Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)
Scheiterhaufen warf. Obwohl sie sicheren Abstand zu der lodernden Hitze hielten, hatte irgendetwas bewirkt, dass sich Charlies nervöses Staunen in blankes Entsetzen verwandelte. Der Lärm der Zuschauermenge wetteiferte mit dem Tosen der Flammen, und Charlie vergrub das Gesicht an Wills Schulter. Wie ein Mann, der sich auf einem Sims an einem Wolkenkratzer von einem Fenster zum anderen bewegt, schob er sich Stück für Stück von seinem Vater zu seiner Mutter, umschlang sie und presste die Fäuste gegen die Augen. Er war starr vor Angst, als wäre er gerade dem Babyalter entwachsen und nicht schon vier Jahre alt.
» Autsch, Charlie«, sagte sie, als seine Finger sie durch die Jacke zwickten. » Das ist nicht nötig.«
» Bitte tu das nicht, Mummy«, flehte er.
» Charlie, hör auf.« Sein Griff wurde noch fester. » Tu was nicht?«
» Nicht auf das Feuer klettern, bitte .« Schuldgefühle durchrieselten sie.
» Ach, gestern– das war doch nur dumm von mir. Ich verspreche dir, ich tu’s nie wieder. Sieh doch, das ist ein großes Feuer, und rundherum stehen Männer und passen auf, dass alles ganz ungefährlich ist.«
» Nein!«, schrie Charlie. » Es gefällt mir nicht! Ich will nach Hause! Ich mag nicht hier sein!« Er fing an, wild zu zappeln. Will versuchte, seine Hände festzuhalten, und seine Hände wurden nass von den Tränen seines Sohns.
» Komm zu Grandpa, Charlie«, sagte Rowan. » Und nicht heulen. Sei ein großer Junge.«
Sophie und Will wechselten einen verzweifelten Blick. Beide erkannten, dass es sich um einen Tobsuchtsanfall handelte, der nicht mehr so einfach zu beenden wäre.
» Was können wir tun?«, fragte Sophie. » Er hat furchtbare Angst, und er ist müde. Vielleicht sollten wir früher wieder zurückfahren.«
» Ach Charlie .« Will zerzauste den Blondschopf und überlegte. » Schau, es ist gerade erst halb zehn. Es ist nicht fair gegen die anderen Jungs, jetzt schon nach Hause zu fahren. Ich kann schneller fahren. Ich fahre ihn nach Hause, Kerry kann ihn ins Bett bringen, und ich bin rechtzeitig zurück, um euch um elf abzuholen. Hey, kleiner Mann«, sagte er zu Charlie, » willst du mit Daddy nach Hause fahren? Und zu Hause noch mit Kerry spielen?«
» Nein!«, kreischte Charlie, und eine kleine Faust fand den Weg in Wills Gesicht. » Ich will nicht zu dir, und ich will nicht zu Kerry. Mummy soll mich nach Hause fahren, und Mummy soll mich ins Bett bringen.«
» Das ist es nicht wert«, sagte Sophie und streichelte Charlie über das Haar. Selbstvorwürfe ließen ihre Reserven an Geduld und Zärtlichkeit unerschöpflich werden. Jetzt war sie froh, dass sie kein zweites Glas Cider getrunken hatte. » Ich übernehme das. Gib mir den Autoschlüssel.«
Will zog den Schlüssel aus der Tasche, ließ ihn aber über ihrer Handfläche baumeln, und es fühlte sich an, als falle ein Stein in einen Brunnen, als Sophie begriff, warum er so erpicht darauf war, Charlie selbst zur Scheune zurückzufahren.
» Du glaubst immer noch, er ist bei mir nicht sicher, ja?« Sie musste schreien, um den Lärm und das Chaos zu übertönen. Tara ließ nicht erkennen, dass sie es gehört hatte, zuckte aber unwillkürlich zusammen.
» Soph, sei nicht albern«, antwortete er. » Nach allem, was ich heute Nachmittag gesagt habe? Tatsächlich habe ich gerade gedacht, wenn du Matts Auto nimmst, könnten alle anderen mit unserem nach Hause kommen. Es ist groß genug. So würdest du nicht zweimal durch Nebel und Dunkelheit fahren müssen.« Er drehte sich halb zu Tara um. » Du hast doch noch einen zweiten Schlüssel, oder?«
» Oh«, sagte Sophie. Natürlich hatte er recht. Zurückzufahren und Charlie zu beruhigen, das könnte Stunden dauern. » Stimmt. Tara, könnte ich…?«
Sie hatte den Schlüssel in der Hand, bevor sie die Frage zu Ende bringen konnte.
Will gab ihr einen Kuss, diesmal auf den Scheitel. » Wartest du auf mich?«, fragte er.
Sie kämpfte sich mit Charlie auf dem Arm durch das Gedränge und flüsterte ihm beruhigende Laute ins Ohr, bis sie in der relativen Ruhe der Landstraße angekommen waren und sie fühlte, wie sein Körper schlaff wurde. Er weigerte sich aber immer noch, sich absetzen zu lassen und selbst zu laufen, und als sie Matts Wagen erreichte, war sie erschöpft. Ihre Beine taten weh, Arme und Schultern litten Höllenqualen, und sie war nass geschwitzt. Als sie Charlie auf den Boden stellte, war ihre Erleichterung unbeschreiblich. Sie riss sich die Jacke herunter, dankbar für
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