. Es können nur Sie gewesen sein. Sie haben mir das Blut ausgesaugt und sich meine Gene angesehen, seit ich hergekommen bin. Sie haben eine dicke Akte über mich. Sie sind die Einzige, die das alles zusammenfügen konnte.«
… er hat Ihre Mutter umgebracht …
Sie hegte keinen Zweifel daran, dass er das getan hatte. War dieser mörderische Irre der Jeremy Bolton, den die Mutter des Mädchens gesehen hatte, bevor sie starb? Und Gerhard – hatte der die Furcht verspürt, die sich jetzt in ihr breitmachte?
Seine Aussprache hatte einen Südstaatenakzent angenommen – tiefster Süden. Und das, so wusste sie, bedeutete Ärger. Sie schielte nach ihrem Telefon … Von da war keine Hilfe zu erwarten. Hatte er vor, sie umzubringen? Nein. Das würde er nicht tun. Das konnte er nicht tun.
Warum passierte das gerade? Wer hatte ihr diese Falle gestellt?
Und dann begriff sie.
»Bitte, Jeremy! Siehst du das nicht? Doktor Levy hat mir das angehängt. Er hat diesen Brief geschrieben und wollte dich damit verleiten, mich anzugreifen.« Sie hätte beinahe gesagt »zu töten«, aber sie wollte ihm keine Gedanken einflüstern, falls die nicht schon da waren. »Wenn du das tust, dann wird die Behörde dich aufspüren und wegsperren.«
Und falls er sie tötete, dann trat Aaron an ihre Stelle. Es passte alles zusammen.
Er kam näher, in seinen Augen funkelte der Wahnsinn.
Sie hob eine bebende Hand. »Halt ein, Jeremy! Das ist eine Falle! Für uns beide!«
Er schien nicht zuzuhören.
»Es war der Plan meines Daddys … Es ging darum, die Blutlinie zu säubern und die Anderen hierher zurückzubringen, wo sie hingehören.«
»Die Anderen? Was soll das …?«
»Mein Bruder und ich, wir sind ein Teil davon. Und
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