Das Blutschwert
einzusperren. Der Geist gilt dann als »gebannt« und das Objekt als »lebendig«. Deshalb wird eine Glocke, in die ein Geist gebannt wurde, Suzu ga imasu genannt und nicht Suzu ga anmasu. Imasu ist das Verb für Dinge, die lebendig sind, während arimasu leblose Gegenstände bezeichnet.
In vielen Versionen der Legende von Sanno, dem Bergkönig, lesen wir, dass sein Schwert lebt, was uns zu der Annahme führt, dass ein Geist hinein verbannt wurde. Blut wird häufig erwähnt - insbesondere das Blut seines größten Feindes. Die Geschichte von Sannos siegreichem Kampf gegen den bösen Vampir Chirayoju enthält den Satz:
Und Chirayojus Blut wurde vergossen und er bezwungen.
»Er ist also aus dem Schwert entkommen, als sich Willow geschnitten hat?«, schloss Xander daraus und starrte Giles durchdringend an.
Giles hielt seinem Blick stand. »So scheint es.« Xander fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Hören Sie, Giles, was auch immer passiert, ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand Willow einen Pflock durchs Herz treibt. Niemals!«
»Nun, was mich beschäftigt, ist die Einzigartigkeit dieses Falles«, begann Giles, und Xander fragte sich, wie lange es wohl diesmal dauern würde, bis Giles endlich zum Wesentlichen kam. Er jedenfalls hatte bereits einen Entschluss gefasst: Bevor er zuließ, dass Willow ein Leid geschah, würde er sie eher für den Rest ihres Lebens einsperren.
»Also, was genau beschäftigt Sie?«, fragte Xander misstrauisch und zutiefst besorgt.
Giles entging seine Ungeduld völlig - oder er zog es vor, sie aus britischer Höflichkeit zu ignorieren. »Wenn es einmal gelungen ist, den Dämon zu bannen, ist es vielleicht auch ein zweites Mal möglich.«
»Gute Idee, wir sperren den Vampirgeist ein. Alles klar«, sagte Xander. »Und das machen wir.. .wie genau?«
Giles lächelte grimmig. In Momenten wie diesem sehnte er sich nach dem Land, in dem es zum Frühstück Tee, Pfannkuchen und gebackene Bohnen gab. »Ich nehme an, wir finden das heraus, nachdem Cordelia und ich in das Museum eingebrochen sind und dieses Schwert unter die Lupe genommen haben.«
Obwohl ihm davon schwindelig wurde, setzte sich Xander aufrecht hin. » Cordy, ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages diese Worte zu dir sagen würde, aber ich möchte dich bitten, mir beim Anziehen zu helfen.«
»Und ich hätte nie gedacht, dass ich dir das antworten würde«, gab Cordelia zurück, »aber die Antwort lautet nein.« Sie reichte Giles die Hand. »Gehen wir.«
»He, wartet!«, protestierte Xander.
Giles schüttelte den Kopf. »Ich bedaure es zutiefst, Xander, aber du musst hierbleiben und dich erholen.« Er wies auf das Telefon. »Außerdem ruft Buffy vielleicht an.«
»Oh, okay«, sagte Xander zu Giles’ Überraschung. »Sie haben Recht. Geht ruhig.« Er faltete die Hände und lehnte sich demonstrativ im Bett zurück. »Ich werde hier gehorsam sitzen bleiben und vor mich hin heilen. Genau das werde ich tun.«
»Nun, sehr gut«, sagte Giles unsicher.
Sobald der Bibliothekar und Cordelia die Tür hinter sich zugezogen hatten, warf Xander seine papierdünne Krankenhausdecke zurück und stieg unbeholfen aus dem Bett. Das Zimmer drehte sich diesmal kürzer um ihn als beim letzten Versuch, und er sah darin ein Zeichen, dass er kräftig genug war, um sein Robin-Cape anzulegen.
Er schlurfte wieder zu dem kleinen Wandschrank, in dem seine Sachen hingen - seine zugegebenermaßen abscheulichen blutgetränkten Klamotten - und entschied sich für seine Jeans und ein Chirurgenhemd, das er im Bad entdeckt hatte. War es gebraucht? War es mit irgendwelchen todbringenden Viren verseucht, die man noch nicht entdeckt hatte und gegen die es auch kein Mittel gab? Wo war die dazu passende Chirurgenhose? Sie musste doch hier irgendwo.
Ein paar Minuten später sah er aus wie Dr. Greene aus Emergency Room, nachdem er überfallen und zusammengeschlagen worden war. Er verließ das Krankenhaus und folgte zwei jungen hübschen Frauen in Schwesterntracht. Als sie sich dem Parkplatz näherten, stöhnte er demonstrativ, sodass sie sich zu ihm umdrehten.
»Was ist mit Ihnen los?«, fragte ihn die hübschere der beiden - sie hatte flammend rotes Haar - und starrte ihn an. Erst jetzt fiel ihm ein, wie zerschunden er aussehen musste.
Er schnitt eine Grimasse. »Ich hab vergessen, dass mein Kollege, Doktor. Doktor Summers, meinen Porsche genommen hat, weil seiner in der Werkstatt ist. Eigentlich hätte ich ja auch ’ne Doppelschicht, aber uns
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