Das Blutband: Der 11. Handyman Jack Thriller (German Edition)
erfahrenen Liebhaberin. In erster Linie hatte sie es getan, um es hinter sich zu haben. Sie hatte den Jungen nicht einmal sonderlich gemocht. Terry war in Ordnung – jedenfalls war er nicht so ein Arschloch wie die meisten anderen Jungs von ihrer Schule –, aber er war echt nicht das, was sie sich als festen Freund vorstellte. Jetzt war ihr klar, wie vollkommen unbedarft sie über das gewesen war, was sie wirklich wollte, bevor sie Jerry getroffen hatte.
Sie musterte ihn, als er sich hochstemmte und von ihr herunterrollte. Sie liebte echt jeden Teil seines langen, hageren Körpers, vor allem seinen Bart, wenn er sich an ihrer Wange rieb, an ihren Brustwarzen oder der Innenseite ihrer Schenkel. Aber vor allem liebte sie das Teil, das gerade aus ihr herausglitt.
Beinahe hätte sie aufgelacht. Gott, was für eine Schlampe ist aus mir geworden. Ich sollte mir einen Autoaufkleber ICH STEH AUF SCHWÄNZE besorgen.
Als er sich abwischte, hatte sie einen kurzen Moment der Besorgnis. Sie benutzten nie Kondome. Sie wusste, sie war sauber, aber wie stand es mit Jerry? Er hatte viel mehr Zeit gehabt, sich die eine oder andere Geschlechtskrankheit einzufangen. Er schwor, dass er sauber sei, und sie glaubte ihm, dass er das glaubte, aber er konnte sich auch irren. Bisher war jedoch noch nichts passiert. Und wie immer war dieser Augenblick der Besorgnis nur das: ein flüchtiger Augenblick.
Über eine Schwangerschaft brauchte sie sich keine Gedanken zu machen. Er hatte ihr gesagt, er habe da vorgesorgt – er hatte vor zehn Jahren eine Vasektomie durchführen lassen, als ihm klar geworden war, dass er diese Welt nicht genug mochte, um ein Kind hineinzusetzen.
Sie war echt voll seiner Meinung. Ein Kind zu haben und zuzusehen, wie er oder sie zu Trotteln heranwuchsen wie die, mit denen sie zur Schule ging? Niemals.
Und irgendwie brachte das ihre Gedanken auf Mama, und wie sie immer daran gearbeitet hatte, dass aus ihr ein besserer Mensch wurde. Ja, Mama. Sie hatte ihr jedes Mal ein Strafgeld auferlegt, wenn sie »echt« oder »voll« gesagt hatte. Wie spießig war das denn?
Echt voll spießig – echt voll voll spießig.
Da. Das hätte sie 2,50 Dollar gekostet.
Mama hatte sie lieb – daran zweifelte Dawn keine Sekunde. Aber vielleicht hatte sie sie zu sehr lieb. So voll zu viel, dass sie anfing, sich miese Geschichten über Jerry auszudenken.
Sie sah Jerry an und fragte sich zum millionsten Mal, was er in ihr sah. Sie wusste, sie war nicht schön – ganz ehrlich war sie sogar ziemlich gewöhnlich und zu dick um die Hüften. Sie hatte nicht den perfekten Arsch oder die riesigen Möpse, mit denen sich das andere Geschlecht anlocken ließ. Sie hatte sich angewöhnt, Bücher den Jungs vorzuziehen, weil die Jungs sie so voll nicht wahrnahmen und sie mit denen auch so echt nichts anfangen konnte.
Jetzt wusste sie auch, warum: Das waren Jungen. Jerry war ein Mann.
Es lebe der kleine Unterschied!
Sie sah ihn an und wollte ihn bereits wieder. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn von ihrer Arbeit, das ultimative, für alle Geschlechter geeignete Videospiel zu konzipieren, abhielt, aber jedes Mal, wenn sie sich hinsetzten und die Köpfe zusammensteckten, um zu arbeiten, da fanden plötzlich auch ihre Lippen zueinander und kurz darauf steckte alles andere auch zusammen.
LOL!
Dieses Haus war der Hammer. Absolut cool. All diese irren Chrommöbel und eine Heimkinoanlage mit einem riesigen Bildschirm und einer supergeilen Dolby-Surround-Anlage. Sie wollte echt voll gern hier einziehen, aber sie wollte es nicht überstürzen – Jerry war vielleicht noch nicht bereit dafür. Aber er würde es sein. Es würde nicht mehr lange dauern. Sie konnte das spüren.
Das Einzige, was sie nicht mochte, war das Gemälde, das Jerry an der Wand im Schlafzimmer aufgehängt hatte. Sie wusste nicht, warum die schrillen abstrakten Wirbel aus Schwarz und Dunkelrot sie so störten, aber sie hatte immer das voll schräge Gefühl, es beobachte sie.
Als sie es jetzt ansah, zog sie unwillkürlich die Bettdecke über ihren Körper. Es war merkwürdig. Und was noch merkwürdiger war, sie hatte es einmal angefasst, und es fühlte sich feucht an. Igitt.
Aber Jerry liebte es. Er sagte, es »spreche« zu ihm. Er hatte es in einem Secondhand-Laden in Monroe gefunden. Er hielt immer Ausschau nach anderen Bildern der Künstlerin – eine Melanie Ehlers oder so –, fand aber nie welche. Dawn war froh darüber.
Als sie gerade überlegte, ob sie zulangen
Weitere Kostenlose Bücher