Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)
getan hatte, wenn im Fernsehen etwas Gruseliges gekommen war, als er klein war.
Rowan schob eine Hand unter Matts Schulter und rollte ihn auf den Rücken. Hinter ihm ertönte ein Aufschrei, nicht männlich, nicht weiblich. Das obere linke V iertel von Matts Gesicht war nicht mehr da. Ein Mosaik aus zerschmetterten Knochenstücken hing im verklebten Haar, und in dem Blut, das aus der Nase geflossen war, schimmerte perlmuttfarbener Schleim. Der Mund stand offen, und die Zunge war von schwarz glänzender Flüssigkeit bedeckt wie von Teer. Kein Atemhauch war zu spüren.
» Ist es schlimm, Grandpa?«
Rowans Instinkt trieb ihn, die Unschuld seines Enkels mit einer Lüge noch ein paar Sekunden zu verlängern, aber darüber musste er sich hinwegsetzen.
» Jakey, er ist tot.«
Jake drückte das Gesicht an Taras Schulter und schrie, und ihr ganzer Körper schien den Schrei zu absorbieren.
» Gut!« , rief Sophie in der Hütte. Sie stand auf, ohne das Baby von der Brust zu nehmen, und trat in die Tür. » Nur schade, dass du sie nicht auch erwischt hast.« Die W ut ließ Sophies liebes Madonnengesicht bösartig und brutal aussehen. Sie trat einen Schritt auf Kerry zu und spuckte ihr ins Gesicht. Der Speichel traf Kerry ins Auge, aber sie wischte ihn nicht weg.
Rowan sah, dass Sophie zuckte, als wollte sie Kerry schlagen, aber dazu hätte sie Edie loslassen müssen, und Rowan hatte den Eindruck, dass es W ochen, ja Monate dauern würde, bis Mutter und Kind sich auch nur für einen Augenblick trennten.
» Ich kann hier nicht atmen«, sagte Sophie. Sie schob dem schlafenden Baby einen schlammbeschmutzten Finger in den Mund, um es von sich zu lösen, zog den BH hoch und hüllte Edie in ihren Mantel. » Ich muss sie nach Hause bringen, ich muss mich waschen, ich muss weg von alldem hier. Dad?« Sie streckte die Hand aus. Rowan nahm sie. V orsichtig betrat sie den glitschigen Boden in Matts Umgebung und stieg mit ungerührter V orsicht über ihn hinweg, wie man einen Zaunübertritt oder einen W eiderost überwindet.
Nur Kerry und Felix waren noch im Cottage. Rowan hatte nicht die leiseste Ahnung, was sie mit Kerry anfangen sollten. » Es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid«, sagte sie immer wieder zu Sophie, zu Felix, zu Edie, zu allen. » Es tut mir leid, es tut mir so leid.«
Rowan bebte vor Zorn auf Kerry, und er konnte nicht umhin zu denken, wenn Jake nicht wäre, wenn er hier allein wäre, würde die V ersuchung, sie Matt hinterherzuschicken, sehr real und bedrohlich werden.
Ihre Reuebekenntnisse bedeuteten nichts, und bald würde ihr auch dämmern, dass das Gleichgewicht der Kräfte sich zu ihren Gunsten verändert hatte. Die V erbrecherin war zur Zeugin geworden, als Jake zugeschlagen hatte. » Es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid«, wimmerte sie, und in dem winzigen Raum war die W iederholung ihr eigenes Echo.
» Sei still !«, sagte Felix und drehte sich dann zu den anderen um. » Schhh! W as ist das für ein Geräusch?«
Die Stimme, die durch den Nebel hallte, war erst zu erkennen, als man verstehen konnte, wer sie rief.
» Sophie!« Es war W ill. » SOPHIE !«
» Will! Edie ist hier! Alles okay, sie ist hier!«
» Oh, Gott sei Dank«, sagte W ill. » Rede weiter, ja? Und leuchte mir, falls du eine Lampe hast. Ich habe keine dabei, und ich kann nicht erkennen, wo ihr seid.«
Alle richteten ihre Lampen ins Geäst, aber niemand sprach.
» Was ist los? Ist sie verletzt?«, rief W ill. » Sag was, Soph!«
» Es geht ihr gut«, sagte Sophie. » Es geht ihr gut, alles ist bestens…«
Nur diejenigen von uns, die alles wissen, dachte Rowan, hören das unausgesprochene » Aber«.
Sie hörten Schritte auf der anderen Seite der Anhöhe, und dann tauchte W ill auf und beschirmte sich die Augen.
» Macht das verdammte Flutlicht aus, damit ich sie sehen kann!«
Sie senkten ihre Taschenlampen.
» O mein Schatz, o Edie!« Er umschlang seine Frau und seine Tochter in einer erdrückenden Umarmung und trat dann zurück, um die gleiche Untersuchung vorzunehmen wie Sophie im Cottage. » Alles okay«, sagte er. Anscheinend hatte er alle winzigen Fingerchen gezählt. » Ist alles okay? Es ist doch alles okay, oder?« Er strich über Sophies tränennasse W ange und hinterließ einen Daumenabdruck im Schmutz auf ihrer Haut. » Geht es dir gut?« Sophie nickte, und W ill lachte. Anscheinend deutete er ihr Schweigen als Erleichterung. » Kommt, lasst uns lieber zur Scheune zurückgehen. Ich habe
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