Das boese Blut der Donna Luna
antworten sollte.
»Sie verabreicht mir einen Trank, spricht ein paar Beschwörungsformeln, und ich schlafe ein. Mein Körper schläft, meine Seele löst sich von ihm und geht dahin, wo sie will. Alles passiert wie in einem Traum, an den ich mich nach dem Erwachen nicht mehr erinnere. Frag nicht, wie und warum, es ist einfach so. Es hat was mit meiner Tante zu tun, sie ist ein ...«
»Ein was?«
»Ein Medium würde man vielleicht sagen. Ein Mensch mit besonderen Fähigkeiten, die aber immer nur dem Guten dienen. Eine großartige Frau.«
Sie waren bei Nellys Haus angekommen. Sie dankte ihm für die Begleitung und sprang so mühelos wie lange nicht mehr die Treppen hinauf.
Ich muss Claire nach dem Rezept für dieses Gebräu fragen. Eine echte Bombe.
Auf ihrem Weg zur Terrasse durchquerte sie das Wohnzimmer, das aussah, als wäre es gerade vom Staatsschutz auf den Kopf gestellt worden. Mau hing über den Büchern, Monica saß ihm gegenüber und nuckelte abwesend an einem geeisten Pfefferminztee. Zum Glück hatten sie ihren Rat befolgt und die Entscheidung auf nach dem Mündlichen verschoben. Doch das Mädchen war halbnackt, und man fragte sich, wie sich Mau angesichts von so viel gottgegebener Schönheit auf seine Bücher konzentrieren konnte.
Sie bemerkte Nelly als Erste, lächelte ihr zu und fragte, was es Neues gebe. Als sie von dem Doppelmord erfuhr, erschauerte sie. Auch Mau sah auf und starrte sie mit offenem Mund an.
»Zwei? Aber wo sind wir denn hier? Was für eine Scheiße! Und was tut die Polizei? Was tut ihr?«
»Das, was wir können«, entgegnete seine Mutter ruhig, verschwand im Bad und beschloss, wenigstens am letzten Abend vor den Prüfungen für die Kinder zu kochen. Nach der Dusche schlüpfte sie in einen leichten, kurzen Bademantel, ging in die Küche, kochte Pasta mit scharfer Tomatensauce, arrangierte einen Teller mit Wurst, Schinken, Käse und Oliven, schnitt die große Wassermelone, die sie im Supermarkt gekauft hatte, in Scheiben, lud alles auf ein Tablett und trat triumphierend auf die Terrasse.
Die Kinder sahen sie verdattert an, sie waren es nicht gewöhnt, von ihr bekocht zu werden, doch dann schlangen sie alles dankbar und in andächtigem Schweigen hinunter. Obwohl sie wusste, dass sie machten, was sie wollten, bat Nelly sie, nicht allzu lange aufzubleiben, schließlich hätten sie am nächsten Tag Prüfungen. Danach zog sie sich in ihr Arbeitszimmer zurück, um auf Carlos Anruf zu warten. Um Punkt zehn klingelte das Telefon.
»Nelly?«
»Ja, mein Lieber, entschuldige bitte, dass ich gestern Abend so angespannt war. Jetzt sollte ich es noch viel mehr sein, wir haben nämlich noch zwei Geköpfte.«
»Verdammt!«
»Es kommt mir vor, als wäre ich in einer grauenvollen Parallelwelt gelandet, in der vollkommen verrückte Dinge passieren. Wenn ich über der Hitze, den Verbrechen und den seltsamen Gestalten, die mich umgeben, nicht den Verstand verliere, ist das ein Wunder. Ich wünschte, du wärst hier, aber andererseits ist es vielleicht besser, dass du weit weg bist.«
»Ach ja? Und wieso?«
»Weil alles so hässlich, trostlos, widerlich, brutal und böse ist. Weil du für mich die schöne Seite des Lebens darstellst, und ich würde nicht wollen, dass du in diese ... diese ... Sache verwickelt wirst. Seit Tagen ist mir richtiggehend übel. Diese armen Mädchen, einfach so umgebracht, so vollkommen sinnlos ...«
»Irgendeinen Sinn muss es haben, zumindest für den Mörder. Sonst würde einer so etwas nicht machen.«
»Einen Sinn ...? Ja, du hast recht, für den hat das einen Sinn. Vielleicht will er sie wirklich schützen, sie vor einem unglücklichen oder schmutzigen Leben bewahren, wie Palmieri, der Profiler, vermutet. Wer weiß, ob die beiden von letzter Nacht auch Prostituierte waren. Heute Abend haben sie die Kleidungsstücke und die Leichen in den Acht-Uhr-Nachrichten gezeigt, wenn die meisten Leute vor dem Fernseher sitzen und auch Kinder etwas mitbekommen könnten. Natürlich haben sie die heiklen Sachen ausgeblendet, aber trotzdem ...«
»Hoffentlich erkennt sie jemand und meldet sich. Ich dagegen wäre sehr gern bei dir, um dich nach Kräften vor dieser ganzen Scheiße, die dich umgibt, zu schützen. Pfeif auf das Reise-Schweigen und den ganzen Quatsch und lass mich dir, so gut es geht, helfen.«
»Aber das kannst du nicht, Liebster, leider. Am Telefon bin ich immer ein bisschen gehemmt, das weißt du, und dann kommt es so leicht zu Missverständnissen. Sag mir
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