Das Blutschwert
wollte Willow verteidigen, wusste aber nicht, was sie sagen sollte. Willow sah wirklich schlecht aus. Ihr Haar war die reinste Katastrophe, gewaschen, aber ungekämmt und struppig. Sie trug ein limonengrünes, hochmodisches Top und purpurrote Pants - eine stilistische Verirrung, die in der Sekunde, als Willow hereingekommen war, das SEK für Modedelikte zum Eingreifen hätte provozieren müssen.
Aber wann genau war sie eigentlich gekommen? Sicherlich nicht zur ersten Stunde, soweit Buffy wusste. Und was sollte diese Sonnenbrille?
Willow funkelte Cordelia an, und obwohl ihre Augen hinter den dunklen Gläsern verborgen waren, konnte man ihre Blicke förmlich spüren.
»Wie nett von dir, Cordelia«, fauchte Willow. »Aus deinem Mund klingt es besonders überzeugend. Schließlich kennst du dich aus.«
»Nun, entschuldige bitte«, verteidigte sich Cordelia und wedelte mit den Fingern, als wollte sie ihren Nagellack trocknen. »Aber lass uns nicht streiten. Ich hab nur versucht, dich vor einer postapokalyptischen Peinlichkeit zu retten. Aber siehst du, ich hab meinem Therapeuten immer gesagt, dass man gar nicht erst versuchen sollte, freundlich zu seinen Mitmenschen zu sein. Es ist bloß eine Verschwendung kostbarer Zeit, die man viel besser zur eigenen Weiterentwicklung nutzen könnte.«
»Sehr weise«, spottete Xander. Aber Cordelia zu verspotten, machte natürlich nur Spaß, wenn sie es bemerkte. Was außerordentlich selten der Fall war. Aber vielleicht war es ihr auch einfach egal, denn schließlich handelte es sich bei dem Spötter nur um ihn, Xander.
»Du hast Recht«, versicherte Willow Cordelia. »Du solltest wirklich etwas mehr Zeit auf deine Weiterentwicklung verwenden, Cordelia. Vielleicht würden die Leute dann aufhören, dich mit Barbies durchgeknallter Freundin Skipper zu verwechseln.«
Buffy grinste. Sie konnte nichts dagegen tun. Sie hätte sogar fast laut aufgelacht, doch Willows Gesichtsausdruck hielt sie davon ab. Ihre Miene drückte keinen Triumph aus - obwohl sie Cordy soeben in der Beleidigungsdisziplin geschlagen hatte -, sondern eine derartige Verachtung, dass Buffy für einen Moment befürchtete, Willow würde sich mit gefletschten Zähnen auf Cordelia stürzen.
Stattdessen stand Willow so abrupt auf, dass ihr Stuhl umkippte, sie machte kehrt und stürmte aus der Cafeteria.
»Wow«, staunte Cordelia. »Was ist denn in die gefahren? Alle Mann auf die Gefechtsstationen.« Sie griff nach Willows Tablett. »Ich schätze, sie isst ihr Tofu wohl nicht mehr.«
Xander schlug ihr auf die Finger. »Pfoten weg!«
Cordy warf ihm einen gekränkten Blick zu, aber Buffy nahm den Wortwechsel kaum wahr. Sie sah Willow hinterher.
»Was ist euer Talkshow-Thema?«, wandte sich Cordelia mit einem ironischen Lächeln an Xander.
»Hast du schon mal in den Spiegel gesehen und bist dabei blind oder sonst was geworden?«, fauchte Xander. »Ich kenne Willow schon mein ganzes Leben. Sie ist meine beste Freundin, seit. nun, seit. Offensichtlich bedrückt sie etwas. Sie war so unwillowig. Ebensogut könntest du zweimal dieselben Klamotten in der Schule tragen.«
Cordelia blinzelte. »Du meinst wirklich, dass es so schlimm ist?«, fragte sie besorgt.
»Es ist so schlimm«, bestätigte Buffy.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Xander.
»Am besten geben wir ihr etwas mehr Freiraum. Wir versuchen, mit ihr zu reden, aber ohne Druck und nicht alle auf einmal. Wir könnten auch Giles bitten, mit ihr zu reden«, sprudelte Buffy hervor. »Ich fürchte, der Überfall hat Willow mehr zugesetzt, als wir dachten.«
»Du meinst, sie leidet an einem posttraumatischen Stresssymptom oder so?«, wollte Cordelia wissen.
Buffy warf ihr einen Seitenblick zu und sagte sich im Stillen, dass Cordy bei weitem nicht so dumm war, wie sie meistens wirkte - jedenfalls nicht immer.
»Ich werde mit ihr reden«, bot Xander an.
»Gut.« Buffy nickte. »Ich werd’s auch versuchen.«
Cordelia pfiff leise vor sich hin, während sie interessiert die schmucklosen, weiß getünchten Wände betrachtete. Plötzlich hörte sie auf zu pfeifen, schürzte die Lippen und verdrehte die Augen.
»In Ordnung!«, sagte sie. »Ich versuch’s auch.«
»Das ist meine Cordy«, sagte Xander stolz. »Immer ein Herz für andere.«
Aber keiner von ihnen sah Willow an diesem Tag noch einmal wieder, und Buffy war so sehr mit diesem höllischen Mathetest beschäftigt, dass sie nicht einmal mehr an sie dachte, bis sie sich auf den Heimweg machte.
Manchmal hatte
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