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Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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beruhigend zu.
    » Mach dir keine Sorgen«, sagte ich. » Ich gebe nicht auf.«
    Das tat ich auch nicht. Ich ging weiter ins Haus und erstattete ihr weiter Bericht, auch wenn nichts von dem, was ich entdeckte, auch nur annähernd die ursprüngliche Verheißung erfüllte. Ich gewöhnte mich so sehr daran, die Tagebücher zu überfliegen, dass Schlüsselwörter wie » Felix« und » Schule« mir aus jedem Zusammenhang ins Auge sprangen, wie der eigene Name widerhallt, wenn man ihn in der Öffentlichkeit von einem Fremden gerufen hört. Insofern war es eine ironische Fügung, dass es, nachdem ich die Zeilen so lange nach Felix’ Namen durchsucht hatte, mein eigener war, der mir von der Tagebuchseite entgegensprang und die Welt jäh zum Stehen brachte.
    2. November 1997
    Halloween war ein grausig passender Tag, um den Namen Darcy Kellaway mit einem Gesicht zu versehen. Ich war mit Rowan und Sophie zum Einkaufen in der Stadt, als Rowan stehen blieb und ein dunkles, kleines, unter einer Kapuze verborgenes Gesicht anstarrte. Es waren die Zähne, die es verrieten; sie sehen wirklich erstaunlich und unmenschlich aus wie die des Jabberwocky in Alice im Wunderland . Sie waren das Einzige, was man sehen konnte.
    » Ist das …?«, fing ich an, aber Rowans Gesicht genügte mir schon als Antwort. Ich begann vor Wut zu zittern. Wie konnte dieser dunkle, hässliche kleine Gnom meinem Goldjungen seine Schönheit stehlen? Ein urzeitlicher Mutterinstinkt wütete in meinen Adern. Wir standen vor dem antiken Steinbogen vor dem Schulgelände. Ich hätte ihn mit einem einzigen Stoß umstürzen können.
    » Ich werde ihm etwas sagen«, erklärte ich.
    » Lass doch, Mummy«, sagte Sophie. » Was soll das schon bringen?« Aber auch sie zitterte, als sie mir eine Hand auf den Arm legte, um mich wegzuführen.
    Seit dieser Begegnung plagt mich ein Zorn, der so verzehrend ist, dass ich ihn nur mit den ersten Monaten eines sexuellen Verlangens vergleichen kann. Ich schwelge in furchtbaren, ganz ungewohnten Rachefantasien, in denen Darcy in meinen Gerichtssaal geführt wird und ich mit der ganzen Wucht meiner Macht das höchste denkbare Urteil verhänge. Bei anderer Gelegenheit ist es Kellaways Gesicht, das zerstört wird; der Grundsatz » Auge um Auge« tritt ein, und irgendwie wird das blaue Auge meines Sohnes wiederhergestellt. Vielleicht gibt es auch andere Kellaways, denen ich etwas antun könnte: » Geliebte um Geliebten«. In meinen dunkelsten Tagträumen springe ich mit der Waffe in der Hand hervor und übe das Faustrecht der Selbstjustiz von jenen Menschen aus, die ich in meinem Gerichtssaal routinemäßig verurteile.
    Der Schmerz, den diese bösartige Beschreibung mir zufügte, war so schneidend, dass ich mit meiner Mutter darüber nicht würde sprechen können. Ich hatte das Tagebuch geschlossen und wollte es gerade wieder ins Regal schieben, als sich sechs Meter unter mir die Haustür öffnete.
    » Überraschung!«, rief jemand. Erschrocken ließ ich das Buch auf den Boden fallen.
    » Hallo?«, ertönte die Stimme erneut. » Hallo ?« Es war eine junge, weibliche Stimme. Sophie. Was wollte sie hier? Sie sollte in Durham sein. Ich wartete, bis sie im Wohnzimmer war, und dann rannte ich die Treppe hinunter und zur Vordertür hinaus, ohne sie hinter mir zu schließen. Wie im Fluge durchquerte ich den zweispurigen Straßenverkehr, hielt mich am Rande des Cathedral Green und wagte nicht, mich umzuschauen.
    Mit jedem Tag, der verging, entspannte ich mich ein bisschen mehr. Wenn Sophie mich gesehen und erkannt hätte, hätte die Familie ganz sicher längst ihren Lieblingspolizisten vorbeigeschickt. Trotzdem vergingen Wochen, bevor ich zurückkehrte. Ich wollte nur einen Blick auf das Haus werfen, und schon von der anderen Straßenseite aus sah ich, dass das Schloss ausgewechselt worden war. Neues Chrom blitzte anstelle des matten Messings, und das Holz ringsherum war verschrammt.
    Ich fand Kenneth in seinem Lieblingswettbüro. Er hatte nicht mit mir gerechnet, und als er mich sah, wurde sein Gesicht lang vor Schreck.
    » Was ist los?«, fragte ich. Wir hatten uns seit ein paar Wochen nicht mehr gesehen.
    » Isst du ordentlich?«, fragte er.
    » Ja«, sagte ich, » ich koche jeden Abend.« Das war nicht direkt gelogen. Ich kochte weiterhin für meine Mutter, reduzierte aber meinen eigenen Verzehr. Seltsame Wallungen ungewohnter Energien, die sich wie Strom anfühlten, beunruhigten mich in letzter Zeit, und Veränderungen hatten eingesetzt:

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