Das boese Blut der Donna Luna
Monats.«
»Und sie will es nicht?«
»Schon, aber sie hat Angst. Dass sie’s nicht packt. Dass wir nicht zusammenbleiben. Dass wir nichts mehr auf die Reihe kriegen. Dass wir uns irgendwann hassen. Ich war immer dafür, dass die Frau entscheiden soll, und auch für die Abtreibung, aber ich will nicht, dass unser Kind umgebracht wird. Das macht mich einfach fertig. Ich liebe Moni, ich will nicht, dass sie Probleme kriegt, dass sie so endet wie andere, die ich kenne. Die sind nach der Abtreibung einfach durchgedreht. Ich such mir ’nen Job, ich tu alles, was es braucht, aber das will ich nicht.«
»Ich dachte, ihr wüsstet über Sex und Verhütung Bescheid.« Ihr elenden Pechvögel.
»Sie hat die Pille nicht vertragen und sie deshalb abgesetzt, aber wir haben immer aufgepasst. Dachte ich zumindest. Vielleicht kannst du mal mit ihr reden ...«
»Wenn du willst, gern, aber ich glaube nicht, dass das was helfen wird. In ein paar Tagen habt ihr Mündliches, Mau. Ich empfehle euch vor allem eins: Versucht das Problem danach anzugehen. Ein paar Tage machen keinen Unterschied. Und in der Zwischenzeit denkt ihr nach, wägt alles sorgfältig ab. Und beruhigt euch. Dann sehen wir weiter.«
»Was meinst denn du dazu? Wäre es wirklich totaler Irrsinn, es zu behalten?«
»Besser, es wäre gar nicht erst passiert, aber nun ist es so. Ein Kind ist kein Irrsinn, sondern das Natürlichste der Welt. Der Verstand sagt, man sollte den richtigen Moment abwarten, um Kinder zu bekommen, ich hab das auch gedacht. Inzwischen stelle ich so manches in Frage. Auf jeden Fall solltet ihr beide das Gleiche wollen, aber die Entscheidung liegt schlussendlich bei der Frau, immerhin spielt sich alles in ihrem Körper ab, da gibt’s nichts dran zu rütteln. Wenn Moni sich dem nicht gewachsen fühlt, kann man sie nicht dazu zwingen. Jetzt geh schlafen, und sag ihr morgen, ihr redet nach der Prüfung weiter. Vertagt das Problem auf danach.«
»Das wird nicht leicht.«
»Sich das Abi zu versauen ist keine gute Voraussetzung, wenn ihr das Kind behalten wollt. Und auch, wenn ihr es nicht wollt.«
»Du hast recht, Ma. Du bringst es immer auf den Punkt.«
»Gute Nacht, mein Schatz.«
Getröstet von der Vorstellung, die Entscheidung und die daran geknüpfte Katastrophe ein wenig aufgeschoben zu haben, stand Mau auf und ging schlafen. Nelly trank noch zwei reichliche Schlucke Four Roses, ließ sich angenehm beduselt ins Bett fallen und sank in traumlosen Schlaf.
VII
Ihr armen Bullen, ihr braucht Hilfe. Habt den Experten gerufen. Er hat’s gewusst. Ihr Ärmsten, ihr wisst wirklich nicht, wo euch der Kopf steht ... nein, wo ihr den Kopf findet. Ha ha ha ...
Der Witz gefällt ihm so gut, dass er ihn paar Mal leise wiederholt, ihn auskostet wie einen besonderen Leckerbissen. Seit einer Weile – seit jenem ersten Tag – hat sich das Leben verändert, hat endlich einen Sinn. Dieser ganze Blödsinn, den die Zeitungen verzapfen, lässt ihn kalt. Wenn die wüssten ... Wenn die wüssten, wie es wirklich aussieht und wie viel Verantwortung auf seinen Schultern lastet. Doch jetzt muss er die Begierde im Zaum halten, die sich langsam wieder bemerkbar macht. Die Zeit wird kommen, die Dinge müssen geschehen, wenn die Zeit dafür reif ist. Und er wird sich gut fühlen, Angst und Beklemmung werden von ihm abfallen. Seine Feinde werden nicht triumphieren, niemals. Wer zahlen muss, wird zahlen. Im schützenden Schatten bereitet er seinen Heilsweg vor. Lächerlich, die und ihr Vertrauen in den Experten, wirklich lachhaft ...
Am Morgen erwachte Nelly mit pelzigem Gaumen und verkatertem Kopf. Mit wirrem Haar und ebenso wirrem Gemüt machte sie sich einen kräftigen schwarzen Tee und verzichtete ausnahmsweise auf den Kaffee. Das nächtliche Afrika und Maus Beichte kamen ihr in den Sinn, überlappten sich. Paulettes und Malinas Schatten und Madame Claire, wie wirklich ihr die erschienen waren! Und ihr Sohn Mau, der mit gerade neunzehn Jahren – vielleicht – Vater wurde, kam ihr unwirklicher vor als die im Geiste unternommene nächtliche Reise. Es war wohl besser, im Präsidium anzurufen und Marco zu sagen, er solle Palmieri mit Tano zu den Fundorten begleiten. Irgendetwas zog sie unwiderstehlich in die Via del Campo zu Madame Claire. Sie musste sie sehen, mit ihr sprechen.
Unsicher und nervös stand sie wenig später vor Madame Claires Haus und wusste nicht, was sie tun sollte. Die Schraubzwinge um ihren Kopf ließ noch immer nicht locker, ihre Schläfen
Weitere Kostenlose Bücher