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Das boese Blut der Donna Luna

Das boese Blut der Donna Luna

Titel: Das boese Blut der Donna Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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Hätten sie Köpfe gehabt. Nelly musste an eine makabre Kunstinstallation denken.  Die würden bei der Biennale prima ankommen. Eine echte Sensation, endlich mal was Originelles.  Sofort schämte sie sich für diesen zynischen Gedanken.
    Marco war als Erster am Fundort eingetroffen. Ein Mann aus der Gegend hatte sie entdeckt, der wie der Großteil der Bevölkerung vor Hitze nicht hatte schlafen können und im Morgengrauen das Haus verlassen hatte, um nach seinem Schrebergarten zu sehen und die Pflanzen zu wässern. Beim Anblick der beiden Leichen war er fast in Ohnmacht gefallen und hatte einen Moment gebraucht, um sich wieder zu fassen. Dann hatte er einen Barmann gesehen, der in einem Lokal unweit des Fundortes die Tische auf der Terrasse zurechtstellte, und ihn schreiend herbeigewunken. Die Rufe des Mannes hatten auch einige – wenige – Leute neugierig gemacht, die mit ihrem Hund spazieren gingen oder schon auf dem Weg zur Arbeit waren. In dem ganzen schauerlichen Durcheinander hatte sich der Anruf bei der Polizei ein wenig verzögert, und der bei Nelly ebenfalls, da jeder irrtümlich glaubte, jemand anders hätte sie bereits benachrichtigt.
    Jetzt standen sie stumm vor dem irrealen Bild, während die glühende Sonnenscheibe immer höher über den Horizont stieg.  Der Sprung ins Meer hat sie kein bisschen abgekühlt. Himmel, was ich für einen Schwachsinn denke.  Sie wählte Gerolamos Nummer. Dann konzentrierte sie sich wieder auf die Opfer. Sie waren jung, das verrieten die straffen Körper, und zierlich, auch wenn die eine große Brüste hatte, die in einem zum Zerreißen gespannten rosa T-Shirt steckten. Mit dunklem Teint, der eher auf die Hautfarbe als auf Sommerbräune schließen ließ. Noch waren Celsis Leute von der Spurensicherung damit beschäftigt, den Fundort präzise und systematisch nach dem kleinsten Hinweis, dem kleinsten Indiz abzusuchen. Sie sammelten, tüteten ein, fotografierten. War dem Mörder diesmal endlich ein Fehler unterlaufen? Ein Ausrutscher? Die Uferkiesel ringsum waren hier und da verrutscht, doch schließlich waren auch viele Leute darübergelaufen: der Mann, der die beiden Leichen gefunden hatte, der Barmann und die Neugierigen, die von den panischen Schreien angelockt worden waren.
    Tano traf ein, er wirkte blass unter seiner Bräune, und man sah, dass er hastig in die Kleider gesprungen war.  Trotzdem sexy.  Inzwischen waren Nellys Gedanken außer Kontrolle. Laurenti kam, zufrieden wie eine Katze, der man eine, nein zwei saftige, appetitliche Mäuse vorgesetzt hat, dicht gefolgt von einem unerschütterlichen Alessandro Palmieri.
    Und wenn es wirklich dieses Arschloch ist, um sich Geltung zu verschaffen?  Wieder ein alles andere als sachlicher Gedanke, und Nelly wusste nicht mal, ob er auf Palmieri oder auf Laurenti gemünzt war.  Zwei richtige Mordskerle, die beiden, die schrecken vor gar nichts zurück.  Laurenti nickte ihr abschätzig zu.  Stimmt, der junge Herr hält nicht viel von mir. Er findet, ich sei ein plumpes Trampeltier, und versäumt keine Gelegenheit, mich das spüren zu lassen. Ich schätze Sie auch sehr, Dottor Laurenti.
    Nachdem der Staatsanwalt die Szene ohne ersichtliche Gefühlsregung betrachtet hatte, nahm er den Profiler beiseite und murmelte erregt auf ihn ein. Palmieri lauschte ernst. Tano und Nelly wechselten einen Blick, der so viel bedeutete wie »Was für Arschlöcher«, dann ging Tano entschlossen auf die beiden zu, um deutlich zu machen, dass auch er ein Wörtchen in der Sache mitzureden hatte und sich nicht behandeln ließ wie ein kleiner Junge, den man nicht mitspielen lassen wollte. Palmieri begrüßte ihn höflich, der Staatsanwalt fast ungehalten, was Tano jedoch völlig ignorierte, und das Pärchen musste für ihn wohl oder übel ein winziges Stückchen auseinanderrücken. Nelly hütete sich davor, sich dazuzugesellen.  Die dämliche Territoriumsmarkiererei überlassen wir doch lieber den Männern.
    Nachdenklich konzentrierte sie sich wieder auf den Ort des Verbrechens und ließ den Blick über die Umgebung wandern, über das nahegelegene Schilfdickicht. Die Vegetation wucherte üppig in dem von der Sommerhitze ausgetrockneten Kiesbett des Bisagno und würde bei den heftigen Niederschlägen im Herbst zum Problem werden. Sie ging die unterschiedlichen Zugangsmöglichkeiten zum Flussufer durch. Dort, wo die Leichen der beiden armen Mädchen abgelegt und kunstvoll arrangiert worden waren, war es einfach zu erreichen und vor

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