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Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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den Schock der kalten Luft an ihrem erhitzten, feuchten Körper, und faltete sie zweimal auf dem Beifahrersitz zusammen, um einen behelfsmäßigen Kindersitz für Charlie zu basteln.
    Bevor sie den Schlüssel ins Zündschloss schob, warf sie einen Blick auf ihr Handy, um zu sehen, ob Kerry einen Notruf auf der Mailbox hinterlassen hatte. Auf dem Display, auf dem die schlafende Edie mit ihrem Stoffhasen abgebildet war, war keine Nachricht.
    Sophie konnte sich nicht erinnern, jemals so vorsichtig gefahren zu sein. Der Nebel war jetzt eine massive weiße Wand vor ihr, eine bizarre Umkehrung der Dunkelheit. Wenn die Sicht beim Wegfahren so schlecht gewesen wäre, hätten sie die Fahrt nicht riskiert, Volksfest hin, Volksfest her. Die Scheinwerfer drangen kaum durch; sie beleuchteten nur die wirbelnden Schwaden, die sich in der Luft drehten. Seit der Fahrprüfung hatte sie nicht mehr so nervös am Steuer gesessen. Will hatte recht: Er war der bessere Fahrer, und er hätte hier weniger Mühe gehabt. Die wenigen Autos, die ihr begegneten, tasteten sich genauso vorsichtig voran. An manchen Stellen blitzte seltsame Klarheit auf, und dann senkten die Wolken sich wieder herab. Wenn ihre Augen sich gerade an die Situation angepasst hatten, veränderte sie sich wieder, und sie war einen Moment lang wie blind. Gelegentlich flackerte Feuerwerk auf und färbte die weißen Schleier minzgrün oder eisblau. Tröstlich war nur, dass sie mit dem wendigen kleinen Sportwagen über die Landstraße fuhr, nicht mit ihrem eigenen schwerfälligen Minivan.
    Charlies Kopf sank auf die Brust. Gut. Eine Aufgabe weniger, wenn sie wieder in der Scheune wäre. Sie würde mit ihm geradewegs hinauf in den Bunker marschieren, ihm die Stiefel von den Füßen ziehen und ihn in seinen Kleidern schlafen lassen, entschied sie. Dann würde sie nach Edie sehen, ihr einen Kuss geben oder sie nur ein Weilchen anschauen, und danach würde sie mit Kerry sprechen, vielleicht eine Flasche Wein aufmachen und sehen, ob sie das Mädchen zu einer Unterhaltung verleiten könnte.
    Sie bog in die Zufahrt ein. Hier unten im Tal war der Nebel noch dichter, und eine Sekunde lang war sie nicht sicher, ob die Scheune noch da sein würde. Sie empfand eine lächerliche Erleichterung, als das warme Licht der beleuchteten Fenster sie willkommen hieß.
    Charlie vom Beifahrersitz zu heben war leicht, und Sophie ging geradewegs zur Treppe. Sie warf einen kurzen Blick durch das Wohnzimmer, aber Kerry war nicht zu sehen. Vielleicht war sie oben bei Edie. War die Kleine vielleicht aufgewacht und hatte gemerkt, dass Sophie nicht da war? Dieser Gedanke war wie ein Messerstich. Aber zu hören war nichts. Wenn Edie tatsächlich aufgewacht war, gelang es Kerry wirklich gut, sie zu beruhigen. Auf Zehenspitzen stieg Sophie die Treppe hinauf und sah beruhigt das Licht, das aus ihrem eigenen Schlafzimmer fiel. Sie legte Charlie auf seine Pritsche, zog ihm Jacke, Stiefel und Strümpfe aus, deckte ihn mit seinem Federbett zu und schloss die Tür fest, aber lautlos hinter sich. Sie ging auf möglichst leisen Sohlen– auch wenn das Haus trotzdem Geräusche machte– und nahm sich vor, nicht ins Zimmer zu gehen und Edie zu stören oder gar zu wecken. Aber sie würde einen kurzen Blick hineinwerfen, nur um sicher zu sein, dass Kerry zurechtkam, ohne sie gleich in Zweifel zu ziehen.
    Das Zimmer sah genauso aus, wie Sophie es ein paar Stunden zuvor verlassen hatte, von der ungeöffneten Windelpackung bis zu der Tagesdecke, die über den Rand des Bettchens herunterhing, parallel zur unteren Kante. Der Stoffhase saß auf seinem Ehrenplatz am oberen Ende. Das Laken war glatt, das Kissen rund gewölbt. Das Bettchen war nicht benutzt.

ZEHN
    Sophies erster Impuls war zu schreien, aber rechtzeitig sagte sie sich, es habe keinen Sinn, die Fassung zu verlieren. Edie und Kerry waren irgendwo anders im Haus, das war alles. Sie zwang sich, tief und langsam zu atmen, und konzentrierte sich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Nacheinander schaute sie in die anderen Schlafräume. Mit Felix’ chaotischem Zimmer fing sie an, mit dem ungemachten Bett und dem Durcheinander von Kleidungsstücken und Taschen. Einatmen, ausatmen. Linker Fuß, rechter Fuß. Weiter zu Taras Zimmer, dann zu Rowans. Einatmen, ausatmen. Linker Fuß, rechter Fuß. Sie warf einen Blick in beide Badezimmer und zog die Duschvorhänge zurück. In jedem Raum, den sie betrat, schaltete sie die Deckenlampe ein und hoffte, im Flutlicht eine

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