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Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition)

Titel: Das Böse, das im Herzen schläft: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kelly
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Haare wuchsen, wo Haut gewesen war, und Kleider schienen auf unterschwellige Weise über Nacht ihren Schnitt zu verändern. Ich hatte versucht, mich mit ganzer Kraft meiner Arbeit zu widmen, und trotzdem vollzogen sich diese Veränderungen. Nachdem ich sie dermaßen im Stich gelassen und es nicht geschafft hatte, das Stipendium zu bekommen, durfte ich meiner Mutter diese neue Enttäuschung nicht zumuten und mich schon gar nicht Rat suchend an sie wenden. Stattdessen folgte ich ihrem Beispiel und beschränkte das, was ich aß, um Herr über meinen eigenen Körper zu bleiben. Wenn sie bemerkte, was mit mir vorging, sagte sie nichts dazu, und als Kenneth meinen Zustand auf die gewohnte indirekte Art kommentierte, hatte ich bereits über drei Kilo abgenommen.
    » Nach diesem Rennen gehen wir Fisch essen«, sagte er. » Ich will nicht, dass es dir genauso geht wie deiner Mutter.«
    Das Rennen fing an, das Hufgedonner vom Fernsehschirm lenkte ihn ab, und mit seiner Aufmerksamkeit war es vorbei. Danach zerknüllte er stirnrunzelnd seinen Wettschein und warf ihn wie einen Schneeball durch den Laden.
    » Ich gehe nicht mehr in die Cathedral Terrace, wie du sicher mit Freuden hörst«, sagte ich, und seine Miene hellte sich auf.
    » Das wurde verdammt noch mal höchste Zeit«, sagte er. » Ich kann dir nicht sagen, wie erleichtert ich bin. Du kannst von Glück sagen, dass es so lange gut gegangen ist. Aber wie hat sie es denn aufgenommen?«
    » Bist du wahnsinnig? Ich kann es ihr nicht sagen.«
    » Was hast du dann vor? Willst du so tun, als gingst du immer noch hin, um für ihr Fantasieprojekt zu recherchieren?«
    Ich schaute auf die Theke hinunter und fummelte mit einem dieser komischen halblangen Stifte herum, wie die Buchmacher sie immer benutzten.
    » Ach Darcy .«
    » Was soll ich denn machen?«, fragte ich. » Es ist das Einzige, was sie am Leben hält.«
    Aber niemand, und sei er noch so eigensinnig, kann allein von der Hoffnung leben. Immer wenn ich mit leeren Händen von meinen Ausflügen zur Cathedral Terrace zurückkam, schrumpfte meine Mutter ein bisschen weiter. In den nächsten paar Monaten wurde sie immer schmächtiger, bis sie aussah wie eine der schwindsüchtigen Heldinnen aus ihren geliebten viktorianischen Romanen, deren Hoffnungen sich zerschlagen hatten: nur einen blutigen Hustenanfall vom Tode entfernt.

EINUNDZWANZIG
    Januar 2000
    » Einen Apfel?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    » Eine Scheibe Toast ohne Rinde? Trockenen Toast?«
    Wieder ein Kopfschütteln.
    » Ein bisschen Ei? Bitte .« In meiner Verzweiflung schlug ich eins meiner Geheimrezepte vor. » Wie wär’s, wenn ich dir Kräuterhühnchen mache?«
    » Nein!«, sagte sie so vehement, dass ich schon dachte, sie sei mir auf die Schliche gekommen. Ich schluckte angestrengt.
    » Was ist mit Sushi?« Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, und ich wusste, sie zog es in Betracht. » Ein kleines bisschen Sushi? Lachs, weißt du, wie ich ihn letzte Woche gemacht habe, in ganz dünnen Scheiben. Ohne Dressing oder so was, nur mit etwas Zitronensaft. Und ohne den Reis. Ganz ohne Fett.«
    Sie nickte. » Ja. Ich glaube, davon könnte ich vielleicht einen Bissen herunterbringen.«
    » Bleib nur hier«, sagte ich überflüssigerweise. Ihre Welt bestand nur noch aus einem schmalen Pfad zwischen unserem Bett und dem Badezimmer.
    In den Läden in unserer Nachbarschaft gab es keinen frischen Fisch, jedenfalls nicht die Sorte, aus der man Sashimi machen konnte. Also musste ich zu dem neuen Tesco-Supermarkt auf der anderen Seite der Stadt. Hin und zurück würde der Weg fast eine Stunde dauern, aber das störte mich nicht. Um Essen zu kaufen, das sie herunterschluckte und bei sich behielt, wäre ich barfuß nach London gelaufen.
    Die Luft war frisch und kalt, und in der Stadt war es ruhig. Ich folgte der wallenden Wolke meines Atems über Cathedral Green. Ich warf einen Blick hinüber zur Terrace, aber ich trödelte nicht, denn ich wusste nicht genau, wann der neue Supermarkt zumachte. Ich hätte mich nicht zu beeilen brauchen: Auf einem Schild an der Tür stand, er sei vierundzwanzig Stunden täglich geöffnet. Etwas an den grenzenlosen Möglichkeiten, die sich dadurch boten, stimmte mich so optimistisch, dass ich nicht nur das Stück Fisch, sondern auch noch ein Viererpack Joghurt kaufte. Das Gewicht der Beute an meiner Hand war verheißungsvoll.
    Ich überquerte Cathedral Green zum zweiten Mal, als es neun Uhr schlug. Diesmal nahm ich mir einen Moment Zeit, um nach

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